Der Schreibtisch im Café
Zwei junge Frauen haben in Friedrichstadt ein Café mit besonderem Konzept eröffnet.
Konzentriert arbeiten oder lieber in gemütlicher Atmosphäre einen Kaffee trinken und ein Stück Kuchen genießen? Wieso eigentlich nicht beides? Im Café Manko an der Hüttenstraße ist das überhaupt kein Problem. „Café and Workspace“ heißt das Konzept, mit dem Nataly Hernández Martínez und Luise Raven in Friedrichstadt an den Start gegangen sind. Nach drei Monaten fällt die erste Bilanz der Jungunternehmerinnen durchweg positiv aus.
Um etwas Tolles auf die Beine stellen zu können, braucht es Raum zur Entfaltung — davon sind Nataly und Luise überzeugt. Bei der Realisierung ihres Traumes vom eigenen Café war es den beiden 28-Jährigen daher wichtig, genau solch einen Raum zu schaffen. „Einen Ort, an dem jeder machen kann, was er möchte“, sagt Nataly. Die einen trinken einfach etwas und plaudern, andere lesen Zeitung und genießen einen Kaffee dazu, und wieder andere bringen Laptop oder Bücher mit, arbeiten oder lernen.
Das alles funktioniere problemlos nebeneinander, betont Luise. Auch, weil der Raum sich in zwei Hälften teilen lässt. Im vorderen Teil haben die beiden Frauen ein kleines Café eingerichtet, hell und puristisch, mit zusammengewürfelten Möbeln, Theke und Blick auf das Treiben auf der Straße. Wer sich zum Lernen oder Arbeiten lieber ein wenig zurückziehen möchte, kann sich ein Plätzchen im hinteren Teil suchen. Dort gibt es einen großen runden Tisch mit Steckdosen sowie Einzelplätze.
Das gesamte Café ist freundlich gestaltet, mit vielen Pflanzen. Es wirkt ungezwungen, einfach gemütlich. „Wir wollten eine Atmosphäre schaffen, die unseren Gästen das Gefühl gibt, sie wären bei Freunden zu Hause“, erklärt Nataly Hernández Martínez.
Das ist den beiden Gastronominnen auch gelungen, findet Nele Mletschkowsky. Die 29-Jährige, die für ein Start-up-Unternehmen arbeitet und das bislang von zu Hause aus tat, ist erst vor kurzem auf das Café Manko aufmerksam geworden. „Ich hatte die Nase voll von der Einöde zu Hause und wollte raus“, sagt sie. „Also habe ich im Internet nach einem Raum für mich gesucht.“ Zwar gebe es Co-working-Spaces, also frei zugängliche oder mietbare Gemeinschaftsbüros in der Stadt. „Da muss man aber leise sein, das ist auch nicht das Richtige für mich.“ Im Café Manko nun könne sie auch mal telefonieren, ohne dass es jemanden störe. „Außerdem ist der Kuchen super, der Kaffee der beste weit und breit, und die Mädels sind einfach super nett.“
Chanti Theisen schätzt neben der Atmosphäre auch die zuverlässige Internetverbindung im Café, um in Ruhe Spanisch zu lernen. Für alle Gäste gibt es einen kostenlosen WLan-Zugang. „Zu Hause habe ich immer wieder Probleme mit meiner Verbindung, deshalb habe ich es mal hier versucht“, berichtet die 25-Jährige. Seither kommt Chanti öfter, packt Bücher und Notebook aus und büffelt Vokabeln und Grammatik.
„Und genau so haben wir uns das vorgestellt“, sagt Nataly. Schon immer hat die 28-Jährige, die Kommunikations- und Medienwissenschaften studiert hat, von einem eigenen Café geträumt. Luise Raven, die Musikwissenschaften studiert hat, ging es genauso. „Als wir uns kennenlernten, wurde aus dem vagen Traum immer mehr eine konkrete Idee“, erinnert sie sich. „Und irgendwann letztes Jahr stand fest: Wir machen das.“ Aber es sollte unbedingt in Friedrichstadt sein, wo beide Frauen auch selbst und gern leben.
Bei der Suche nach dem passenden Konzept haben sich die beiden Frauen von ähnlichen Cafés in Berlin oder London inspirieren lassen. „Im Studium haben wir beide selbst viel zu Hause gearbeitet und immer wieder festgestellt, wie leicht man sich ablenken lässt.“ Die Arbeit im Café bietet außerdem Raum zum Netzwerken, beobachten die Frauen seit drei Monaten. „Hier sind schoneinige Freundschaften und Projekte entstanden“, sagt Nataly.
Auch die Gastronominnen selbst möchten sich weiter vernetzen und planen Kulturveranstaltungen zusammen mit verschiedenen Künstlern. Demnächst möchten sie zu einer Lesung einladen, die erste Ausstellung ist für den Frühling geplant.