Den Autoren nah und doch so fern

Junge Blog-Dichter im Zakk ausgezeichnet - Noll, Kurkow und Ani lesen aus ihren Krimis bei der „Nacht der Poeten“ in der Kö-Galerie.

Düsseldorf. Höchst Gegensätzliches gab es Freitagabend im Rahmen von Bücherbummel und Literaturtagen: Verdienten sich (größtenteils junge) Blog-Dichter erste Meriten beim „Compete 20.11“ im Zakk, lasen die arrivierten Krimiautoren Ingrid Noll, Andrej Kurkow und Friedrich Ani in der Kö-Galerie aus ihren neusten Büchern.

Zwar war das Zakk — im Gegensatz zum dicht besetzten Nordflügel der Kö-Galerie — nicht gerade bestens besucht, doch erwies sich die Veranstaltung keineswegs als zweite Wahl. Denn man konnte in lauschiger Runde die spannende Endrunde bei der Kürung junger Dichter-Talente erleben und sogar seine eigenen Favoriten auf Stimmzettel notieren.

Das Votum des Publikums wurde als fünfte Stimme der ansonsten vierköpfigen Fachjury gezählt. So spielten die Besucher bei der Endausscheidung fallweise die Rolle des Züngleins an der Waage. Die drei Kategorien, in denen insgesamt 200 Poeten teilnahmen, waren komplett den modernen Kommunikationsmedien entlehnt: SMS-Formate, Web-Blog-Lyrik und Videoclips hatten zur Wahl gestanden. Die Niveaus wichen stark voneinander ab, da hatte die Jury leichtes Spiel, die sprachlich kunstvollen von den eher einfältigen Beiträgen zu scheiden.

Doch unter den Besten gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Ganz knapp gewann der bitterböse Kurztext „Soziales Netzwerk“ eines Autors mit dem Pseudonym sako03 gegen die deutlich lyrischere SMS „was sich bewegt“ von Yevgeniy Breyger. Unter den Blog-Dichtern obsiegte Ole Siemen mit einem Online-Text namens „Arbeiten“, bei dem zahlreiche Wörter als Linkadressen fungieren und den Leser durch die bunte weite Welt des Internets führen.

Den ersten Platz in der Kategorie Poetry Clips (lyrische Video-Beiträge) machte ein technisch brillant gemachtes Filmchen namens „Kopfgeburtenkontrolle“, was bei einem Mitteilnehmer offen gezeigten Unmut erregte, da der Beitrag bereits vier Jahre alt und vorprämiert sei. Obwohl im Zakk die meisten Dichter nicht persönlich erscheinen, besitzt die Atmosphäre Intimität.

Anders verhält es sich in der Kö-Galerie, wo zwar die drei Autoren ihre Texte selber lesen, doch wie weit weg wirken. Das liegt zunächst an der Umgebung, dem lang gestreckten Gang der Shopping-mall. Dank zahlreicher Lautsprecher gibt es keine akustischen Verständnisprobleme, doch gerät es mental schwer, in die Welt der ausschnittweise präsentierten Literatur einzutauchen.

Am besten gelingt dies noch bei Ingrid Noll, die Passagen aus ihrem neuen Familien-Krimi „Ehrenwort“ vorliest. Ihre Vortragsweise wirkt so süffisant wie ihr schwarzhumoriger Schreibstil. Doch bei den Herren Kurkow („Der Milchmann in der Nacht“) und Ani (Süden“) ist man mehr detektivisch damit beschäftigt den roten Faden der Geschichte zu suchen, als sich den Ermittlungen in der Krimihandlung mit Genuss hinzugeben.