Interview Choreograph: „Wir sind 100 Prozent Zirkus“

Düsseldorf · Ein Ensemble aus Australien bringt in Düsseldorf eine neue Form der Akrobatik auf die Bühne.

Yaron Lifschitz.

Foto: Circa

Er macht nicht nur Zirkus. Sondern verbindet Clownerien mit Witz, Esprit und waghalsiger Akrobatik. Yaron Lifschitz und seine Kompanie „Circa“, die er seit 20 Jahren leitet, gehen in ihrem neuen Stück „Humans“ den Fragen nach „Was können wir aushalten?“ oder „Wie viel Gewicht können wir tragen?“. In ihrer Heimat in Australien gelten der Choreograph Lifschitz und seinen Artisten-Tänzer als erste Wahl des Nouveau Cirque – seit vielen Jahren auch das Spezialgebiet des Düsseldorf Festivals. Vom 20. bis 22. September gastieren die Australier mit ihren neuen Kreation im Theaterzelt des Festivals auf dem Burgplatz.

Mr. Lifschitz, worum geht es in dem Stück?

Lifschitz: Humans ist eine Show über das, was uns zu Menschen macht, zeigt unsere Kämpfe und unsere Erfolge. Ich habe bei den Proben unsere Künstler gefragt, was bedeutet es menschlich oder ein Mensch zu sein. Oder: Wie könnt ihr das Wesentliche dieser Erfahrung mit eurem Körper ausdrücken? Es geht um Grenzen und um die außerordentlichen Dinge, die wir erreichen können. Und darum, wie und ob wir auch in dem unvermeidbaren Scheitern eine Gnade entdecken können.

Was bedeutet das genau?

Lifschitz: Wir Menschen sind eine ziemlich schwache Spezies. Alles, was wir körperlich erreichen können, kann ein gut trainierter Affe mit Leichtigkeit noch übertreffen. Eine verletzte Taube kann höher fliegen als der besttrainierte Akrobat der Welt. Eine Schlange ist biegsamer als jeder Schlangenmensch. Aber weil wir eben Menschen sind, erlangen wir mit unseren körperlichen Leistungen Würde, Bedeutung und Poesie. Durch unsere Verletzbarkeit drücken wir gleichzeitig Stärke aus.

Die Performance ihrer brillanten Athleten ist nicht nur ‘L’art pour l’art’?

Lifschitz: Nein, ich denke nicht. Sie sind brillant und es ist eine Kunstform. Aber die Show zeigt auch, wie eine Gruppe zusammen arbeitet und dabei tiefe, menschliche Gefühle ausdrücken kann. Ich möchte gerne, dass das Publikum wegen der Akrobatik kommt, bleibt wegen der Verknüpfung mit Gedanken und die Show mit starken Gefühlen verlässt.

Ihr Name steht für extrem körperliches Theater und nouveau cirque, also neuer Zirkus. Wie lässt sich Ihr Stil beschreiben?

Lifschitz: Ich denke, wir haben unseren eigenen Stil gefunden. Beschreiben müssen ihn andere. Jedenfalls: Wir sind 100 Prozent Zirkus. Alles, was wir machen, kommt vom Zirkus, unsere Machart ist nur frisch und neu.

In welchen Kostümen treten Ihre Artisten auf?

Lifschitz: Die Akrobaten treten in elastischen Kostümen auf. Sie wurden so angefertigt, dass sie ihre Fähigkeiten voll entfalten und ihre Verletzbarkeit zeigen können. So dass ihre extreme Körperleistung auch sichtbar wird.

Sie inszenieren Opern. Was hat diese Arbeit zu tun mit Ihrer Circus-Choreografie?

Lifschitz: Wir arbeiten in allen Shows mit Musik. Sie ist eine emotionale und rhythmische Basis für alles, was wir machen.

Wie und wo rekrutieren Sie Ihre Artisten und Athleten?

Lifschitz: Sie kommen aus der ganzen Welt. Die meisten kommen aber aus Australien.

Ihr Werk umfasst bis jetzt 100 Arbeiten. Wie werden sie angenommen?

Lifschitz: Die Arbeiten sind sehr erfolgreich in und außerhalb von Australien. Die meiste Zeit touren wir jetzt in Australien. Und geben uns Mühe, dass die Shows das Publikum bezaubern.

20. bis 22. Sept. beim Düsseldorf Festival. Tickets: Tel. 82 82 66 22.