Düsseldorf Die bunte Gastro-Szene rund um „S Bilk“

Bald ist der U-Bahnhof fertig. Schon jetzt gibt’s lecker Trinken und Essen international.

Das „Äpelschlaat“ (neben der Blende) ist ein Edel-Imbiss, in dem sich — fast — alles um die tolle Knolle dreht.

Das „Äpelschlaat“ (neben der Blende) ist ein Edel-Imbiss, in dem sich — fast — alles um die tolle Knolle dreht.

Foto: Michaelis Judith (JM)

Düsseldorf. Wenn am kommenden Montag endlich der letzte U-Bahnhof der Wehrhahnlinie eröffnet wird, freuen sich nicht nur die Rheinbahnkunden über das Ende der provisorischen Haltestellen. Zwar sollen die Bahnen ab dem 24. Oktober planmäßig am Ende des Tunnels am Bilker Bahnhof halten, aber der voraussichtlich „Bilker Pferdetränke“ heißende Platz als Gesamtensemble ist noch längst nicht fertig.

Im ehemaligen „Mario’s“ an der Ecke Friedrich-/Bachstraße führt jetzt ein Ableger der Lupo-Pizzeria die italienische Küchen-Tradition fort.

Im ehemaligen „Mario’s“ an der Ecke Friedrich-/Bachstraße führt jetzt ein Ableger der Lupo-Pizzeria die italienische Küchen-Tradition fort.

Foto: Judith Michaelis

Bevor alles gepflastert und begrünt ist, sämtliche Bäume gepflanzt und die Straßen neu verlegt sind, wird das unvergleichliche Baustellen-Chaos (der Autor ist seit Beginn täglich unfreiwillig staunender Augenzeuge organisatorischer Unfähigkeit) noch eine Weile weiter gehen. Die feierliche Eröffnung des neuen Platzes ist jedenfalls erst für das Frühjahr 2017 avisiert.

Blick in die Bar Williams an der Friedrichstraße im Haus Mengwasser

Blick in die Bar Williams an der Friedrichstraße im Haus Mengwasser

Foto: Sergej Lepke

Wie dem auch sei, die äußerst international aufgestellte Gastronomieszene rund um „S Bilk“ ist bereits jetzt schon für alle Publikumsströme aufgestellt. Strategisch bestens platziert haben sich die Edel-Imbisse My Gemüse Döner, die „Pommes-Manufaktur“ Frittenwerk und der (auch) vegane Dönerladen Yo Men Grill, die neben der Back-Factory und dem neuen Foodcourt in der oberen Etage der Düsseldorf Arcaden (Mc Donald´s und Gosch residieren im Erdgeschoss) dem Publikumsverkehr des neuen Bilker Zentrums am nächsten kommen. Nur ein paar Schritte weiter entfernt (und ums Eck) locken die brasilianisch-portugiesische Fleischvernichtungsfabrik Rodizo Royal, die Tacos und Burritos der Casita Mexicana oder das kinder- und vegetarierfreundliche Open-Air-Angebot der Florabar die (erlebnis-) hungrige Kundschaft an.

Für ein höheres gastronomisches Niveau sorgen die alteingesessen Adressen, wie das feminine Kneipenrestaurant Miss Moneypenny, ein violetter Allrounder, der Frühstück, Mittagskarte, Kuchen und Dinner anbietet, sowie die stets verlässlichen Ost-Asiaten. Es gibt alleine drei vietnamesische Varianten: Le´ger, ein leicht runtergerocktes Bistro mit Snacks und Convenience-Food, das kürzlich umbenannte Vu“s Kitchen, ein lichtes Restaurant mit frischem Vietnam-Food und Veatnam, das Vintage-gestylte Lokal mit Fischsaucen-dominiertem Street-Food. Dazu gesellt sich der lässige Laote Mekong (mit thailändischer Küche und preiswertem Lunch-Buffet).

