Düsseldorf „Die Studenten sollen hören lernen, nicht Knöpfe drücken“
Eine Brücke zwischen Kunst und Technik schlägt das Studium am Institut für Musik und Medien. Die Absolventen sind sehr gefragt.
Düsseldorf. Irgendwas mit Medien machen nach dem Abi? Am besten noch etwas mit Musik? In Düsseldorf kein Problem. Denn seit zehn Jahren gibt es das Institut für Musik und Medien, eine einmalige Kooperation zwischen der Robert-Schumann- und der Fachhochschule. „Das Geschäft mit der Musik ist heute viel komplexer geworden. Unsere Ausbildung soll die Studierenden fachübergreifend auf ihren Beruf vorbereiten“, sagt Professor Werner Roth, der an dem Institut Musik und Medien Aufnahmetechnik unterrichtet.
Ursprung der Idee ist der künstlerisch-technische Studiengang „Ton und Bild“, den es seit mehr als 60 Jahren an der Fachhochschule gibt: „Am Ende ist man dann Toningenieur. Die Ausbildung in Düsseldorf hat bis heute weltweit einen hervorragenden Ruf.“ Doch in Zeiten der neuen Medien hat sich auch der Beruf des Toningenieurs verändert.
Die zunehmende Digitalisierung stellt immer neue Anforderungen an Künstler, die den beschwerlichen Weg ins Musik-Business gehen wollen.
Darum beschränkt sich der Studiengang „Musik und Medien“ nicht mehr auf die klassischen Inhalte. Die Fächer reichen von „Musik und Text“ über Medien—Management oder Medien-Komposition bis zur Musik-Informatik. „Visual Music“ öffnet die Grenzen zwischen Hören und Sehen. Die Studierenden können selbst entscheiden, wo sie ihre Schwerpunkte setzen, bevor sie nach vier Jahren ihren Bachelor machen. An dem Master-Studiengang wird zurzeit noch gearbeitet.
„Sie sollen hören lernen, nicht Knöpfe drücken. Mein Thema sind die Ohren“, so Werner Roth, der schon mit vielen nationalen und internationalen Stars gearbeitet hat. „Ein guter Sound kommt nicht von der guten Technik“, ist sein Grundsatz. Und wer Musik nur aus dem Laptop hört, werde nie verstehen, was ein Klangerlebnis ist.
Dazu steht den Studierenden eine technische Ausrüstung auf höchstem Niveau zur Verfügung. Ein bestens ausgestattetes Aufnahmestudio, ein Experimentallabor, ein Ton-Ü-Wagen oder ein Labor für Digitale Bildmedien. Was dort produziert wird, bekommt aber fast niemand zu hören oder zu sehen. Roth: „Die Aufnahmen dürfen für kommerzielle Zwecke nicht genutzt werden, um zum Beispiel andere Tonstudios nicht zu schädigen.“ Lediglich bei Benefiz-Aktionen wird manchmal eine Ausnahme gemacht. So haben Studenten das dreitägige Konzert der Toten Hosen in der Tonhalle aufgenommen. Das wird im Herbst als CD erscheinen.
Dass Lernen auch Spaß machen kann, dafür sorgt Dieter Falk, der nicht nur einer der erfolgreichsten deutschen Musikproduzenten, sondern auch Gastprofessor an dem Institut ist. Der brachte als praktische Übung den Autor dieser Zeilen samt Gitarre mit. Einen Tag zuvor hatte der Produzent einen Song in seinem Studio aufgenommen — und bearbeitet: Intro weg, den Refrain verdoppelt, an ein paar Stellen die Gitarre verändert. Die Studierenden bekamen dann die Ur-Version des Liedes zu hören und mussten selbst herausfinden, was der „Meister“ an dem Song verbessert hatte. Nach vielen Diskussionen und Verbesserungen war die neue Version im Kasten.
Die Perspektiven nach dem Studium sind vielfältig. Werner Roth: „Eine ganze Reihe unserer Absolventen ist in der Auto-Industrie als Sound-Designer beschäftigt.“ Dabei geht es nicht nur um den optimalen Klang der Musikanlage. Motorengeräusche oder zufallende Pkw-Türen haben heute ihren ganz speziellen Sound. Aber auch bei Theatern oder Tonstudios sind die Multimedia-Experten gefragt. Roth: „Die können nicht nur Technik, sondern auch eine Partitur mitlesen.“ Bestens vorbereitet auf ein Leben für die und von der Musik.