Frau Ilbertz, Herr Meyer, wie wird man Prinzenpaar?
Prinzenpaar „Auf jeden Fall keinen Alkohol trinken“
Düsseldorf · Vor der Kürung am Freitag hat das designierte Prinzenpaar Martin Meyer (44) und Sabine Ilbertz (38) unsere Redaktion besucht. Es erzählt, wie groß der Respekt vor dem ersten großen Auftritt ist, wie man sich auf 16 Termine am Tag vorbereitet und wie viele Menschen nötig sind, um das Ornat anzuziehen.
Martin Meyer: Indem man sich ganz normal wie auf einen Beruf beim Comitee Düsseldorfer Carneval bewirbt – mit allem, was dazugehört: Lebenslauf, Fotos und so weiter. Das war vor ziemlich genau drei Jahren.
Das heißt, man bewirbt sich nur ein einziges Mal?
Meyer: Richtig. Das Prozedere läuft folgendermaßen: Immer wenn das aktuelle Prinzenpaar vorgestellt wird, wird man gefragt, ob man im Bewerbertopf bleiben möchte. Wir haben das immer bejaht, weil das ja nicht eine Sache ist, die man auf einen bestimmten Zeitpunkt auslegt.
Und wie haben Sie sich kennen gelernt?
Meyer: Per Zufall vor vier Jahren auf der Feier eines gemeinsamen Freundes. Dort haben wir uns auf Anhieb gut verstanden und das blieb auch so, als wir uns auf anderen Veranstaltungen wiedergesehen haben. Deswegen habe ich ihr auch vor drei Jahren im Goldenen Einhorn bei einem Kaffee den Venetien-Antrag gemacht. Und bevor ich ihn ausgesprochen habe, hat sie auch schon ja gesagt – und das ganz ohne Ring.
Sabine Ilbertz: Man muss dazu sagen, dass ihm unser gemeinsamer Bekannter dazu geraten hat, weil er weiß, dass ich für jeden Spaß zu haben bin.
Warum, Herr Meyer, ist Ihre Ehefrau nicht Venetia geworden?
Meyer: Das kann man eigentlich machen, wie man möchte. Aber meine Frau ist als Berlinerin ohnehin nicht die große Karnevalistin. Trotzdem steht sie voll dahinter und begleitet mich auch auf einige Veranstaltungen.
Für Sie steht als Prinzenpaar nun eine lange Session an. Gibt es da keine Probleme mit Ihren Jobs?
Ilbertz: Nein, weil ich das schon mit meinem Arbeitgeber abgesprochen habe (Sabine Ilbertz ist Polizistin, Anm. d. Red), bevor wir uns beworben haben. Und als ich das Go bekommen habe, habe ich gleich angefangen Urlaubstage anzusparen. Ich wusste ja, dass es irgendwann passieren könnte.
Bei Ihnen, Herr Meyer, ist das weniger problematisch, weil Sie selbstständig in der Versicherungsbranche arbeiten und in dieser Zeit auf Ihre Einnahmen verzichten?
Meyer: Nicht ganz. Ich habe zum Glück Mitarbeiter, die meine Abwesenheit mitauffangen. Die Kunden werden also weiterhin betreut.
Bedeutet eine lange Session dann auch mehr Termine?
Meyer: Eine lange Session bedeutet vor allem, dass viele Termine nicht so komprimiert an einem Tag stattfinden, weil wir ja drei Wochenenden mehr haben. Ein Beispiel: Der ehemalige Prinz Christian Erdmann hatte an einem Samstag vor Karneval 21 Termine. Die haben wir jetzt nicht, sondern bislang 15 bis 16 in der Spitze. Im Umkehrschluss haben die Vereine aber auch mehr Möglichkeiten zum Feiern. Auch mein Verein, die Weissfräcke, macht jetzt einen Zusatztermin. Und wenn das 30 weitere Vereine machen, dann haben wir am Ende 30 Veranstaltungen mehr.
Da ist bestimmt eine gute Kondition gefragt. Bereiten Sie sich diesbezüglich darauf vor?
Meyer: Natürlich macht man zur Vorbereitung ein bisschen Ausdauertraining. Ich habe zu Hause ein Rudergerät stehen, das nutze ich jetzt häufiger.
Haben Sie sich ansonsten eine Strategie zurechtgelegt, um die vielen Termine zu überstehen?
