Düsseldorf - von der Leitstelle aus kontrolliert die Rheinbahn den Verkehr im Netz Das Herz der Rheinbahn schlägt rund um die Uhr

Von der Leitstelle aus kontrolliert die Rheinbahn den Verkehr im Netz. Vor allem am Wochenende wird es dort oft hektisch.

Stellwerkerin Doris Krumscheid stellt auf einer großen Schalttafel die Weichen im Tunnelsystem.

Düsseldorf. Das Herz der Rheinbahn schlägt leise. Und es schlägt versteckt an einem sicheren Ort, irgendwo in der Landeshauptstadt, hinter einer dicken Eisentür. „Wichtig ist, dass es nie aufhört zu schlagen“, sagt Nikola Magas. Zusammen mit mehreren Kollegen sorgt der Verkehrsmeister in der Leitstelle des Unternehmens dafür, dass in Düsseldorf Busse und Bahnen rollen.

Klaus Küpperkoch fährt eins von vier mobilen Einsatzfahrzeugen. Und ist auch nachts zur Stelle, wenn ein Fahrer eine Panne hat.

Es ist dunkel in dem großen Raum, Licht spenden bis auf sechs große Lampen nur zahlreiche Bildschirme. Alleine Nikola Magas hat an seinem Platz gut ein Dutzend davon. Auf ihnen laufen die Fäden eines großen Netzes zusammen: Jede Kamera an jeder Haltestelle kann Magas von seinem Platz aus ansteuern und das Bild aufrufen. Zu jeder Notrufsäule kann er Kontakt aufnehmen, jeden Fahrer anfunken und in Echtzeit jede einzelne Bahn und jeden Bus verfolgen. Von Neuss über Düsseldorf, bis nach Ratingen, Langenfeld oder gar Wuppertal. Und auch umgekehrt funktioniert die Verbindung, jeder Fahrer kann per Knopfdruck mit ihm Kontakt aufnehmen.

An diesem Freitagabend ist noch alles ruhig in der Leitstelle. „Ist ja auch erst halb zehn“, sagt Magas. Später am Abend, da beginne es hektisch zu werden. „Die Stimmung wandelt sich im Laufe der Nacht.“ Sind es in den ersten Stunden vor allem fröhliche Fahrgäste, die nach Verbindungen oder Abfahrtszeiten fragen, werde es ab zwei Uhr heikel. „Dann geht es los mit Schlägereien.“ Der Sicherheitsdienst funkt ihn sofort an, wenn es an einer Station brenzlig wird. Dann ist er sofort am Bildschirm — und ruft das Kamerabild der entsprechenden Haltestelle auf, bei Bedarf ruft er auch Polizei oder Krankenwagen an. „In einer ganz normalen Nacht am Wochenende rufen wir um die 50 Mal den Rettungsdienst“, erzählt Magas, der seit mittlerweile 25 Jahren bei der Rheinbahn arbeitet. Erst als Techniker, dann als Kontrolleur, Fahrer und jetzt in der Leitstelle. Erst gegen drei Uhr morgens kehre dann wieder Ruhe ein in der Stadt. „Dann, wenn alle einfach nur noch nach Hause wollen.“ Insgesamt könne er das ganze Leben in Düsseldorf wie in einem Spielzeugland beobachten: „Man fühlt sich wie der Spielmeister.“

Man brauche aber eben auch Nerven aus Stahl, wenn man auf einem Platz wie seinem sitze. „Fehler darf man sich nicht erlauben.“ Schließlich würden in jedem Fahrzeug unzählige Menschen sitzen, für deren Sicherheit ist er in der Leitstelle verantwortlich. Das sei ein schönes Gefühl, auch wenn es oft anstrengend ist: „Ich habe bei Feierabend immer das Gefühl, Düsseldorf ein bisschen sicherer gemacht zu haben.“

Auch tagsüber steht er ständig in Kontakt mit Feuerwehr und Polizei, in seinem Telefon sind für die beiden Nummern sogar spezielle Klingeltöne eingestellt. „Wenn in der Stadt irgendwas passiert, bin ich der erste, der davon erfährt“, sagt der 40-Jährige. Meist sind es Verkehrsunfälle die ihm gemeldet werden, aber auch Sperrungen oder Einsätze, die bestimmte Bereiche auf einer Straße blockieren. Zeit zu überlegen, habe er dann nicht, müsse blitzschnell handeln — damit er Bahnen oder Busse rechtzeitig umleiten kann. Ohne Detailkentnisse über das Netz und die Linien gehe es nicht. „Ich habe alle Linien und jede einzelne Haltestelle im Kopf“, sagt er. Haltestellen gibt es rund 1300 im Gebiet der Rheinbahn, Linien exakt 135. Auch wenn ein Fahrer eine Panne hat, meldet er sich bei Nikola Magas. Vier mobile Einsatzfahrzeuge sind im Gebiet unterwegs und rücken aus, wenn ein Fahrer Hilfe braucht.

Durch die Wehrhahnlinie sei das Leben in der Leitstelle wesentlich einfacher geworden. „Da unten kann ja verkehrstechnisch nicht mehr viel schieflaufen, im Tunnel stellt sich kein Auto quer aufs Gleis“, sagt er.

Im Tunnel müssen bei Bedarf lediglich Signale und Weichen gestellt werden. Auch das geschieht in der Leitstelle, und zwar bei Stellwerkerin Doris Krumscheid. Das alte System funktioniert über eine große Schalttafel an der Wand, für die Weichen der Wehrhahnlinie braucht es hingegen nicht mehr als einen Klick mit der Computermaus. Schade findet sie das: „Die alte Schalttafel ist irgendwie nostalgisch und man hat einen anderen Bezug zum Treiben im Tunnel.“