Comicfans auf der Jagd nach Schnäppchen und Autogrammen
Rund 600 Gleichgesinnte kommen zur Comic- und Manga-Messe am Hauptbahnhof — Johanna und Kim sogar aus Bayern.
Das Treffen mit Gleichgesinnten war für Johanna (16) und Kim (17) der Grund, warum sie aus Bayern zur Comic- und Manga-Convention nach Düsseldorf gekommen sind. Die beiden sind Cosplayer, haben also an Verkleidungen gearbeitet, und lassen sich bei Messen in ihren Kostümen fotografieren. Teilweise improvisieren sie dabei und wollen Ideen ohne großen Aufwand verwirklichen, wie Johanna das bei ihrem, im viktorianischen Stil verzierten Hut, machte: „Mit einer guten Idee und Heißkleber kann man solche Teile schnell realisieren. Ganze Kostüme sind aber immer aufwendig.“
Dass viel Arbeit in so einem Kostüm stecken kann, bestätigte auch die 20—jährige Luca: „Das komplexeste, was ich bisher gemacht hab, war ein einfaches, arabisch aussehendes Gewand. Selbst da hab ich eine Woche lang jede freie Minute reingesteckt.“ Bei Rüstungen etwa, die teilweise aus Pappmaché gefertigt werden, investieren die Cosplayer also mehrere Wochen Zeit in ihr Kostüm. Luca hat die Freundinnen, mit der sie auf der Messe ist, selber erst auf einer der letzten Conventions kennengelernt und nutzt diese Veranstaltung jetzt, um sich mit ihnen zu treffen.
Im Weiterbildungszentrum der Volkshochschule am Bertha-von-Suttner-Platz herrscht Trödelmarktatmosphäre. An den eng beieinanderliegenden Tischen stöbern über den Tag verteilt 600 Leute, feilschen um jeden Preis. Es sind ausschließlich Comics und dazugehörige Fanartikel, und bei den Besuchern handelt es sich um Fans jeden Alters von Comics und Mangas. Hier am Bahnhof findet seit drei Jahren mit der Comic- und Manga-Convention eine von vielen Comicmessen statt, in denen sich die Szene trifft — aber nicht nur, um sich mit Comics und Figuren zu versorgen, sondern auch, um sich über die neuesten Veröffentlichungen auszutauschen oder sich im selbstgebastelten, der Lieblingsfigur nachempfundenen Kostüm zu präsentieren.
Damit haben sich die Veranstalter Uwe Ganske und Miguel Riveros einen Traum erfüllt, wie letzterer erzählt: „Wir sind ja selber Comicfans, da erträumt man sich so eine Messe, bei der Künstler kommen und sich Gleichgesinnte treffen können.“
Die Comicfans wollen sich nicht nur mit Gleichgesinnten, sondern auch mit den Zeichnern und Autoren treffen, deren Geschichten sie so gerne lesen. Auf einer großen Bühne an Tischen aufgereiht sitzen einige Künstler, die ihren Fans ihre Poster oder Comics unterschreiben, Fotos machen oder einfach für ein kurzes Gespräch zur Verfügung stehen. Zum ersten Mal auf so einer Bühne sitzt Zeichnerin „Niloo“ (26). Sie hat gerade ihren Debütmanga „Mein erstes Mal“ veröffentlicht, eine tragische Liebesgeschichte über Kiki, ein 16-jähriges, schüchternes Mädchen, das sich zum ersten Mal verliebt und sich direkt in einem verzwickten Liebesdreieck wiederfindet. Die 26-jährige will sich aber nicht auf Kitsch und Liebesgeschichten reduzieren lassen: „Ich habe auch schon viele Mangas mit traditionell männlicher Zielgruppe gezeichnet. Es ist eher Zufall, dass gerade dieser Manga der erste ist, der veröffentlicht wurde.“ Überhaupt war viel Glück und zwölf Jahre Geduld nötig, um auf dieser Bühne sitzen zu können: „Seitdem ich 15 bin, bewerbe ich mich bei Verlagen. Oft scheiterte es in letzter Sekunde.“ Bei so viel Einsatz verwundert es nicht, dass sie endlich von ihrer Leidenschaft leben können will. Sie hat die Geschichte für den zweiten Band schon fertiggeschrieben. Sie hofft, noch weitere Mangas veröffentlichen zu können. Bei der nächsten Comic- und Manga-Convention ist sie auf jeden Fall wieder dabei.