Die gute Tat Bettlern häufiger etwas geben

Düsseldorf · Der nächste Teil unserer Serie: Die 50 Cent in einem Pappbecher in der Altstadt sollen nur der Anfang sein.

 Ein Bettler bittet um eine Spende.

Ein Bettler bittet um eine Spende.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Wer sich in Düsseldorf viel in der Innenstadt aufhält, trifft unweigerlich mehrfach pro Tag auf Menschen, die um Geld bitten. Manche sitzen am Straßenrand mit Hut oder Kaffeebecher vor sich, andere sprechen mich auch direkt an. Ich gebe zu, das ist mir oft etwas unangenehm. Zum Teil gucke ich lieber gar nicht richtig hin, wahrscheinlich will ich mich nicht mit dem Leid der Menschen konfrontieren, manchmal ist es mir auch schlicht lästig, angesprochen zu werden.

Ein Grund dafür ist, glaube ich, dass ich so oft angesprochen werde. Die Konsequenz jedenfalls ist: Ich habe längere Zeit sehr selten etwas gegeben, einige Wochen sogar gar nichts mehr. Bis Freitag. Ein Mann mit geschwollenem Auge, etwa 40 Jahre alt, in etwas speckiger Daunenjacke spricht mich in der Altstadt an: „Darf ich Sie um etwas Kleingeld bitten?“ Ich antworte „ja“ und lasse 50 Cent in seinen Pappbecher fallen. Er sagt: „Danke. Einen schönen Abend noch.“ Ich sage: „Danke, ebenfalls.“ Alles in allem: sehr unspektakulär das Ganze. Und eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Man muss es ja nicht so machen wie Valerie Schönian, die in der aktuellen Ausgabe der „Zeit“ darüber schreibt, dass sie mittlerweile dazu übergegangen ist, möglichst jedem Bettler etwas zu geben, dem sie begegnet. Aber öfter etwas geben, das will ich auf jeden Fall. Denn all den Argumenten, die gerne gegen Spenden für einen Bettler angeführt werden, steht am Ende tatsächlich ein ansonsten auch für mich gültiger Grundsatz gegenüber. „Wenn jemand in Not ist, hilft man“, sagt Schönian. Warum sollte das für einen Bettler plötzlich nicht mehr gelten? Nur wegen des leisen Verdachts „Bettelmafia!“? Oder nur, weil ich so häufig angesprochen werde? Die Zeit des Vorbeiguckens an der Hilfsbedürftigkeit soll für mich deshalb vorbei sein. Mit den 50 Cent in der Altstadt ist zumindest ein Anfang gemacht. ale