Das Punkerhaus feiert seinen 20. Geburtstag

Wohnungslose nahmen ihr Schicksal in die eigene Hand. Die Diakonie unterstützt die Bewohner von Anfang an.

Foto: Petra Warrass/Diakonie

Andreas Martens hat lange auf der Straße gelebt. Die Hoffnung, eine eigene Wohnung zu finden, hatte er nicht mehr. Menschen wie er, suchtkrank, erwerbsunfähig und mit Knasterfahrung seien nicht unbedingt das, was Vermieter sich wünschten, sagt der 52-Jährige. Umso überraschter war er, als er dennoch eine Wohnung fand: im Haus des Vereins für individuelle Lebensgemeinschaft, einem Selbsthilfeprojekt, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert.

An den Start ging das Projekt 1997, als eine Gruppe wohnungsloser Menschen — damals als „Altstadt-Punker“ bekannt — beschloss, sich selbst um ein passendes Zuhause zu kümmern. Unterstützt von der Diakonie Düsseldorf, dem Straßenmagazin Fifty-Fifty und der Altstadt-Armenküche konnte der Verein schon bald darauf ein Haus an der Kölner Straße (von wo aus sie später an die Markenstraße zogen) anmieten. Zwölf Vereinsmitglieder hatten damit eine eigene Wohnung. „Nach anfänglicher Euphorie und tatkräftiger ehrenamtlicher Hilfe zeigte sich aber, dass die Vereinsmitglieder im sogenannten Punkerhaus dringend Unterstützung benötigen — bei den Vereinsgeschäften, aber auch in Alltagsfragen“, erinnert sich Dirk Redemann von der Diakonie, der das Projekt begleitet, an die Anfänge. Der Verein entschied sich deshalb, Sozialarbeiter der Diakonie zur Unterstützung zu engagieren.

Seit er seine Wohnung im „Punkerhaus“, wie die Bewohner es immer noch nennen, bezogen hat, hat sich auch Martens Leben verändert. „Früher war ich ein Chaot“, erzählt er. „Jetzt sammele ich die Schreiben vom Amt in einem Karton und hefte sie ab, sobald ich sie bearbeitet habe.“ Andreas Martens sitzt gemeinsam mit Thomas Lehnberg, der zwei Etagen über ihm wohnt, im Vorstand des Vereins für individuelle Lebensgemeinschaft. Der Vorstand setzt sich aus Bewohnern des Hauses, Ehrenamtlichen und Fachleuten zusammen. Gemeinsam entscheiden sie über neue Anschaffungen, planen Veranstaltungen oder bringen aufs Tapet, wenn einmal etwas nicht so gut läuft. „Das kommt allerdings so gut wie nie vor“, sagt Lehnberg.

Dass die Bewohner alles so gut im Griff haben, hat anfangs auch Dirk Redemann überrascht. „Schließlich wohnen in dem Haus ausschließlich Menschen, die schwer suchtkrank sind, oft seit Jahren auf der Straße gelebt haben und die mit den gängigen Betreuungsangeboten nicht klar kamen.“ Insofern sei das Projekt etwas ganz Besonderes.