Rhein-Ruhr-Express Schallschutz-Mauer: „Wir wollen nicht vor einer Wand stehen“

Düsseldorf · Bahn informiert über den Gleisausbau des RRX in Reisholz. Bürger können bis zum 15. April über die beiden vorgestellten Varianten online abstimmen.

Helga Thermann informiert sich bei einem Mitarbeiter der Deutschen Bahn über die beiden Varianten für den Bahnhof Reisholz:

Foto: ja/Stotmann

Die Anwohner des Reisholzer Bahnhofs sind einigen Kummer gewöhnt. Als Katharina Legge, Teilprojektleiterin des Abschnitts Düsseldorf, bestätigt, dass doch eine mehrere Meter als Schallschutz für den Rhein-Ruhr-Express (RRX) errichtet wird, stürmt Marlies Dehm mit ihrem Rollator aus dem Saal. „In der Zeitung stand, die zwölf Meter hohe Mauer sei vom Tisch“, sagt Dehm empört.

Das ist sie auch – zumindest so, wie sie ursprünglich geplant war. Die Deutsche Bahn hatte am Freitag zum Bürgerdialog in das Ernst-Lange-Haus eingeladen, um neue Pläne vorzustellen. Dabei wurden die Bürger eingeladen, sich am Entscheidungsprozess zu beteiligen. 25 Personen waren zu Beginn der Veranstaltung gekommen. Die Bahn stellte mit 20 Mitarbeitern fast genauso viele Experten zum Thema bereit. Diese erklärten anhand von Bauplänen und Skizzen, welche Vorteile die einzelnen Varianten beim Bau der RRX-Gleise haben werden.

„Die veränderte Planung am Bahnhof in Benrath hat Auswirkungen auf das Kreuzungsbauwerk in Reisholz“, sagt Michael Kolle, Projektleiter der RRX. Die Gleise für den RRX werden in der Mitte der anderen Gleise gebaut. An der Further Straße bleibt die bestehende Böschung dann erhalten, zusätzlich wird eine vier Meter hohe Schallschutzwand gebaut. „Ein weiterer Schallschutz wird direkt neben den Gleisen für den RRX errichtet“, sagt Katharina Legge. Wie hoch dieser sein wird, hängt davon ab, ob Gleise in Hoch- oder in Tieflage gebaut werden. Wenn die Gleise tiefer gelegt werden, ist das Bauwerk um die Gleise von der Straße aus nicht sichtbar. „Wenn die Gleise im Kreuzungsbauwerk Reisholz in Hochlage bebaut werden, ist eine 13 Meter hohe Lärmschutzmauer notwendig“, so Legge.

Das ist für Anwohnerin Marlies Dehm eine schreckliche Vorstellung. Sie wohnt seit 47 Jahren an der Potsdamer Straße. „Der Lärm zieht mittlerweile durch, aber auf eine Mauer zu schauen, kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Dehm. Auch Helga Thermann, die sich mit ihrem Mann über die Pläne informiert, sagt: „Die Schallschutzwand muss erträglich fürs Auge sein und die Sonneneinwirkung nicht beeinträchtigen“, sagt die Besitzerin eines Grundstückes an der Further Straße. „Wir wollen nicht vor einer Wand stehen.“ Das Argument des Bahnmitarbeiters, dass die Hochlage günstiger wäre, tangiert sie nicht. „Meine Steuergelder werden an anderer Stelle zum Fenster rausgeworfen“, sagt Helga Thermann. Für sie sei die bessere und schönere Variante entscheidend.

Die Entscheidung trifft das Eisenbahn-Bundesamt

„Es gibt keine klare Vorzugsvariante“, betont Teilprojektleiterin Katharina Legge. Beim Bürgerdialog sind die Gemüter dennoch erhitzt. Ein Anwohner, der seinen Namen nicht nennen will, erkundigt sich, was er tun müsse, um den RRX-Ausbau ganz zu verhindern. Hans-Leo Laugs aus Hassels findet hingegen: „Der RRX ist eine Investition in die Zukunft, um die Autos aus den Städten zu bekommen.“

Im Vergleich der beiden Varianten ist Hochlage etwa zehn Prozent günstiger. Sie soll nach vier Jahren und sieben Monaten fertig gestellt werden, die Tieflage dauert neun Monate länger. Sie ist aufgrund des Erdaushubs aufwendiger. „Die Stadt will die Bahn unterstützen, eine akzeptable Lösung zu finden“, sagt Klaus Lorenz, Referent für Verkehrsangelegenheiten bei der Stadt Düsseldorf. Die Stadtspitze und die Bezirksvertretung 9 haben sich für die tiefergelegte Variante ausgesprochen.

Die Entscheidung trifft allerdings das Eisenbahnbundesamt. Baubeginn wird frühestens in fünf Jahren sein. Wenn der Ausbau wie geplant erfolgt, könnten 2030 die RRX-Züge im 15-Minuten-Takt von Köln über Düsseldorf nach Dortmund fahren.