Der lange Weg zur Wehrhahn-Linie

Bei Baubeginn hieß es, dass die Linie 2014 in Betrieb geht. Jetzt wird es wohl doch 2016 werden.

Düsseldorf. Es klang ein bisschen wie eine Flucht nach vorne, eine Art vorbeugende Entschuldigung, als Verkehrsdezernent Stephan Keller kürzlich bei der Vorstellung der Baufortschritte in den neuen U-Bahnhöfen über den Eröffnungstermin der Wehrhahn-Linie sprach: Damit die damit verbundene Umstellung des Liniennetzes nicht mitten ins Weihnachtsgeschäft fällt, könne er sich auch vorstellen, das Band zur Freigabe erst im Jahr 2016 zu durchschneiden. Dabei sollte die Wehrhahnlinie eigentlich Ende 2015 in Betrieb gehen.

Die Erklärung von Keller passt zu einer öffentlichen Ausschreibung, die jüngst im Anzeigenteil der Westdeutschen Zeitung und im Amtsblatt der Stadt zu finden war. Gesucht wird darin nach einem Fachbetrieb, der die Handläufe aus Edelstahl für die U-Bahnen anliefert. Und zwar in einem möglichen Zeitraum zwischen Dezember 2014 und Januar 2016.

Setzt man bei der Verwaltung schon bewusst einen erneut verspäteten Start an? Andrea Blome, Leiterin des Verkehrsamtes, verneint das und erklärt, dass dieser Auftrag nur noch eine Ergänzung des gesamten Baus sei. „Da sollte man nicht zu viel hineininterpretieren. Technisch wird die Wehrhahn-Linie Ende 2015 fertig sein.“

Allerdings wäre es nicht das erste Mal, dass die Eröffnung der U-Bahnlinie verschoben wird: Nach ersten Planungen müssten die Bahnen eigentlich längst durch den Tunnel von Ost nach West und umgekehrt rollen. So galt bis kurz vor Baubeginn das Jahr 2013 als Starttermin, beim ersten Spatenstich war von 2014 die Rede (lange davor, im Zusammenhang mit den ersten Kostenschätzungen, sollte sogar schon alles 2007 fertig sein).

August 2011 wurde erstmals ein Eröffnungstermin im Jahr 2015 genannt. Ähnlich wie vor wenigen Tagen war damals die Rede davon, dass die Bauarbeiten zwar 2014 beendet werden würden, aber ein anschließender mehrwöchiger Probebetrieb es notwendig mache, dass die U-Bahnen erst im Jahr 2015 rollen könnten. Schuld an dem neuen Zeitplan: zeitliche Verzögerungen bei den Ausschreibungen. So wurde es schließlich sogar Ende 2015. Und jetzt können die Fahrgäste vermutlich erst im Januar 2016 unterirdisch vom Wehrhahn Richtung Bilk fahren. Oder natürlich umgekehrt.

Ähnlich sprunghaft sind im Laufe der Jahre auch die Kosten für das ursprünglich 327 Millionen Euro teure U-Bahn-Projekt gestiegen. Wenn auch die ersten Schätzungen im Jahr 1999 mit 1,3 Milliarden Mark deutlich näher an der aktuellen Bilanz von 830 Millionen waren. Allerdings sollte damals noch eine viel längere Röhre — von der Mecum- bis zur Schlüterstraße — gebaut werden.

Den größten Kostensprung gab es übrigens bereits pünktlich zum Baubeginn der Wehrhahn-Linie im August 2007 — auf satte 650 Millionen Euro. Das bedeutete auch einen ordentlichen zusätzlichen Batzen für die Stadt, da Bund und Land von den 110 Millionen Euro Mehrkosten nur 40 Millionen übernahmen. Ursache für die Kostenexplosion: der Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise und Mehrkosten durch den Bauboom.

Verkehrsdezernent Keller erklärte am 22. Juni 2011 anlässlich einer erneuten Kostensteigerung auf 748 Millionen Euro, dass die Stadt die Hälfte der von den Baufirmen eingereichten Mehrkosten habe abwehren können. Nur ein Jahr später kamen noch mal 30 Millionen Euro drauf, wieder zehn Monate später waren es dann 830 Millionen.