Der Fernbus-Markt wächst, der Fernbus-Bahnhof nicht
Bis zu 3600 Fahrgäste steigen in Spitzenmonaten an der Worringer Straße ein oder aus — Tendenz weiter steigend.
Düsseldorf. Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Bis zum vorigen Jahr konnten dies in Deutschland nur Bahn- oder Selbstfahrer von sich behaupten. Seit Anfang 2013 ist der Fernbusverkehr liberalisiert, wer heute von Düsseldorf nach Berlin will, dabei aber auf Auto oder Bahn verzichten möchte, kann zwischen einem halben Dutzend Anbietern wählen.
Zu den Anbietern der ersten Stunde — Mein Fernbus und Flixbus — haben sich längst andere Anbieter gesellt. An die 60 Unternehmen listet das Vergleichsportal „Busliniensuche“ auf, sieben Busunternehmen fahren ab oder nach Düsseldorf — oder legen am Busbahnhof vor der ehemaligen Paketpost an der Worringer Straße zumindest einen Zwischenstopp ein.
Mein Fernbus, laut „Busliniensuche“ mit 32,5 Prozent Marktanteil der Branchenprimus (erstes Quartal 2014), hat sein Angebot in diesem Monat erweitert, in fünfeinhalb Stunden kutschiert die Firma ihre Fahrgäste ab Düsseldorf an die Nordseeküste.
50 Reiseziele sind von Düsseldorf aus zu erreichen, insgesamt verkehren fünf Mein Fernbus-Linien über die Landeshauptstadt. Zum Vergleich: Im Oktober 2013 fuhren schon 144 Linien durch Deutschland — zehn Monate nach Öffnung des Marktes.
Dieser ist auf Wachstum gepolt, glaubt Martin Rammensee von „Busliniensuche“. „Es werden noch weitere Anbieter hinzukommen“, sagt er. Diese müssten nicht zwingend das komplette Angebot vorhalten, sondern könnten eher Nischenstrecken bedienen. Gewinner der Entwicklung seien die Fahrgäste, die sich über günstige Ticketpreise freuen dürften. „Konkurrenz belebt auch auf dem Fernbus-Markt das Geschäft“, sagt Rammensee.
An Wachstum auf dem Fernbusmarkt glauben auch andere. Das städtische Amt für Verkehrsmanagement etwa erwartet über eine weiter wachsende Bekanntheit ein leicht steigendes Angebot und aufgrund der kostengünstigen Fernverkehrsverbindungen auch eine steigende Nachfrage. Wobei die Spitzenzeiten wenig überraschend in der Ferienzeit liegen: 3600 Ein- und Aussteiger wurden im vergangenen Juni am Busbahnhof gezählt.
Wobei Wachstum mitunter Schmerzen verursacht. Das Ehepaar Wölbling, auf dem Weg nach Berlin, freut sich zwar über günstige Ticketpreise, vermisst aber genügend Parkplätze für Abholer am Busbahnhof. Susanne Febert hingegen tut sich schwer mit der Beschilderung des Bahnhofs. „Alles etwas unübersichtlich.“ Anika Janßen freut sich hingegen, dass es trocken ist. „Bei Regen gibt es hier zu wenig Unterstellmöglichkeiten.“
Wobei die Stadt die vorhandenen Kapazitäten an der Worringer Straße für ausreichend hält. „Die Größe des Fernbusbahnhofes wird an den meisten Tagen im Jahr der Nachfrage gerecht“, heißt es aus dem Verkehrsdezernat.
Da die erlaubte Aufenthaltsdauer für Busse begrenzt sei, reiche die Leistungsfähigkeit der Busstation auch künftig aus. An eine Erweiterung der Unterstellmöglichkeiten sei nicht gedacht, ebenso gebe es keine Überlegungen, die Anzahl der Pkw-Stellplätze am Busbahnhof zu erhöhen.