Doch die Platzhirsche haben neue, ehrgeizige Nachbarn bekommen. Im Haus Mengwasser ermöglicht seit einiger Zeit die Bar Williams intelligentes Trinken vor Mitternacht und sorgt für ein wenig kultiviertes Nachtleben im Viertel. Bärtige Barkeeper servieren in klassisch-elegantem Ambiente exzellente Cocktails und ein paar tagesfrische wie magenfüllende Gerichte (Ceviche, Steaks, Roastbeef, Pasta, Desserts) aus der offenen Küche. Man könnte sich z.B. mit einem Herbstpilz-Risotto für einen „Marrakesh Smash“ (Bourbon, Jägermeister, Kirsch-Marmelade, Minze, Limone, Vanille-Sirup) stärken und danach die Welt aus den Angeln zu heben versuchen. „New Old Fashioned“ nennen die Betreiber ihren Stil, der von angesagten Londoner Gastropubs inspiriert wurde.

Diese Bezeichnung würde auch auf den kürzlich eröffneten Edel-Imbiss Äpelschlaat — direkt neben der Rock- und Bier-Institution „Die Blende“ — zutreffen. Anna Chyla und Carsten Reiners haben eine ehemalige Pommesbude mit rustikalem Mobiliar und bäuerlichen Hofladeninterieur in eine charmante Retro-Location für rund 30 Personen verwandelt. Und dort spielt die tolle Knolle die Hauptrolle. Sie dient nicht nur als Grundlage für den rheinischen Äpelschlaat (Kartoffensalat), sondern wird als kleines Kunstwerk mit gebratener Blutwurst, Pulled Pork oder Grillhähnchenfleisch veredelt. Hier heißt das natürlich Ähdäpels mit Ferkes- oder Jeflöjelfleesch, welches noch mit Toppings wie BBQ-Dip, Ajvar, Rucolasalat, Kirschtomaten und in Honig karamellisierten Walnüssen garniert und für weniger als acht Euro offeriert wird! Denn zum Vergangenheits-Chic gehört auch die Düsseldorfer Mundart auf der Karte.

Platt ist hier aber nur die Sprache, die Speisen — natürlich werden auch vejane und vejetarische Varianten anjeboten — haben es in sich. Auf Bio, Nachhaltigkeit, Regionalität und Transparenz wird großen Wert gelegt. Es gibt auch Salate (Schlaats), Suppen (Zupp) und Kuchen (Koche). Die kühlen (Kult-) Getränke sind zur Selbstbedienung, der erstklassigen Kaffee, Weine (einmal rot, einmal weiß) oder die hausgemachten Limonaden werden (wie die mit Liebe finalisierten Gerichte) an den Tisch gebracht. Das Personal steckt in giftgrünen Polo-Shirts, ist aber überaus nett und am Kunden interessiert („Sie kommen als Gäste und gehen als Freunde“). An einem großen Holztisch finden sogar bis zu 16 Personen Platz. Eine besonders preiswerte, originelle und sympathische Neueröffnung.

Ebenfalls erst wenige Wochen geöffnet ist das Lupo. Die edle Zweigstelle der berühmten Altstadt-Pizzeria hat auf der Ecke Bachstr./Friedrichstraße das Erbe des apulischen Vorgängers „Mario´s“ angetreten und führt dessen italienische Trattoria-Tradition fort. Die Speisekarte bietet neben Pasta und Pizza (über 20 verschiedene Mafiafladen, auch als take-away) ordentliche Rinderfilets, Doraden und Tagesempfehlungen von der Tafel, z.B. gegrillte Büffelmozarella oder marinierten Gurkensalat. Nach einer mehrwöchigen Sanierung ist aus dem großen Innenraum ein modernes, lichtes Lokal geworden.

Interieur, Personal und Karte wirken so ambitioniert wie die Preise, die insbesondere bei den Vorspeisen etwas zu hoch ausgefallen sind. Allerdings: alles, was die halboffene und hypermoderne Küche verlässt, ist frisch und von solider Qualität, das Ambiente so klar und sauber, dass sich von allen erwähnten Adressen diese am besten für besondere, schicke oder offizielle Anlässe eignet.