Thema des Tages Die Kita-Suche Das große Buhlen um den Kindergartenplatz

In vielen Kitas bekommen nur die Eltern einen Platz, die bei der Bewerbung Einsatz zeigen.

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1880 Kinder sind aktuell ohne Betreuungsplatz. Alle sind registriert im Kita-Navigator, dem zentralen Vormerksystem für Betreuungsplätze. Damit soll den Eltern eigentlich der umständliche Anmelde-Marathon erspart werden — niemand soll mehr von Kita zu Kita laufen müssen, um sich auf eine Warteliste setzen zu lassen. Das ist die Theorie. In der Praxis aber sieht es anders aus: Eine Mutter berichtete zuletzt in der WZ von ihrer anstrengenden Kitaplatzsuche. Von unzähligen „Bewerbungsgesprächen“, von Aufsätzen, in denen sie darlegen musste, wie sie sich in den Kita-Alltag einbringen will.

Und in der Tat: Viele Kitas führen ihre ganz eigenen Listen — und darauf landen nur die Eltern, die im persönlichen Gespräch überzeugen konnten. Viele dieser Eltern haben sich vorher nicht im Kita-Navigator registriert, sondern erhoffen sich durch den persönlichen Eindruck einen Vorteil gegenüber anderen Eltern.

Vor allem in Kindertagesstätten, die von Elterninitiativen gegründet wurden, legt man Wert auf den persönlichen Eindruck und das Engagement der Eltern. „In erster Linie muss ich wie jede andere Kita bei der Platzvergabe darauf achten, die Gruppenstrukturen aufrechtzuerhalten “, sagt Michaele Leuchs, Leiterin der Kita Urmelhaus. Dabei gehe es um die Anzahl der Kinder über drei und unter drei Jahren, aber auch um ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. Auch Wohnortsnähe ist ein entscheidendes Kriterium bei der Aufnahme eines Kindes. Wie alle Kitas darf auch die Elterninitiative nur Kinder aufnehmen, die im Kita-Navigator für das Urmelhaus vorgemerkt sind. „Am Ende kommen aber nur diejenigen Eltern in die engere Auswahl, die sich persönlich vorgestellt haben“, sagt Leuchs.

Michaele Leuchs, Leiterin der Kita Urmelhaus

Viele davon haben sich zuvor nicht über den Navigator auf die Warteliste gesetzt. „Ich sage den Eltern dann, dass sie sich dort noch eintragen müssen, weil ich sie sonst nicht nehmen kann“, sagt Leuchs.

Passen mehrere Kinder in das Profil der Gruppen, entscheide sich die Platzvergabe am Ende nach dem Gefühl, „wer besser in die Gruppe passt“. „Wir sind eine recht kleine Kita, da geht es auch ums Vertrauen. Wenn man von Anfang an merkt, mit einer Mutter funktioniert es nicht, dann fällt die Wahl auf eine andere“, sagt Leuchs. „Als Elterninitiative lebt das Urmelhaus vom Einsatz engagierter Mütter und Väter, die das Kitaleben mitgestalten möchten“, sagt sie. Zwei Arbeitsstunden pro Monat sollen sie leisten. „Der Kita-Navigator soll Chancengleichheit herstellen. Aber so lange das Angebot so knapp ist, wird das nicht funktionieren.“

Auch in einer katholischen Kita gibt es eine interne Warteliste. Welche Rolle spielt der Navigator bei der Auswahl der Eltern, die einen Betreuungsplatz wollen? „Keine“, sagt die Kita-Leiterin. Der Navigator bilde lediglich den gesamten Pool an Bewerbern ab. „300 Eltern bewerben sich über den Navigator, aber nur 120 kommen zum persönlichen Gespräch“, sagt sie. Nach den Gesprächen entscheidet dann ein Gremium, wer einen Platz bekommt. Die Aufnahmekriterien sind festgelegt: Konfession, Alter und Betreuungszeit müssen passen. „Geschwisterkinder haben Vorrang“, sagt die Kita-Leiterin. Auch Michaele Leuchs betont: „Wer einmal den Fuß in der Tür hat, der hat gewonnen.“