Daimler: Marktzusage ist für Belegschaft Standortgarantie

Mitarbeiter sind stolz auf ihren Kampf. Die 665 wegfallenden Stellen aber „tun sehr weh“.

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Düsseldorf. Stolz, Misstrauen und Wut: Die Gefühlslage der Daimler-Mitarbeiter im Sprinter-Werk mischt sich aus diesen drei Gemütszuständen. Betriebsrat und IG Metall loben sich am Dienstagmorgen erst einmal selbst: Dafür, dass sie in den langen Verhandlungen mit der Unternehmenführung das Schlimmste noch abgewendet haben, Tenor: Es hätte noch viel schlimmer kommen können. „Eine ganze Schicht mit 1800 Stellen sollte wegbrechen, jetzt werden 665 sozialverträglich abgebaut“, sagt Helmut Bauer, der stellvertretende Vorsitzende des Betriebsrates im Derendorfer Daimler-Werk. Aber: „Jede einzelne tut weh.“

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Das wichtigste an der Vereinbarung zwischen Konzern und Betriebsrat ist, dass das Sprinter-Werk eine Zukunft über 2020 hinaus hat — das ging in den Schlagzeilen vom geringer ausfallenden Stellenabbau unter. „Das A und O ist die Marktzusage für Düsseldorf“, sagt IG-Metall-Mann Nihat Öztürk, „heißt: Von diesem Werk aus werden weiter alle Märkte der Welt mit Sprintern beliefert — außer der Nafta-Zone, also USA, Kanada, Mexiko.“ Wie berichtet, lagert Daimler die Sprinter-Produktion für den nordamerikanischen Markt nach Übersee aus.

Die langfristige Sicherung des Standortes war der am längsten und härtesten umkämpfte Punkt: „Da hat das Unternehmen wirklich erst in letzter Sekunde nachgegeben“, sagt Bauer. Viele Mitarbeiter sind sicher, dass die Konzernleitung ansonsten das Werk an der Rather Straße „langsam ausbluten gelassen hätte“, wie es Bernd Kost, Werksarbeiter und IG Metaller formuliert. Er ist ein Freund klarer Worte und wird leicht nervös, wenn er hört, bei Daimler lebe man doch immer noch in einer „Komfortzone“ im Vergleich zu anderen Firmen. „Hier malochen manche seit 30 Jahren wie irre, demnächst müssen alle jedes zweite Wochenende ran“, sagt er. Ohne die Top-Arbeiter sei Daimler nichts, „und plötzlich sollte das alles gar nicht mehr zählen“, schimpft er.

Für den Fall, dass der Vorstand auch nur daran denke, sich in ein paar Jahren nicht an seine Zusagen zu halten, kündigen die Arbeitnehmervertreter nichts weniger als einen „Krieg“ an.

Erst einmal kämpfen hunderte Mitarbeiter gegen Lohnkürzungen, die das Unternehmen vornahm, weil sie in der Arbeitszeit Beschwerden beim Betriebsrat vorbrachten: „Das ziehen alle vor Gericht durch. Streiken durften wir nicht, das aber tangiert unser Beschwerderecht“, kündigt Kost an.

Von der Düsseldorfer Politik halten die Arbeiter übrigens wenig: „Unterstützt hat uns in dem Kampf keiner. Erst jetzt melden sich Politiker mit Erklärungen“, sagt Bauer. Bernd Kost hat sich auch über OB Geisel geärgert: „Der wirkte eher wie ein Daimler-Sprecher als wie der Oberbürgermeister von Düsseldorf.“