Essen für Arme und Reiche Warum in Düsseldorf auch Rentner auf die Armenküche angewiesen sind

Düsseldorf · Seit 32 Jahren versorgt die Düsseldorfer Armenküche im Rathaus Menschen einmal am Tag mit einer warmen Mahlzeit. Am Samstag wurde daraus ein kleines Fest mit viel Musik, Taiko-Trommlern und einem Essen für alle, ob arm oder reich auf dem Burgplatz.

Auch Bürgermeister Josef Hinkel und Dagmar Götschenberg (Stadtwerke) füllten die Teller mit Erbsensuppe.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

(clhö) Da staunten die Passanten nicht schlecht, als sich Pater Wolfgang Sieffert am Samstagmittag zu Colly and the Steam Rollers auf die Bühne gesellte und die Band mit seiner Mundharmonika unterstützte. Das kleine Fest auf dem Burgplatz stand im Kontrast zur parallel stattfindenden Gourmet Meile auf der Kö. Denn es war denen gewidmet, die auf ein Angebot zurückgreifen müssen, das die Düsseldorfer Armenküche seit inzwischen 32 Jahren im Rathaus macht: einmal am Tag eine warme frisch gekochte Mahlzeit.

Durchschnittlich 200 Menschen kommen regelmäßig in die Armenküche. „Nach Corona sind es noch mehr geworden“, sagt Pater Sieffert. Es sind längst nicht nur Wohnungslose oder Menschen mit Suchtproblemen, die sich ein regelmäßiges Essen kaum leisten können. Immer öfter schauen auch Senioren vorbei. „Die Rente reicht nicht aus, die laufenden Kosten sind zu hoch oder es sind unvorhergesehene Ausgaben, die dazu führen, dass sie zu uns kommen“, zählt der Theologe und ehemalige Gefängnisseelsorger auf.

Ein Team aus drei hauptamtlichen und rund 60 ehrenamtlichen Helfern – das übrigens noch Verstärkung sucht – sorgt dafür, dass jeder der kommt, so angenommen wird, wie er ist. „Wer nicht reden möchte, muss es auch nicht“, betont Christian Piel vom Küchenteam.

Er weiß, dass es oft Zeit braucht, bis Vertrauen da ist und „dann tauen viele doch noch auf und fühlen sich wohl“, führt er weiter aus. Den ihnen entgegengebrachten Respekt wertschätzen die Bedürftigen, die nicht selten Scham empfinden, das Angebot der Armenküche anzunehmen.

Einmal im Jahr verlegt das Team um Pater Sieffert, der den Verein 1992 aus der Taufe hob, das Essen auf den Burgplatz und lädt alle, unabhängig vom Inhalt ihres Geldbeutels, dazu ein, gemeinsam den Tag zu genießen, ins Gespräch zu kommen und dabei gute Musik zu hören.

Die jeweiligen Künstler und Bands, am Samstag waren es Colly and the Steam Rollers, Wadokyo und Inferno, verzichten für den guten Zweck auf ihre Gage. Die Steam Rollers heizten dem Publikum mit ihrem Mix aus Klassikern von Elvis über Bill Haley bis Johnny Cash so richtig ein. Da konnte der musikbegeisterte Pater einfach nicht anders, als mitzurocken.

Im Anschluss nahmen die Teilnehmenden der Wadokyo-Academy das Publikum mit in die Welt der japanischen Taiko-Trommelkunst. Das lockte viele Passanten an, die wissen wollten, was da wohl auf dem Burgplatz los war.

Die Düsseldorfer Armenküche hatte mehrere Food-Stände aufgebaut. Dort gab es Erbsensuppe und Würstchen umsonst. Außerdem konnte sich jeder bei der Hitze an diesem Tag kostenlos mit Wasser versorgen. Der Verein finanziert sich ausschließlich über Spenden.

Infos zum Angebot der Düsseldorfer Armenküche gibt es im Internet unter: