Grün in Düsseldorf Diesen Bäumen gehört die Zukunft
Düsseldorf · Die Exemplare der Zukunftsbaumliste lösen seit Pfingststurm Ela verstärkt die etablierten Baumarten in Düsseldorf ab.
Der Pfingststurm Ela vor zehn Jahren war verheerend und hat viele Bäume vernichtet. Darüber hinaus gibt es Baumarten, die den heutigen klimatischen Bedingungen nicht mehr gewachsen sind, krank werden und letztlich gefällt werden müssen, weil sie nicht mehr standsicher sind. Die gute alte Rosskastanie zählt zum Beispiel dazu. Vor Ela waren 67 Prozent aller Straßenbäume lediglich fünf Baumgattungen zuzuordnen.
Seitdem hat ein Umdenken eingesetzt, die Stadt setzt verstärkt auf Exemplare, die für eine Pflanzung im urbanen Raum besonders gut geeignet sind, weil sie stressresistenter sind, sich besser den Gegebenheiten vor Ort anpassen können: die sogenannten Zukunftsbäume. Rund 379 Arten stehen auf dieser Liste, und sie haben so schöne Namen wie „Rostnerviger Schlangenhaut-Ahorn“, „Schlitzblättrige Hänge-Birke“ oder, ziemlich verheißungsvoll, „Immergrüne Magnolie“. Von dieser Liste wurden bis heute 247 Baumarten in Düsseldorf gepflanzt. Das entspricht etwa Zweidrittel der gelisteten Baumarten und der Pflanzung von 11 151 Exemplaren seit 2013. Nur, wie diese genau aussehen, davon konnte sich lange keiner ein Bild machen. Inzwischen haben aber zumindest die kurz nach Ela in die Erde gesetzten Bäume eine gewisse Größe erreicht und das Bild an Straßen und in Parks nachhaltig verändert. Die Experten im Gartenamt wiederum haben in dieser Zeit so ihre Erfahrungen mit den Zukunftsbäumen gesammelt – und ihre Lehren daraus gezogen.
Analysen hinsichtlich geeigneter Baumarten sowie experimentelle Pflanzungen werden in vielen Kommunen, Baumschulen und Universitäten durchgeführt. Auch das Gartenamt nimmt seit 2019 am Straßenbaumtest der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz teil. Dabei werden im jährlichen Rhythmus zukunftsträchtige Baumarten auf ausgewählten Standorten phänologisch überprüft und bewertet. Im Austausch mit Kommunen aus der gesamten Bundesrepublik werden so funktionsfähige Baumarten für die Zukunft selektiert. Vor dem Hintergrund einer fortwährenden Analyse und neuen Erkenntnissen wird auch die Zukunftsbaumliste der Stadt Düsseldorf fortwährend aktualisiert. Die Pflanzung von zukunftsfähigen Baumarten wurde vor allem in den vergangenen Jahren intensiviert und soll in den kommenden Jahren weiter fortgesetzt werden.
Die Auswahl der jeweiligen Baumart berücksichtigt dabei immer die vorherrschenden Standortbedingungen. „Das Gartenamt hat insbesondere in den letzten Jahren mit einigen neuen Baumarten sehr gute Erfahrungen gemacht“, teilt ein Sprecher der Stadt mit. Zu nennen wären beispielsweise der Perlschnurbaum, die Blasenesche, die Ungarische Eiche, der Feldahorn und die Edel-Kastanie.
15 Jahre vergehen bis zur Etablierung eines Baumes
Erst nach einigen Jahren kann dann eine fundierte Aussage über die Zukunftsfähigkeit eines Baumes getroffen werden. Bis zur Etablierung eines Baumes an einem Standort vergehen mindestens 15 Jahre. „Auch hier ist wieder der jeweilige Standort von entscheidender Bedeutung. Eine Baumart, die nicht an einem Extremstandort in der Straße gedeihen kann, kann sich trotzdem als funktionsfähiger Parkbaum herausstellen“, so der Sprecher.
Die Zunahme von klimabedingten Stressfaktoren mit Stürmen, Starkregen, Hitze, erhöhter Strahlung und Trockenheit wirkt sich natürlich auf den Baumbestand in der Stadt aus. So geraten viele Bäume in langen, heißen und trockenen Sommern in einen sogenannten „Trockenstress“. Bedingt durch den Wassermangel in den Böden und der Hitze werden Bäume geschwächt und damit anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Bäume, die aufgrund der Klimaveränderungen in ihrer Vitalität geschwächt sind, sind laut Gartenamt neben der Rosskastanie auch Buche, Bergahorn, Rotdorn, Robinie und Mehlbeere.
In den vergangenen Jahren wurden jedenfalls sowohl an den Straßen als auch in Park- und Freizeitanlagen und auch auf den Friedhöfen eine breite Auswahl an Zukunftsbäumen gepflanzt. Insbesondere wenn Bestandsbaumarten ausfallen, die den veränderten Klimawandel nicht mehr widerstehen können, wird ein Austausch mit Zukunftsbaumarten durchgeführt. So wurde zum Beispiel in den Jahren 2021 und 2022 im Maurice-Ravel-Park 91 abgestorbene Bäume durch Zukunftsbaumarten wie Blumen-Esche, Hopfenbuche und Zerreiche ersetzt. In der Meliesallee werden vergreiste Bergahorne durch rotlaubige Spitzahorne ersetzt. In der Pflanzsaison 2022/2023 wurden hier bereits 16 Bäume ausgetauscht. Unter den 150 Pflanzungen im Südpark fanden sich Trompetenbaum und die Baumhasel.
Die Entnahme von Robinien mit Wurzelstockfäule führte zu einem größeren Austausch der Baumart in einzelnen Straßenzügen. Beispielsweise werden an der Lorettostraße und der Erich-Müller-Straße amerikanische Eschen gepflanzt. Aber auch anderorts wird ein Austausch vorgenommen. An der Tannenstraße wachsen schon seit einigen Jahren Zelkoven der Sorte „Green Vase“. Und auf dem Kolpingplatz wurden Sumpf-Eichen gepflanzt.
Man muss nur genau hinschauen, dann fällt eigentlich jedem sofort auf, dass sich das Grün in Düsseldorf inzwischen weitgehend verändert präsentiert und so mancher Exot der Zukunftsbaumliste die etablierten Baumarten vergangener Tage abgelöst hat.