Zwist in der Landeshauptstadt Der Streit zwischen der Stadt und Fortuna Düsseldorf
DÜSSELDORF · Ein darbender Fußballverein, eine Stadt, die sich nicht wertgeschätzt sieht und ein eifriger und analytischer Stadtdirektor – das sind die Zutaten
In Düsseldorf ist gerade ein Streit zwischen der Stadt und Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf eskaliert. Es geht um Geld, Animositäten, Hoch- und Demut. Und ganz konkret um die Frage, wie eine Stadt und ein Fußballverein eigentlich zusammenarbeiten müssen, um sich gegenseitig zufriedenzustellen. Die Fortuna jedenfalls ist das derzeit nicht. Denn die Miete für die Nutzung der städtischen Fußball-Arena soll angehoben werden, und das bemängelte Björn Borgerding, Aufsichtsratschef des finanziell darbenden Vereins wortreich bei der jüngsten Mitgliederversammlung. „Der Schulterschluss, von dem die Lokalpolitiker gerne sprechen, sieht für mich ganz anders aus“, sagte Borgerding und wurde dafür bejubelt.
Das kam in der Verwaltung der Landeshauptstadt nicht gut an. Denn angesichts der geleisteten Unterstützung mochte man so gar nicht der Buhmann in einem aufgewiegelten Fan-Kessel für einen Verein sein, der – so die Haltung im Rathaus – erst einmal seine eigenen Hausaufgaben zu leisten habe. Der Ärger darüber bei der Stadt schwoll derart an, dass sich Stadtdirektor Burkhard Hintzsche beim stadteigenen Sportportal „D-Sports“, mit dem man für gewöhnlich über Sportberichterstattung der Düsseldorfer Vereine die heimischen Sportstätten zu fördern versucht – genötigt sah, in einem Beitrag als Autor seine Sicht darzustellen – freilich ohne Nennung seines städtischen Amtes. Auch ist Hintzsche Aufsichtsratsvorsitzender von D.Sports. Sein Text heißt: „Fortunas Finanzdilemma.“ An Hintzsche nagt, dass Fortuna Düsseldorf seit Jahren für die Nutzung der Merkur-Spielarena weitaus weniger zahlt, als es der Stadt zu nehmen möglich wäre. Und sich die Verwaltung sogar verpflichtet sieht, eine marktübliche Miete zu nehmen – dies aber mit Verweis auf Fortunas Zwänge und geleistete, beihilferechtlich erforderliche Mindestbeträge unterlässt.
In seinem Text macht der umtriebige SPD-Mann, der seit acht Jahren Stadtdirektor ist, auf die finanzielle Situation der Fortuna aufmerksam. Attestiert, dass nur noch 850 000 Euro von einst sieben Millionen Euro auf dem Festgeldkonto lägen und moniert das hohe Gehalt des Fortuna-Sportvorstands Klaus Allofs, mit dessen Namen und Wirken der Verein dereinst die Großunternehmen der Stadt auf seine Seite ziehen wollte. Das ist leidlich gelungen. Und 750 000 Euro für Allofs seien doch zu viel, so Hintzsche im Tenor. Überhaupt seien die Personalausgaben unverhältnismäßig gestiegen, dienten jüngere Transfers nur noch dazu, Löcher zu stopfen. Es habe die von der Stadt übertragene Vermarktungsmöglichkeit nicht funktioniert. Außerdem lasse der Verein Ideen und Angebote ungenutzt, mit denen sich Geld verdienen ließe. Hintzsche nennt einen „mietfreien Stand auf dem Weihnachtsmarkt“ oder einen „Biergarten“ zum Spiel gegen Kaiserslautern.
„Fortuna ohne Düsseldorf funktioniert nicht“, hat der Vorstandsvorsitzende Alexander Jobst gesagt, um die Wogen zu glätten. Zumal das Projekt „Fortuna für alle“, mit dem man bald jedes Spiel kostenlos anbieten und an große Sponsoren veräußern will, alle fordert, damit das Ganze kein Eigentor wird. Hintzsche findet: „Die Idee ist ein Unternehmen mit Risiken, wenn nicht weitere Unterstützer und Partner gefunden werden.“ Vor allem ärgert die Stadtoberen, dass es sich die Fortuna sowohl mit der Stadtsparkasse als auch mit Henkel verdorben hat. Auch die Provinzial ist abgesprungen. Aus alledem spricht eine Schlussfolgerung, die Düsseldorf noch beschäftigen wird: Die Stadt Düsseldorf kann auch ohne Fortuna.