Düsseldorf Loop-Hilfsprojekt: Eine WG nur für Flüchtlinge

Behruz Aslami (16) aus Afghanistan lebt seit kurzem in einer Dreier-WG mit anderen Jugendlichen zusammen.

Düsseldorf: Loop-Hilfsprojekt: Eine WG nur für Flüchtlinge
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. An das Leben in einer Wohngemeinschaft hat sich Behruz Aslami schnell gewöhnt. Seit zwei Monaten lebt der 16-Jährige mit zwei anderen Jugendlichen unter einem Dach. Alle drei sind aus Afghanistan geflohen. Ihr neues Zuhause ist nun in Bilk, nachdem sie vorher in Erstaufnahmestationen untergebracht waren. „Wir kommen gut miteinander klar. Und wenn es ein Problem gibt, können wir jederzeit jemanden anrufen“, erzählt Behruz. Neben einigen Fotos, die eingerahmt an den weißen Wänden seines Zimmers hängen, fallen auf den ersten Blick vor allem eine Gitarre und ein Keyboard auf. „Ich kann aber noch nicht gut spielen. Ich habe gerade erst angefangen mit der Musik“, erzählt er etwas verlegen.

Bei der gestrigen Eröffnungsveranstaltung der Wohngemeinschaft, zu der auch Oberbürgermeister Thomas Geisel gekommen ist, steht Behruz zusammen mit den Mitgliedern der Band „NoBorder“ im Wohnzimmer seiner WG am Mikrofon. Die Band besteht ausschließlich aus jungen Flüchtlingen. Gerappt wird auf Deutsch, Syrisch und Afghanisch - Texte, die mitunter sehr persönliche Erfahrungen und Gefühle schildern. „Ich hab’ noch viel Kraft, um wieder bei dir zu sein, Mama“, heißt es in einem Song. Und: „Mach dir keine Sorgen, mir geht es hier gut.“

Die spendenfinanzierte Hilfsorganisation Loop hilft Kindern und Jugendlichen in Not - egal, welcher Herkunft. Seit August betreut sie zwei Wohngemeinschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Neben der WG von Behruz gibt es gleich nebenan eine weitere, in der drei syrische Jugendliche zusammenleben. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass diese Trennung zwischen Afghanen und Syrern sinnvoll ist, weil es leider noch viele Vorbehalte auf beiden Seiten gibt“, sagt Ilona Götz. „Wobei sie sich immer mehr annähern. Es gibt auch gemeinsame Aktionen.“

Die Pädagogin leitet bei „Loop“ den Bereich stationäre Hilfen. „Im Vergleich zu den WGs mit deutschen Jugendlichen sind die Jungs hier sehr viel ordentlicher.“ Etwa 60 Stunden in der Woche werden die Jugendlichen, alle zwischen 16 und 18 Jahre alt, von Pädagogen betreut. Bei der Renovierung der Wohnungen, die lange Zeit leer standen und in einem miserablen Zustand waren, haben sie fleißig mitgeholfen. „Ihre Betten haben sich alle zum Beispiel selbst zusammengeschraubt.“

Jeder hat sein eigenes Zimmer, außerdem gibt es eine Gemeinschaftsküche und ein Wohnzimmer. „Anfangs hatten die Jugendlichen vor allem nachts Angst, weil es doch sehr dunkel hier in der Umgebung ist. Aber das hat sich gelegt.“

Alle sechs WG-Bewohner sind männlich. „Junge Mädchen flüchten meist mit Familienangehörigen“, erklärt Ilona Götz. Jungs werden hingegen oft von ihren Familien vorgeschickt. Bei der Zusammensetzung der Wohngemeinschaften habe man darauf geachtet, dass die Chemie stimmt. „Die Nachfrage war natürlich sehr groß und die Auswahl schwer. Als wir dem Jugendamt sagten, dass wir Kapazitäten haben, stand das Telefon nicht still.“