Discothek Rheingold feiert seine letzte Party
Über Ostern wurde die Disco zur Drei-Tage-Feiermeile. Manche Gäste blieben dafür 24 Stunden lang wach.
Düsseldorf. Ein gutes Dutzend Feierwütige schwenkt auf der Tanzfläche ekstatisch die Arme, die bunten Discolichter flimmern an der Decke und dröhnende Bässe machen jede Unterhaltung unmöglich. Es ist „Non-Stop-Party“ im Rheingold. Der Name war vorübergehend Programm, denn von Ostersamstag bis -montag blieb der Club am Hauptbahnhof durchweg geöffnet.
Mit der „Closing Familienfeier“, wie die Veranstaltung auf der Homepage des Clubs im Vorfeld angekündigt war, öffnete das Rheingold zum letzten Mal nach 18 Jahren die Türen — ab sofort wird dort, wie die WZ berichtete, das „Teatroo“ einziehen, eine neue Discothek mit neuem Konzept.
Vor dem Club, auf dem Weg zum Hauptbahnhof, begegnet mir eine Clubbesucherin mit großer Handtasche. Fast 24 Stunden Feiern hat die Düsseldorferin hinter sich, die sich mit Wechselklamotten und zwei paar Schuhen optimal auf den Feier-Marathon vorbereitet hat. „Zwischendurch geht man mal raus, schnappt frische Luft oder kauft sich einen Burger um die Ecke, dann geht es weiter“, erzählt sie sichtlich fertig, will ihren Namen aber nicht verraten und auch keine weiteren Fragen beantworten.
Ein Türsteher des Rheingold weiß mehr zu berichten. Ob es tatsächlich Leute gibt, die drei Tage am Stück durchfeiern? „Na klar, manche Leute kommen sogar mit Koffern hierher“, meint er. Auf die Frage, wie man das denn durchhalte, kommt die Antwort: „Wenn Sie drei und sieben zusammenzählen, dann können Sie sich das denken.“ Worauf er anspielt ist nicht eindeutig, in Verbindung mit den Geschichten, die sich um das Rheingold ranken, kommen mir aber direkt Drogen in den Sinn. Ohne die lassen sich drei Tage Party am Stück doch kaum aushalten. Oder?
Von den Feiernden will sich dazu jedoch niemand äußern und Betriebsleiter Benedikt Stobbe meinte nur: „Das Thema wird hier nicht anders behandelt als in anderen Clubs auch und ist auch nicht schlimmer als woanders.“ Durch die zentrale Lage des Rheingold unmittelbar neben dem Hauptbahnhof sei die Klientel aber sehr gemischt.
Ein Blick auf die Tanzfläche unterstreicht seine Aussage. Zu dröhnender Techno- und Elektromusik wippen die verschiedensten Gestalten mit den Köpfen. Da tanzt der muskulöse, tätowierte Mittdreißiger neben zierlichen Blondinen, die das Teenager-Alter gerade erst hinter sich gelassen haben. Ein regelmäßiger Clubbesucher meint zum Thema Drogen: „Problem, wieso ist das ein Problem?“ So richtig möchte niemand darüber reden.
Im Oktober 2010 berichtete die WZ über eine Drogen-Razzia in der Feierhölle am Hauptbahnhof, 120 Tütchen mit Ecstasy-Pillen sowie Amphetamine und Haschisch wurden damals gefunden, weggeworfen von panischen Gästen. Und 2012 bekam in einem Internetforum eine Userin auf die Frage nach der Düsseldorfer Drogenszene die Antwort; „Google mal das Rheingold/Poison Club in DD“ (Düsseldorf).
Was genau hinter der schweren Stahltür passiert, die verhindern soll, dass die harten Bässe am Ostersonntag auf die Straße dringen, hinter den Eingangsstufen, die schmutzig sind von drei Tagen Party pur und ob Benedikt Stobbe wirklich so überzeugt von einem drogenfreien Rheingold ist, wie er sagt, ist nicht ersichtlich. Vielleicht könnte der pöbelnde Mann vor den Clubtüren mehr verraten, der betrunken nach seiner Jacke verlangt und wild mit den Armen fuchtelt, doch Alkohol und laute Musik machen weitere Fragen unmöglich.
Fakt ist: Das Rheingold ist Geschichte, in Zukunft wird mit dem „Teatroo“ ein neues Clubkonzept Einzug halten. Und wer weiß, vielleicht ist das auch die Chance für ein positiveres Image.