Ein Hauch von Frankreich in Unterbilk
Bourgueil-Schüler Christian Först hat seine „Electric Brasserie“ eröffnet. Früher war hier das „Mare“.
Düsseldorf. Ein Arbeiter steht auf der Leiter und schraubt das Schild an: „Electric Brasserie“ steht drauf. So ganz fertig sieht’s noch nicht aus, das neue Restaurant. Aber das ist nur der äußerliche Eindruck, denn innen geht schon mächtig die Post ab. „Das ging alles so schnell“, sagt Brasserie-Chef Christian Först und schaut immer noch etwas erstaunt. Lange hatte er nach einem geeigneten Objekt gesucht, im Februar entdeckte er zufällig, dass das ehemalige „Mare“ an der Ecke Düssel-/Neusser Straße frei wurde, zum 1. März pachtete er das Lokal, anschließend wurde einen Monat lang renoviert. „Und dann haben wir Vollgas gegeben“, sagt Först.
An guten bis sehr guten Restaurants herrscht kein Mangel rund um die Lorettostraße in Unterbilk, aber französische Küche? Höchstens in Robert’s Bistro, doch das liegt im Hafen. Von Anfang an brummte das Geschäft, allein durch Mund-Propaganda befeuert. Das muss etwas mit der Qualität zu tun haben: einerseits der Lebensmittel, die Först als Anhänger der Slowfood-Bewegung aus der Region bezieht und tagesfrisch verarbeitet, und andererseits seiner eigenen. Der gebürtige Düsseldorfer hat überwiegend bei Franzosen oder Vertretern der französischen Küche gelernt.
Stationen waren u.a. das Schiffchen von Jean-Claude Bourgueil und das An’ne Bell von Holger Berens, auch bei Sterne-Koch Dieter Müller in Bergisch-Gladbach hat er gearbeitet. „Aber Sterne-Küche will ich nicht machen, das geht nicht mit so kleiner Besetzung“, sagt Först. Außer ihm und einer Küchenhilfe ist noch Emanuel Revnic (38) im Einsatz. Der ehemalige Chef de Rang eines Fünf-Sterne-Hotels ist erster Ansprechpartner für die Gäste, nimmt Bestellungen auf, berät in Weinfragen und hat für jeden ein freundliches Wort. Und am Wochenende ist noch eine Service-Kraft im Einsatz.
Also: keine Sterneküche, aber hochwertige Produkte. „Die stehen bei mir im Vordergrund, und das soll der Gast auch merken“, umschreibt Förster seine „Philosophie“. Die Karte ist übersichtlich, und das ist gewollt. Es gibt zwei, drei Fischgerichte (z.B. Jakobsmuscheln mit Tabbouleh Salsa für 16 Euro, Wolfsbarsch mit Vanilleöl und Zucchini-Spaghetti für 21 Euro) — und Fleisch. Darauf weist schon ein Kuhkopf auf einem der Schilder an der Hauswand hin. „Ich bin selbst großer Fleischesser“, bekennt der Koch. Deshalb stehen natürlich Steak frites und Entrecôte als Klassiker auf der Karte, dazu kommen Ravioli vom Kalbsbäckchen, Boudin noir (Blutwurst) und Coq au vin sowie saisonale Salate.
Für Hobbys hat der ehemalige Feldhockey-Spieler (für Neuss in der Bundesliga) im Moment überhaupt keine Zeit, auch Frau und Söhnchen (gerade zwei geworden) müssen etwas zurückstehen. Jetzt geht erst einmal das eigene Restaurant vor. Ach ja, der Name: „Electric Brasserie“. „Das hat keinen tiefergehenden Sinn“, sagt Christian Först und lacht. „Der Name soll einfach hängenbleiben.“