Düsseldorf Die Uni-Klinik hat jetzt einen Professor für Zahnimplantate
Als erster Zahnmediziner in Deutschland hat Frank Schwarz eine Professur für Orale Medizin und Periimplantäre Infektionen erhalten. Er wirbt für mehr Kontrolle.
Düsseldorf. Neben Baden-Baden gilt Düsseldorf als eine Hochburg für teure Zahnmedizin in Deutschland. Eine Folge: Es werden viele Implantate gesetzt. Die Schrauben, die als künstliche Zahnwurzeln in den Kiefer gebohrt werden, sind als festsitzender Zahnersatz begehrt — aber teuer. Und das Gewebe um die Schraube herum kann sich entzünden. Mit dieser sogenannten Periimplantitis befasst sich Frank Schwarz. Er versucht, solche Implantate zu retten. Doch: „Patienten kommen damit grundlegend zu spät“. Denn die Entzündung schmerzt anfangs meist nicht, und Zahnärzte überwiesen aus Angst vor Behandlungsfehlervorwürfen ihre Patienten nur ungern.
Schwarz arbeitet seit 2002 an der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie der Uniklinik Düsseldorf. Nun ist er Inhaber der neu eingerichteten W2-Professur für „Orale Medizin und Periimplantäre Infektionen“. Schwarz gilt als einer der international führenden Experten auf diesem Gebiet und wird zudem im Dezember Präsident der größten implantologischen Fachgesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI). Laut DGI ist es die erste Professur dieser Art in Deutschland.
Das Risiko für eine Periimplantitis ist hoch: Etwa 30 bis 40 Prozent der Menschen mit Implantaten haben laut Schwarz eine solche Entzündung. Darüber müsse man Patienten mit Implantatwunsch aufklären. „Das betrifft Titanimplantate ebenso wie Keramikimplantate.“ Die Behandlung sei aufwendig und als reine Privatleistung teuer. Immerhin könne man bei etwa 80 Prozent der Patienten das Implantat retten. Schwarz wirbt für mehr Kontrolle: „Unsere Empfehlung ist, Implantatpatienten einmal im Quartal zu untersuchen.“
Seit 2004, seit er Oberarzt der Klinik wurde, leitet Schwarz dort die „Sprechstunde Periimplantitis“. Dass es nicht einfach ist, Erkenntnisse aus der Forschung in die zahnärztliche Praxis zu bringen, weiß er auch als Koordinator der geplanten Leitlinie für Periimplantitis. Leitlinien sind Orientierungs- und Entscheidungshilfen für Ärzte und geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand wieder. Gerade in der Zahnmedizin sei es mit der Akzeptanz immer noch schwierig — obwohl Leitlinien nicht verbindlich sind. „Die Kollegen fürchten eine weitere Reglementierung. Man zieht Groll auf sich.“
Andererseits betont die Zahnärztekammer Nordrhein die gute Zusammenarbeit der Uniklinik mit den niedergelassenen Zahnärzten. „Die Fortbildung über Qualitätszirkel läuft gut, der Erfahrungsaustausch ist eng“, sagt Ralf Hausweiler, Sprecher und Vizepräsident der Kammer. Er bestätigt: „Nicht in jede Zahnlücke muss ein Implantat.“ Um die richtige Versorgung zu finden, müsse der ganze Patient betrachtet werden, mit seinen Zähnen, seiner Mundgesundheit und seinen Putzgewohnheiten.
Weil die Forschung bereits viele Zusammenhänge zwischen Mundgesundheit und allgemeiner Gesundheit aufgespürt hat, umfasst die neue Professur auch die orale Medizin. „Einige Medikamente, etwa in der Krebstherapie oder der Osteoporosebehandlung, haben teils dramatische Folgen für Zähne oder Kiefer“, sagt Schwarz. „Das ist derzeit eine große Baustelle in der Zahnmedizin.“