Wie sind die ersten Monate gelaufen?
Interview „Kritik am Stadtstrand kommt aus der Politik, nicht von den Gästen“
Düsseldorf · Die Stadtstrand-Macher sind zufrieden mit dem Start und berichten von ersten Veränderungen, dem geplanten dritten Standort und dem Umgang mit Kritik.
Andreas Knapp: Wir sind sehr zufrieden. Wir freuen uns darüber, wie gut die Stadtstrände angenommen werden. Es treffen sich alle Altersgruppen und es herrscht ein sehr friedliches Miteinander. Wenn jemand Party möchte, dann kommt der gar nicht erst zu uns. Es ist schön zu sehen, dass unser tolerantes Konzept des Miteinanders von Menschen, die ihre eigenen Sachen mitbringen und denen, die sich bei uns versorgen, so gut funktioniert. Wir wollten und wollen niemandem etwas aufzwingen. Keiner ist verpflichtet etwas bei uns zu kaufen.
Es gab auch viel Kritik, wie sind Sie damit umgegangen?
Matthias Böttger: Die Kritik kam vor allem aus der Politik, nicht von unseren Gästen. Für mich war und ist das eine rein politische Sache, die mit dem Stadtstrand gar nichts zu tun hat. Deshalb ging die Kritik mehr oder weniger an mir vorbei.
Andreas Knapp: Die kritischen Stimmen kommen immer nur von einer ganz bestimmten Seite. Wenn man sich anschaut, wie viele nette Menschen den Stadtstrand jeden Tag genießen, dann muss man sich doch fragen, worum es in der Kritik eigentlich geht. Ich dachte immer, dass der Stadtstrand ein neues und anderes Angebot für die Bürger und Besucher Düsseldorfs sein soll. Und genau das haben wir doch geschaffen. Wenn der Stadtstrand den Besuchern nicht gefallen würde, dann würde doch niemand kommen. Wir haben einen Vertrag mit der Stadt gemacht und sind immer davon ausgegangen, dass das der Wunsch der Stadt ist und jetzt kommt da Kritik auf und es macht den Eindruck, dass die mit der Sache nicht wirklich was zu tun hat. Wir haben unser Konzept allen Parteien vor der Vertragsunterzeichnung vorgelegt. Da hat sich niemand beschwert.
Vor allem der Standort am KIT ist ja in der Kritik:
Knapp: Das verstehe ich überhaupt nicht. Der Rat der Stadt hat mit Mehrheitsbeschluss entschieden, dass alle drei Standorte mit Robert-Lehr-Ufer, Tonhallenufer und der Wiese am KIT einen Stadtstrand erhalten sollen. Die Stadtverwaltung wurde beauftragt einen Wettbewerb für diese drei Standorte auszuloben, um einen Betreiber zu finden. Wir hatten das Glück, mit unserem Konzept den Wettbewerb zu gewinnen und haben im März 2019 einen Pachtvertrag für diese drei Flächen mit der Stadt abgeschlossen. Auch dieser Vertrag ist durch den Rat der Stadt verabschiedet worden. Nicht wir haben uns die Standorte ausgesucht, sondern der Rat der Stadt hat das gemacht.
Auch die Container sind Ziel von Angriffen
Knapp: Wir haben unser Konzept allen Parteien, die uns eingeladen haben, vor Unterzeichnung des Pachtvertrages vorgestellt. Unter anderem auch der CDU. Zu dem Zeitpunkt hat niemand Bedenken geäußert, oder gar den Standort am KIT angezweifelt.
Gab es Gespräche mit Kritikern? Ist jemand an Sie herangetreten?
