Die Rheinbahn rollt mit mehr Schulden in die Zukunft
Das Unternehmen steht vor großen Veränderungen: Es muss auf Pump leben — und die Fahrpläne neu stricken, damit die Fahrer Zeit für das Nötigste haben.
Düsseldorf. Die Rheinbahn steht an einer Zeitenwende. 15 Jahre lang hat sich das Unternehmen verschlankt. Vom jährlichen Fehlbetrag, der von den Kommunen als Auftraggeber aufgefangen werden muss, blieb nur noch ein Drittel der Summe übrig — bei sogar leicht steigender Betriebsleistung.
Das war einmal. Diese Woche musste Vorstandschef Dirk Biesenbach bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2010 zum zweiten Mal in Folge einen höheren Fehlbetrag vermelden, er stieg um satte 7,3 auf jetzt 52,6 Millionen Euro. Das aber bedeutet nicht, dass die Rheinbahn schlechter gewirtschaftet hätte. Denn diese Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben beruht vor allem auf einem Faktor: einer steigenden Zinslast. Für Tilgung und Zinsen laufender Kredite gab das Unternehmen 2010 ca. 5,4 Millionen Euro mehr aus als 2009.
Und diese Entwicklung wird weitergehen: Die Rheinbahn muss in den nächsten Jahren einen beachtlichen Schuldenberg aufhäufen. Und folgt damit letztlich politischen Vorgaben. Seit Jahren fahren Landes- und Bundesregierung die Zuschüsse an die Verkehrsunternehmen — etwa für Investitionen — stark zurück. Die Rheinbahn aber hat große Investitionen vor sich: Für den Zeitraum von 2007 bis 2017 summieren sie sich auf rund 700 Millionen Euro. Unter anderem für neue Straßenbahnen (siehe Bild). Davon müssen rund 300 Millionen Euro als neue Kredite aufgenommen werden, um die fehlende Förderung zu ersetzen. „Wir werden noch auf 20 Millionen Euro Zinskosten kommen“, sagt Dirk Biesenbach voraus. Klar ist, dass dies auf das Ergebnis durchschlägt. Was letztlich bedeutet, dass die öffentliche Hand mal wieder das macht, was sie so gerne macht: Sie packt Geld von der einen Tasche in die andere. Konkreter: Damit der Bundeshaushalt entlastet werden kann, geht die Rheinbahn in die Miesen.
Der wirtschaftliche Druck wird also noch größer — und das wird Folgen haben. Beispiele: Verlegung der Firmenzentrale Seit Jahren schon gibt es Gedankenspiele, das Oberkasseler Grundstück, auf dem das Rheinbahnhaus steht, lukrativ zu verkaufen und den Firmensitz in einen neu zu errichtenden Bau in Lierenfeld zu verlegen. Lange wurde das Projekt nicht mit Nachdruck betrieben, jetzt scheint der Durchbruch erreicht zu werden. Verkauf Depot Steinberg In Bilk bahnt sich eine Zwickmühle an. Die Rheinbahn gibt das Depot in den historischen Hallen in Kürze auf. Aus wirtschaftlicher Sicht müsste das Gelände an den meistbietenden Investor verkauft werden. Weil die Stadt aber nicht will, dass das Gelände einfach nur mit Neubauten zugeklotzt wird, soll Oberbürgermeister Elbers darum gebeten haben, dass die Rheinbahn eine entsprechende Ausschreibung vorläufig stoppt.
Dem ist Biesenbach angeblich nachgekommen. Wie es weitergeht, ist indes unklar. Will die Stadt eigene Vorstellungen umsetzen, müsste sie eigentlich das Gelände kaufen. Straßenbahn-Beschleunigung Seit Jahren ein Dauerthema ist die Frage, wie die Straßenbahnen schneller durch die Stadt kommen. Dabei geht es nicht um Raserei, sondern um günstigere Ampelschaltungen. Bekommen die Züge an Kreuzungen bevorzugt Grün, kommen sie schneller an ihr Ziel. Das ist gut für die Fahrgäste — und das Unternehmen. Denn jede eingesparte Minute senkt auch die Kosten.
Weil das so ist, waren einige Fahrpläne bisher auch arg eng gestrickt. Wie berichtet, haben die Fahrer teilweise kaum noch Zeit, um zwischen den Touren mal auf Toilette zu gehen. Auf Dauer ein unhaltbarer Zustand. Jetzt wird reagiert: Systematisch werden die Fahrpläne auf das Machbare zurückgeführt, der erste Schritt erfolgt bereits bei der Fahrplanumstellung im Juni.
Eine Folge ist, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit der Fahrzeuge sinkt. Das Gegenteil ist nötig. Doch mit dem Wunsch nach intelligenteren Ampelschaltungen ist die Rheinbahn bei der Stadt bisher mehr oder weniger abgeblitzt. In den letzten Jahren hat sich kaum noch etwas getan. Doch Stephan Keller, der neue Verkehrsdezernent der Stadt, soll nun signalisiert haben, dass er mitziehen werde. Erstes Ergebnis: Ein Rheinbahn-Mitarbeiter hat jetzt Zugriff auf den städtischen Verkehrsrechner. Dadurch kann das Unternehmen feststellen, wo es genau hakt. Bis Ende des Jahres soll eine erste Analyse vorliegen.