Doppelter Frust für Passagiere

Wegen streikender Flugbegleiter der Air Berlin-Tochter LTU kam es am Montag zu Einschränkungen für hunderte Passagiere.

Düsseldorf. Bis zu den Ausgängen der Abflughalle stehen die wartenden Fluggäste am späten Montagvormittag. Mit Schweißperlen auf der Stirn bändigen Mitarbeiter des Flughafens den Andrang. Betroffene von gestrichenen oder verspäteten Flügen werden regelrecht in die langen Warteschlangen vor dem Serviceschalter getrieben. Auf Informationen warten die meisten vergeblich.

"Die Informationspolitik ist mangelhaft", formuliert Familie Klamke bemüht sachlich. Seit vier Uhr sind sie mit einem Säugling auf den Beinen. Nachdem ihr Flug nach Palma zunächst um eine Stunde verschoben wurde, fällt er schließlich ganz aus.

Diese Information kam um acht Uhr, seitdem warten sie und stehen geduldig in der Warteschlange des Serviceschalters. "Nicht mal einen Kaffee hat man uns angeboten", sagt die enttäuschte Familie aus Neuss. Als Kunden fühlen sie sich nicht ernst genommen. Fluggesellschaft und Reiseveranstalter der Klamkes schieben sich die Verantwortung gegenseitig zu. Zahlen will keiner.

Alles, was Anja Ueberschaer (26) und Andreas Pirl (30) über ihren Flug nach Los Angeles wissen, haben sie in Gesprächen anderer Passagiere aufgeschnappt. "Das war definitiv der erste und letzte Langstreckenflug, den wir wir bei Air Berlin gebucht haben", sagt die junge Frau verärgert.

Die Rundreise, die sie vor einem Jahr gebucht haben, ist durch die verlorene Zeit nur noch mit Einschränkungen zu schaffen- und finanziellen Einbußen. "Natürlich haben wir auch Verständnis für Streiks, aber wenn man so heftig davon betroffen ist, schwindet es recht schnell", sagt Pirl.

Für die Gewerkschafter scheint der Streik jedoch unumgänglich, um Tarifverhandlungen mit dem Konzern durchzusetzen. "Durch wenige Flüge im Sommer haben die Beschäftigten ein deutlich geringeres Einkommen gehabt", sagt Peter Büddicker von Verdi. Deshalb fordern sie neben sechs Prozent mehr Gehalt auch garantierte Mindestflugzahlen.

Zweieinhalb Stunden hat ein Ehepaar aus Witten in der Schlange angestanden. Auch ihr Flug nach Fuerteventura ist ersatzlos gestrichen. Am Ende sitzen sie mit einem weißen Blatt Papier in Händen immer noch auf gepackten Koffern. "Das Schreiben bestätigt lediglich, dass unser Flug ausgefallen ist, jetzt müssen wir uns bei unserem Reiseveranstalter um Ersatz kümmern", so die 59-jährige Frau. Sie ist wütend über das Chaos.

Den stockenden Informationsfluss erklärt Air Berlin- Sprecher Hans-Christoph Noack damit, dass bis zur letzten Minute versucht werde, Ersatzflüge bereit zu stellen. "Eine Annullierung ist die letzte Möglichkeit", versichert Noack. Als mittelbarer Vertragpartner bei Pauschalreisen komme das Unternehmen deshalb nur für die Ersatzflüge auf. Verpflichtet sei es dazu nicht. Wegen der Überraschung seien Vorbereitungen nicht möglich gewesen.