Meyer: Auf jeden Fall kein Alkohol trinken.
Ilbertz: Und im Auto so viel schlafen wie möglich. Wenn man von Termin zu Termin gefahren wird, ist dort die einzige Möglichkeit, sich für kurze Zeit mal auszuruhen.
Wird wirklich kein Alkohol getrunken?
Meyer: Sie können bei 16 Auftritten ja nicht jedes Mal mittrinken, das würden wir niemals durchstehen.
Ilbertz: Wenn einem ein Bier auf der Bühne angeboten wird und man dann anstößt, nippt man vielleicht kurz daran.
Meyer: Man muss auch einfach die Zeiten im Blick haben. Allein am 17. November haben wir gleich zehn Auftritte. Angefangen beim Kinder-Hoppeditz-Erwachen um 10.30 Uhr bis zum letzten Termin um 23 Uhr bei meinen Weissfräcken. Da kann man vielleicht auch mal ein Bierchen trinken, weil es am nächsten Tag erst um 14 Uhr weitergeht.
Ilbertz: Bei den ganzen Terminen muss man allerdings auch die Vorbereitungszeit berücksichtigen. Selbst Martin braucht bei seinem Ornat Unterstützung, er kommt da nicht alleine rein.
Wie lange dauert eine solche Prozedur, bis alles sitzt?
Meyer: Im Vergleich zu Sabine habe ich noch das entspanntere Kleidungsstück. Sie muss zudem ja auch noch zum Friseur. Am Anfang brauche ich noch 20 bis 25 Minuten, mit der Zeit dann vielleicht 15 Minuten.
Ilbertz: In meinem Fall plant man am Anfang mit drei Stunden Vorlaufzeit. Danach geht das wahrscheinlich auf zwei Stunden runter.
Um viel Uhr geht dann der Wecker?
Ilbertz: Wenn wir um 10.30 Uhr einen Termin haben, werde ich dann um 7 Uhr schon beim Friseur sitzen. Das heißt für mich 6.30 Uhr aufstehen. Wir sind aber auch noch nicht eingespielt, also die Friseurin, Visagistin, die Fahrer und ich. Bis das alles klappt, dauert es noch. Deswegen plant man mit der Venetia am Anfang mit drei Stunden Vorlaufzeit.
Wie viele Leute braucht es, um ins Ornat zu kommen?
Meyer: Ich habe zwei Adjutanten. Der eine machte vorne alles dran, der andere hinten. Was ich selber anziehen kann, ist meine Strumpfhose und die Hosenträger.
Hat man eigentlich mehrere Ornate zur Auswahl?
Meyer: Das ist in erster Linie eine Kostenfrage. Das Ganze kostet viel Geld, in etwa so viel wie ein Brautkleid. Sollte aber doch mal was passieren, habe ich zu Hause für den Notfall ein Ersatz-Ornat.
Am heutigen Freitag steht die Prinzenpaarkürung an. Wo vor haben Sie am meisten Respekt?
Ilbertz: Vor dem Moment, wenn die Tür zum Saal aufgeht, und alle Augen auf uns gerichtet sind. Davor habe ich wirklich Respekt.
Meyer: Die Kürung ist wirklich eine Herausforderung. Man geht das erste Mal in den Saal und wird vor größerem Publikum etwas sagen. Da sind um die 1100 Leute vor Ort – und die werden uns an den Lippen hängen. Wenn es gut läuft, bleibt das auch so, im schlimmsten Fall hören die nach ein paar Minuten nicht mehr zu und gehen sich ein Bier holen.
Haben Sie für die Kürung schon geprobt?
Ilbertz: Wir hatten einen Rhetorikkurs mit einer Trainerin. Dabei wird die Rede durchgesprochen und es wird auf Gestik und Mimik geachtet. Das alles wird auf Video aufgenommen und analysiert.
Gibt es etwas, worauf Sie sich in dieser Session besonders freuen?
Meyer: Eigentlich auf jede Veranstaltung – egal ob in großen Sälen oder in Kneipen. Wobei es in diesem Jahr auch eine Besonderheit gibt. Und zwar veranstalten wir im Kinderhilfezentrum an der Eulerstraße sowie in der Altstadt-Armenküche erstmals zwei eigene Sitzungen, die wir selber auch moderieren werden. Das wird bestimmt eine tolle Erfahrung, auf die wir uns sehr freuen.