Andreas Knapp: Nein. Das ist etwas, was ich überhaupt nicht verstehen kann. Wenn es um die Optik des Stadtstrandes geht, hätte man längst ein konstruktives Gespräch mit uns führen können, dafür sind wir bekannt. Das ist aber leider nicht erfolgt. Bei den Düsseldorfer Jonges habe ich mich schon vor längerer Zeit angeboten, um etwas über meine Ideen für Düsseldorf, meine Firma Küssdenfrosch und das Stadtstrand-Konzept zu erzählen, da ist bisher leider noch keine konkrete Einladung gekommen. Ich würde sehr gerne mal ein offenes Wort mit dem Baas reden. Die FDP haben wir mehrfach angerufen und um ein Gespräch mit Frau Strack-Zimmermann und auch mit Frau Lehmhaus gebeten. Sie wollen nicht mit uns sprechen.
Gibt es Gespräche mit der Stadt?
Andreas Knapp: Wir sind im ständigen Austausch.
Matthias Böttger: Wir tun natürlich auch etwas für Düsseldorf und die Bürger, da die Stadt durch den Pachtvertrag am Umsatz beteiligt ist. Je besser der Stadtstrand angenommen wird, desto mehr Einnahmen hat Düsseldorf. Wir zahlen nicht nur unsere normalen Gewerbesteuern.
Andreas Knapp: Außerdem kümmern wir uns um die Wiesen und haben endlich öffentliche Toiletten am Rheinufer geschaffen und so ein großes Problem nicht gelöst, aber zumindest entschärft. Ich will es aber auch noch mal grundsätzlich sagen: Wir wollten mit dem Stadtstrand Orte schaffen, die es so in Düsseldorf noch nicht gegeben hat. Orte der Ruhe, der Entspannung, der Kommunikation. Und genau das haben wir geschafft. Endlich zeigen wir der Welt, dass Düsseldorf auch anders sein kann als nur Kö und Schickimicki. Düsseldorf kann auch cool sein. Geht es nicht auch darum zu zeigen, wie tolerant und integrativ Düsseldorf sein kann und dass es sehr wohl funktioniert, wenn man einfache Hochseecontainer an das Rheinufer stellt. Schließlich fahren täglich diese Kisten den Rhein auf und ab und bedeuten ein wichtiges Wirtschaftsgut für Düsseldorf. Warum sonst denken wir gerade über einen neuen Containerterminal in Reisholz nach. Uns ging es nie darum, nur noch ein zusätzliches gastronomisches Konzept in Düsseldorf zu eröffnen. Wir wollten verhindern, dass an diesen drei Standorten die übliche Systemgastronomie einzieht.
Was ist aus ihrer Sicht schlecht gelaufen?
Andreas Knapp: Wir dachten zu Anfang, wir brauchen ein Miet- und Pfandsystem für die Möbel, aber wir haben schnell gemerkt, dass das gar nicht nötig ist. Die Menschen gehen sehr respektvoll mit unseren Möbeln um und sind dankbar für das Angebot. Deshalb haben wir ganz schnell auf die Mieten verzichtet und bieten die Möbel jetzt kostenlos an.
Matthias Böttger: Vielleicht werden wir für die großen Strandliegen im kommenden Jahr eine Miete nehmen, da es schon vorkommt, dass Kunden die Liegen mit Handtüchern reservieren und dann zwei Stunden nicht kommen. Das möchten wir natürlich vermeiden. Außerdem soll man in Zukunft immer die Möglichkeit haben, sich eine Strandliege auszuleihen, wenn einem danach ist.
Andreas Knapp: Wir haben die erste Charge an Foodtrucks komplett ausgetauscht. Das war leider nicht die Qualität, die wir uns vorgestellt hatten. Am Robert-Lehr-Ufer sind die Umsätze für die Foodtrucks derzeit noch nicht hoch genug. Das lohnt sich für die Foodtruck-Betreiber leider nicht. Deshalb sind sie dort erst mal abgezogen. Aber: Wir haben schon einige neue Ideen, wie wir die Gäste am Robert-Lehr-Ufer in Zukunft mit tollem, gesunden Essen versorgen werden. Am Mannesmannufer werden die Foodtrucks derzeit gut angenommen und machen entsprechenden Umsatz. Auch hier gibt es noch viel Potenzial und wir überlegen uns verschiedene Konzepte für die nächste Saison.
