Schultag Ein Schulleben so bunt wie der Regenbogen
Düsseldorf · In unserer neuen Serie stellen wir die Schulen der Stadt vor. Unsere Autoren besuchen die Einrichtungen an einem normalen Schultag und berichten davon. Am Ende des Jahres wählt eine Jury die Träger des Schulpreises, den WZ und Stadtwerke vergeben. Dieses Mal: die Regenbogenschule an der Jahnstraße.
„Und jetzt: Freestyle!“ Die Stimme schrillt durch den Saal und versetzt die Kinder auf der Bühne in Euphorie. Ohne Hemmungen lassen sie ihre Körper vibrieren und zappeln, ihre Arme roboterähnlich rotieren. Jeder für sich, so wie er es kann und mag. Dann der nächste Pfiff der Tanzpädagogin, die vor der Bühne begeistert wippt und hüpft. „Das ist es, was ich meine“, kommentiert Schulleiterin Anke Schäfer das Treiben der Tanz-AG. „Das ist die Leidenschaft, die alle Lehrer an dieser Schule mitbringen.“ Und es ist die Leidenschaft, die die Schüler ansteckt.
Rund 100 Kinder mit und ohne Behinderung besuchen die Regenbogenschule an der Jahnstraße. Im Sommer wird die Grundschule erstmalig zwei Eingangsklassen bilden – wegen der vielen Anmeldungen. Die Schule steht bei den Eltern hoch im Kurs, vor allem wegen des verlässlichen Ganztags. „An anderen Schulen melden die Eltern ihre Kinder an und hoffen dann auf einen Platz in der OGS. Bei uns gibt es den Platz direkt mit der Anmeldung, weil uneingeschränkt alle Kinder von 8 bis 16 Uhr in der Schule sind“, sagt Anke Schäfer.
Der Tagesablauf der Kinder ist rhythmisiert, das heißt Mathe, Deutsch und Sachunterricht wechseln sich mit Tanzen, Trommeln, Fußball,, Jonglage, Schach, Umwelt-, Insekten-AG und vielen weiteren Angeboten ab. „Wir haben also nicht erst sechs Stunden Schule und dann Freizeit. Die Kinder können am Tag viel mehr lernen, weil sich der Kopf immer mal wieder erholen kann“, erklärt Anke Schäfer, die seit 2016 die Schule leitet.
Die Ideen für die meisten AGs und Projekte hatten die Kinder selbst. So entstand auch die Forscher-AG, in der Anastasia und Fabian gerade einen Regenbogen ins Reagenzglas zaubern. In weißem Kittel und mit großer Schutzbrille auf der Nase befüllen sie hochkonzentriert tröpfchenweise das schmale Glas mit dem zuvor eingefärbten und mit Zucker beschwertem Wasser. „Das Wasser mit viel Zucker ist schwerer als das Wasser, in dem nicht so viel Zucker ist“, erklärt Anastasia mit wissendem Blick. „So stapelt man das Wasser.“ Ihr Labor-Partner Fabian ergänzt: „Und dann hat man am Ende den Regenbogen. Ganz einfach.“
Ganz einfach findet auch Amna ihre Aufgabe, die Forscher mit dem iPad zu begleiten und eine kleine Präsentation daraus zu machen. Sie und die anderen Kinder der iPad-AG haben die einzelnen Schritte des Experiments aufgeschrieben, farbige Hintergründe ausgesucht, Fotos und kleine Videos aufgenommen und eingepflegt. „Das macht so Spaß“, schwärmt Amna und führt gleich mal vor, wie einfach es ist, ein Foto dazwischen zu schieben – ein Selfie von einer stolzen Regenbogen-Schülerin und einer beeindruckten Redakteurin.
Einige Räume weiter ist die Wolfklasse gerade in den Mathe-Unterricht vertieft. Sarah und ihre Mitschüler der ersten Klasse rechnen das erste Mal mit Spielgeld. Schnell kommen die Mädchen am Gruppentisch aber vom eigentlichen Thema ab. Die Mädchen vergleichen ihre unterschiedlich großen Zahnlücken und stoßen auf eine schmerzhafte Gemeinsamkeit – Erfahrungen mit Karies. Nur ein Grund, weshalb an der Schule seit einiger Zeit nur noch Wasser und Milch erlaubt sind und Kinder und Eltern sensibilisiert worden sind, nur noch gesunde Snacks mit in die Schule zu nehmen. Die Schüler haben auch die Möglichkeit, um 7.30 Uhr in der Schule zu frühstücken. „An diesem Frühstück nehmen mittlerweile viele Kinder teil, weil sie gemerkt haben, dass ein gemeinsames gesundes Frühstück mit den Freunden einfach ein toller Start in den Tag bedeutet“, so Anke Schäfer.
Der Umweltschutz wird
wirklich ernstgenommen
Dass die Eltern dabei so gut mitziehen, ist vor allem den motivierten Kindern zu verdanken. „Die Kinder lernen in der Schule, was ein gesunder Snack ist und fordern das bei den Eltern dann auch ein“, sagt Schäfer. Ein regelmäßiger Austausch mit den Eltern, Themenabende und Briefe tun ihr übriges, so die Schulleiterin. Auch in Sachen Umweltschutz, den sich die Schule auf die Fahne geschrieben hat, funktioniert es so: „Die Kinder untereinander sind strenger als jeder Lehrer“, sagt Schäfer. In jeder Klasse stehen fünf Mülleimer, die Umwelt-AG kontrolliert die richtige Trennung und erinnert die Mitschüler daran, ihr Brot in einer Dose statt einer Tüte mitzunehmen. Eine zusätzliche Motivation: Einmal im Monat wird die Klasse gekürt, die am wenigsten Müll produziert hat. Und natürlich will jeder auf das Siegertreppchen kommen.
Der kleinen Regenbogenschule stehen im Sommer 2020 große Veränderungen bevor: An der Kirchfeldstraße, 100 Meter Luftlinie vom jetzigen Standort entfernt, sind bereits die Bagger für den Neubau angerückt. Ein moderner Schulbau mit gläsernen Räumen, sogenannten offenen Lernlandschaften und ausgestattet mit Whiteboards erwartet die dann dreizügige Grundschulgemeinschaft. Die Vielzahl der Projekte und AGs wird es aber auch am neuen Standort geben – sehr zur Freude der Kinder. „Ich mag die Schule, weil man so viele Sachen ausprobieren kann“, sagt die neunjährige Emma, die sich gerade mit den anderen bei der Tanz-AG ausgetobt hat und nun bereit für den Deutsch-Unterricht ist. „Und weil man dabei schnell Freunde findet.“
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