Sturm in NRW Zweithöchste Warnstufe: Orkan-Warnung für Wuppertal, Krefeld, Düsseldorf und Umland

NRW · Sturmeinsatz für NRWs Feuerwehren: Tief Dragi richtete zahlreiche Schäden an. Für Sonntag gibt es eine neue Warnung.

Einsatzkräfte der Feuerwehr räumten auf der A40 bei Bochum den durch Sturm Dragi umgestürzten Baum von der Fahrbahn.

Foto: dpa/---

Auch am Sonntag ist in NRW wieder mit Sturm zu rechnen: Es drohten vor allem in der Südhälfte NRWs erneut schwere Sturmböen, so der Deutsche Wetterdienst. Aber auch für die Großräume Wuppertal, Krefeld, Düsseldorf, Köln und den Niederrhein gibt es eine neue, amtliche Warnung: Der Deutsche Wetterdienst warnt vor schweren Sturmböen, die ab 12 Uhr auftreten könnten. Zu erwarten seien Geschwindigkeiten zwischen 75 km/h und 100 km/h aus südwestlicher Richtung. In Schauernähe müsse mit orkanartigen Böen um 110 km/h gerechnet werden. Die Warnung gilt bis Mitternacht. Auch am Vormittag könne es schon stürmisch werden: Zwischen 9 und 12 Uhr sei mit Sturmböen mit Geschwindigkeiten zwischen 65 km/h und 85 km/h zu rechnen, ebenfalls aus südwestlicher Richtung.

Um kurz nach 9 Uhr verschärften die Meteorologen die Warnung - und zwar für die gesamte Region: Demnach sei besonders zwischen 14 und 20 Uhr Vorsicht geboten: Zum Höhepunkt des Sturms müss mit einzelnen Orkanböen um 120 km/h gerechnet werden. Die stärksten Böen würden am frühen Nachmittag erwartet. Die Orkanböen dauern etwa eine bis drei Stunden an, bis sie sich wieder auf Sturmstärke abschwächen. Am Mittag bekräftigte der Wetterdienst die Warnung: Für weite Teile Nordrhein-Westfalens wurde die zweithöchste Unwetter-Warnstufe ausgegeben. Sturmtief Eberhard fege mit Windstärke 11, teilweise mit Windstärke 12 über Nordrhein-Westfalen hinweg, teilte der DWD am Sonntagmittag mit. Bei solchen Windgeschwindigkeiten könnten Bäume entwurzelt und Dachziegel durch die Luft geschleudert werden. Menschen sollten sich möglichst nicht im Freien aufhalten, mahnten die Meteorologen.

Als erstes traf der Sturm am Sonntag die Region rund um Aachen. Ein Baum stürzte auf die Bahnstrecke zwischen Aachen und Mönchengladbach und blockierte sie mehrere Stunden lang. An der A44 fielen Äste auf die Fahrbahn. Am Nachmittag stellte die Deutsche Bahn dann den Fernverkehr in NRW sowie Teile des Regionalverkehrs ein.

Die Stadt Wuppertal reagierte schon am Morgen auf die Warnung:: Der Grüne Zoo bleibe auch Sicherheitsgründen am Sonntag geschlossen, teilte Stadtsprecherin Martina Eckermann am Morgen mit: Der alte Baumbestand der Zoo-Anlage Parkanlage ist besonders anfällig für solche Wetterlagen. Der Handwerker-Markt im Bergischen wurde um einen Tag verkürzt und öffnet am Sonntag nicht mehr, teilen die Veranstalter mit. Auch in Dortmund und Hamm bleiben die Zoos am Sonntag geschlossen, in Dortmund auch der Westfalenpark.

Sturmbedingte Schäden haben die Feuerwehren des Landes am Samstag auf Trab gehalten. So meldete die Feuerwehr in Wuppertal am späten Samstagabend 29 sturmbedingte Einsätze, unter anderem auch im Bereich der A46. Größtenteils habe es sich um Bäume oder Äste gehandelt, von denen Gefahr ausgegangen sei, nachdem sie sich durch den Sturm gelöst hatten. Auch habe es einige Einsätze wegen loser Dach- und Fassadenteile gegeben. Erfreulich: „Es sind keine Personen zu Schaden gekommen“, heißt es in der Schlussmeldung, die der Einsatzleiter gegen 23.30 Uhr am Samstagabend herausgegeben hat.

Geduld haben mussten am späten Samstagnachmittag die Autofahrer auf der A4 in Richtung Dortmund: Hier war bei Bochum ein Baum auf die Fahrbahn gestürzt. Für die Bergung musste die Autobahn zeitweise teils gesperrt werden. Der Verkehr aus Richtung Essen staute sich kilometerweit zurück.Bei Bochum war zudem die Fahrbahn des Ruhrschnellwegs überflutet. Dies bremste den Verkehr in beiden Richtungen aus.

In Duisburg wurde ein tonnenschwerer Verladekran umgeweht und landete zur Hälfte im Rhein. Das Führerhaus sei glücklicherweise unbesetzt gewesen. Der Schiffsverkehr wird um die Gefahrenstelle herumgeleitet.

In Bonn stürzte am Nachmittag eine 30 Meter hohe Birke auf das Dach eines Mehrfamilienhauses und musste in einer mehrstündigen Aktion entfernt werden, wie die Feuerwehr mitteilte. Im Laufe des Tages sorgte der Sturm im Raum Bonn noch für 20 weitere Einsätze. Die Feuerwehr in Mülheim an der Ruhr hatte neun sturmbedingte Einsätze. Auch dort war ein Baum auf ein Wohnhaus gestürzt und hatte das Dach durchschlagen - und fiel direkt auf ein Sofa, wo kurz zuvor noch ein Bewohner gesessen hatte. Mit einem riesen Schrecken aber ansonsten unverletzt habe er das Haus verlassen können.

In Gladbeck (Kreis Recklinghausen) rückten Feuerwehrleute zu insgesamt 26 Einsätzen aus. Dort waren mehrere Bäume umgestürzt, außerdem drohten Dachziegel von den Dächern zu fallen. Auch die Feuerwehr in Hünxe (Kreis Wesel) meldete mehrere Einsätze.

Auch der Bahnverfkehr war betroffen: Zwischen Herne und Gelsenkirchen wurde der Zugverkehr der Regionalbahn 43 wegen Unwetterschäden gestoppt. Zwischen Haltern am See und Sythen war ein Baum ins Gleis gefallen. Dort könnten Züge der Linien RE2 und RE42 die Strecke nur eingleisig passieren und es komme zu Verspätungen, teilte die Deutsche Bahn mit. Zwischen Münster und Altenberge blockierte ebenfalls ein Baum die Strecke.

Bei der Eurobahn gab es Ausfälle auf der Linie RB59 zwischen Soest und Dortmund. Abellio meldete Ausfälle auf der Regionalbahn-Linie 46 zwischen Bochum und Gelsenkirchen. Dort war die Oberleitung beschädigt. Auf der Strecke zwischen Köln und Siegen sorgte ein Sturmeinsatz der Feuerwehr für Ausfälle beim RE9 zwischen Wissen und Au.

Zu alledem könnte sogar der Winter zurückkommen: Ab Sonntagabend halten die Meteorologen in Regionen ab 200 Höhenmetern Schnee für möglich. „Am Montag haben wir dann ausgeprägtes April-Wetter“, sagte der Meteorologe. Zwischen den Schauern könne vereinzelt die Sonne scheinen. Echter Frühling sei erstmal nicht zu erwarten.

(red/dpa)