Düsseldorf Der Schilderwald lichtet sich nur langsam

Zu einfache Regelungen könnten Rechtsstreitigkeiten zur Folge haben. Pro Jahr werden aber drei Prozent der Schilder abgebaut.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Wer auf der Kö einen Parkplatz sucht, steht zurzeit mitten im Wald — im Schilderwald. Mobile Parkverbotsschilder säumen wegen Bauarbeiten den Straßenrand. Hier ein absolutes Verbotsschild mit einem Pfeil nach links, wenige Meter weiter eins nach rechts. Dort noch zusätzlich eins für Taxistellplätze — aber alles nur zu bestimmten Zeiten.

Doch nicht nur für Autofahrer ist es häufig abenteuerlich in der Stadt. Auch Fußgänger können manchmal nur noch staunen. Beispielsweise auf der Hohe Straße/Ecke Bastionstraße: Dort weist ein rot umrandetes Verbotsschild auf dem Bürgersteig darauf hin, dass Zweibeiner unerwünscht sind.

Direkt darunter auf einem weiteren Schild jedoch die Ausnahmen: Zumindest Fußgänger mit einem Rock und einem Kind an der Hand sollen ihren Weg offensichtlich rechts fortsetzen. Das zumindest lässt die Deutung des Pfeils darunter vermuten. Und noch ein weiteres Schild darunter dann die Ausnahme aller Regeln: bis Hausnummer 12 ist doch alles frei. Dazu eine Flut an Einbahnstraßenschildern, Hinweisen auf Parkautomaten sowie Hinweisen auf absolutes und eingeschränktes Halteverbot.

Durch diese Flut an Schildern, die Informationen gleichkommen, kämen unsere Gehirnleistungen an ihre Grenzen, sagt der Düsseldorfer Verkehrspsychologe Kai Lenßen (siehe „Das sagt der Experte“).

Der ADAC fordert deshalb, dass die Städte ihren Schilderwald lichten sollen. Laut Guido Mußmann, bei dem Automobilclub in Köln zuständig für den Bereich Verkehr und Umwelt, sind die Kommunen sogar verpflichtet, alles zwei Jahre Verkehrsschauen durchzuführen. „Das ist Verwaltungsvorschrift“, so der Experte. Gerade manche Großstädte würden sich aber dabei zurückhalten, weil es zu viel Aufwand mache. „Sie warten lieber, dass Eingaben kommen.“

Andrea Blome, Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement, bestätigt, dass die Schauen nicht alle zwei Jahre durchgeführt werden. „Wir machen das regelmäßig im Zusammenhang mit Kontrollgängen.“ Dies sei praktikabler. In den vergangenen Jahren seien unter anderem dadurch drei Prozent der Schilder in Düsseldorf abgebaut worden. Obwohl viele neue Straßen dazugekommen seien. Eine absolute exakte Zahl gebe es nicht (siehe Kasten „Schilder“).

Der Wunsch nach weniger Verkehrszeichen von ADAC und Psychologen entspreche allerdings nicht dem Wunsch der Öffentlichkeit. „Wir nehmen immer größeren Regelungsbedarf aus der Bevölkerung und den Bezirksvertretungen wahr.“ Besonders wenn es um die Sicherheit der Kinder vor der eigenen Haustür gehe, komme oft die Forderung nach Tempo 30, dem Hinweis auf Anliegerstraßen und anderen Signalen an zu schnelle oder fremde Autofahrer. „Da wird eher der Wunsch nach zusätzlicher Beschilderung laut.“

Blome räumt aber ein, dass die Beschilderung häufig bei der Parkraumbewirtschaftung kompliziert sei. Dies auch, um verschiedenste Interessen zu berücksichtigen. „Wir müssen auch den Ansprüchen des Handels Rechnung tragen“, sagt Blome. Will meinen: Viele Geschäfte könnten kaum existieren, wenn vor ihrem Laden ein Dauerparkplatz ist.

Und natürlich müsse die Stadt immer im Hinterkopf haben, dass zu einfache Regelungen zu Rechtsstreitigkeiten führen könnten. Häufig melde sich dann der Rechtsanwalt eines Parksünders zu Wort mit dem Hinweis, dass die Beschilderung nicht eindeutig gewesen sei.