Sie wollten die Foodtrucks ursprünglich häufiger wechseln.
Andreas Knapp: Durch die Verzögerung mit dem Pachtvertrag waren leider die besten Foodtrucks für dieses Jahr schon anderweitig verplant. Dadurch, dass wir jetzt eine Saison Erfahrung gesammelt haben und die Betreiber der interessanten Foodtrucks gesehen haben, dass die Stadtstrände gut angenommen werden, bewerben sie sich mittlerweile bei uns, so dass wir in Zukunft eine größere Auswahl haben werden. Ursprünglich wollten wir alle zwei Wochen das Angebot wechseln, das wird wahrscheinlich ab nächstem Jahr so sein.
Die Saison geht bis Ende Oktober, die Öffnungszeiten sind wetterabhängig. Bis zu welchen Temperaturen öffnen Sie?
Matthias Böttger: Bis 14 Grad geht es, aber wenn es kälter wird oder regnet, wird es schwierig, da die Wiese nass wird. Wir haben aber auch Felle und Decken für den goldenen Herbst.
Andreas Knapp: Solange die Menschen bei diesen Temperaturen zum Stadtstrand kommen, ist alles gut. Wir werden jetzt noch größere Schirme als Regenschutz aufbauen, möchten aber aus Umweltschutzgründen ungern Heizstrahler aufstellen.
Im kommenden Jahr öffnen Sie ab dem 1. März?
Andreas Knapp: Das hängt von der Hochwassersituation ab. Ab 1. April können wir auf jeden Fall öffnen, wenn keine Hochwassergefahr besteht, auch schon ab dem 1. März.
Wie läuft es wirtschaftlich? Der Vertrag läuft zunächst über fünf Jahre. Was ist, wenn man nach zwei oder drei Jahren merkt, dass es nicht läuft?
Matthias Böttger: Wir haben eine Klausel, dass wir im Extremfall unterverpachten können.
Andreas Knapp: Davon gehen wir aber erst mal nicht aus. Dieses Jahr ist umsatztechnisch besser gelaufen als wir erwartet hatten. Trotzdem werden wir in diesem Jahr noch nichts verdienen. Wir haben mehr Geld investiert als ursprünglich gedacht, so dass sich die Investitionen hoffentlich innerhalb von fünf Jahren amortisieren werden. Aber das war uns von Vornherein klar. Wir gehen auch davon aus, dass sich das im nächsten Jahr mit dem dritten Standort an der Tonhalle etwas verbessert, solange natürlich das Wetter mitspielt.
Matthias Böttger: Erst, wenn der Standort an der Tonhalle fertig ist, kann man das ganze Konzept verstehen.
Was ist genau für den Stadtstrand an der Tonhalle geplant?
Andreas Knapp: An der Tonhalle bauen wir eine zweigeschossige Containerwelt auf. Da hat man die Möglichkeit, auch in der ersten Etage wettergeschützt zu sitzen und auf den Rhein zu schauen. Es gibt eine kleine Bühne und natürlich Foodtrucks. Außerdem soll es ein Kunst- und Kultur-Programm geben, gratis. Nicht zu laut, nicht zu aufdringlich. Auch so etwas gibt es noch nicht in Düsseldorf. Ab 1. November ist dafür auch eine neue Mitarbeiterin eingestellt, die diesen Standort kuratiert und organisiert. Wir freuen uns natürlich darauf, hierfür viele Ideen der Düsseldorfer zu bekommen. Ab sofort kann sich jeder bei uns melden, der eine tolle Idee für den Kunst- und Kulturstrand hat. Das soll ein ganz besonderer Ort werden. So wie die anderen Strände und doch anders.