Büdchentag in Düsseldorf Die Bude bebt
Düsseldorf · Vor allem junge Menschen nutzten die Gelegenheit, beim Büdchentag auch mal andere Stadtteile kennenzulernen.
Ein junger Mann und seine gut zehn Freunde haben es eilig. Ihren fast ausgetrunkenen Cocktail noch in der Hand haltend, laufen sie schnell über die Kreuzung in Richtung U-Bahn, die sie über Umwege nach Oberbilk bringen soll. „Kommt gleich zum Volksgarten-Büdchen“, ruft er den Zurückgebliebenen noch über die Schulter zu, diese bleiben zunächst stehen.
Denn auch am Schillerplatz in Düsseltal ist Büdchentag. Und zu dem gehört es, auch mal einige der in diesem Jahr 40 teilnehmenden Buden abzulaufen, von Stadtteil zu Stadtteil, von Seitenstraße zu Seitenstraße. Dem gleichzeitig stattfindenden Gourmet-Festival auf der Königsallee mag an diesem Tag die Luxusmeile gehören – doch den Büdchen gehört die Stadt.
Wer sich an diesem Samstag rund um den Innenstadtbereich herum bewegt, wird das schnell feststellen. Unzählige, vor allem junge Menschen sind unterwegs, gleichzeitig zielstrebig und ziellos, wie es manchmal scheint. Viele haben ein Bier in der Hand, manche eine Limo, sie lachen, gehen, fahren Bahn und erkunden die Stadt, vermutlich auch Stadtteile, in die sie sonst vielleicht nicht so oft kommen.
Am Schillerplatz hat sich eine kleine Traube um das Büdchen von Leonhard Effendy gebildet. Einige Personen sitzen an Tischen und Stühlen, andere haben sich in einen Kreis auf den Boden gesetzt, drehen Zigaretten und trinken ihr Getränk. Manche stehen auch schon und tanzen zur Musik, andere essen eine Kleinigkeit. Das Büdchen von Effendy ist sonst so etwas wie ein Anlaufpunkt für junge Familien, doch heute kommen alle. Es wird hier nicht richtig leer und nicht übermäßig voll, aus den Seitenstraßen und der U71 kommen immer wieder Leute dazu oder verschwinden über denselben Weg wieder.
Also der Gruppe junger Männer nach, in Richtung Oberbilk, erst mal zum Kirchplatz. Denn dort ist ein Nachbarschaftsfest im Rahmen des Büdchentags organisiert, hier sind viele Familien, Kinder toben durch die Gegend, ihr Kreischen von der Live-Musik begleitet. Hier stellen sich Initiativen aus dem Viertel vor, hier geht es weniger um die Büdchen, als viel mehr um die Nachbarschaft. Doch es passt nahezu perfekt zu diesem Tag, die Nachbarschaft trifft sich im Alltag ja schließlich auch an ihren Stammbüdchen.
Ein solches Fest gibt es auch ein paar Querstraßen weiter auf dem Fürstenplatz. Die Etappen von einem Veranstaltungsort zum nächsten werden zwischen Unter- und Oberbilk kürzer. Um 18 Uhr läuft Reggae, die Band Monster Riddim spielt laut Plan. „Hier gibt es nur Liebe“, ruft ein Musiker in die Menge. Viele Leute stehen rund um den Pavillon herum, der der Band als Bühne dient, tanzen im Takt. Andere sitzen an aufgestellten Bierbänken und spielen Karten. Der Büdchentag ist vielfältig und wer sich ein wenig umsieht, verschiedene Orte des Fests besucht, erkennt in ihm die Vielfalt Düsseldorfs wieder.
Zu Fuß geht es wieder nur wenige hundert Meter weiter, zur Volksgartenstraße in Oberbilk. Hier, könnte man sagen, ist das Epizentrum des Büdchentags. Die meisten Teilnehmer haben ihr Geschäft in diesem Stadtteil und entlang der Straße zwischen Oberbilker Allee sind gleich zwei, verbunden durch einen Flohmarkt. Am sogenannten Hip-Hop-Büdchen wird gefeiert. Rundherum ist kaum noch ein Stehplatz zu finden, auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen Dutzende Büdchenfreunde, die nur da noch freien Raum gefunden haben.
Direkt vor dem Geschäft wird auf der „Bühne“ – kaum mehr als eine kleines Fleckchen freien Bodens vor dem DJ-Pult – gesprungen und gebreakdanced, die Zuschauer jubeln und pfeifen, haben ihre Hände in der Luft und wippen im Takt. Hier bebt die Bude.
Der Büdchentag ist nicht nur etwas für diejenigen, die auch in ihrem Alltag gerne die Büdchen ihres Vertrauens aufsuchen. Vielmehr kann man mit ihm die Stadt kennenlernen, die Menschen, die darin leben – und dabei feiern oder gemütlich der Musik lauschen und mit seinen Kindern spielen. Der Büdchentag ist eine der wenigen Veranstaltungen, von denen zurecht gesagt werden kann: er ist für alle da.