Gaming Düsseldorf bekommt ein Vereinsheim für den digitalen Sport
Düsseldorf · Das evangelische Jugendreferat testet ein Gaming-Jugendzentrum in der Altstadt. Hier gibt es auch gewaltdarstellende Spiele – aber dazu eine Einordnung.
Als Ben Schneider vom evangelischen Jugendreferat beim Brainstorming seine Idee vorstellte, dachte er nicht, dass sie mehr als ein interessiertes Nicken und schnelles Abwinken ergeben würde. Doch seine Idee vom Gaming- und E-Sport-Jugendzentrum ist unterdessen Wirklichkeit geworden. Immer mittwochs bis samstags können sich Jugendliche ab 12 Jahren und junge Erwachsene bis 27 Jahre in der Akademiestraße 5 am alten Hafen verabreden. Statt Kickertisch oder Dartscheibe stehen hier rund ein Dutzend PCs und Fernseher mit angeschlossenen Konsolen und den gängigen Spielen bereits vorinstalliert. Man trifft sich hier für kompetitive Teamspiele, bei denen man wie im analogen Sport regelmäßig zusammen trainiert und teilweise in organisierten Ligen um Meisterschaften spielt.
Die Jugendlichen, die zusammenspielen, sitzen nebeneinander, geben sich Anweisungen, besprechen ihre Taktik, und überwinden gemeinsam ihre Gegner, oder ärgern sich gemeinsam, wenn die Strategie nicht aufgeht. Das Gefühl, tatsächlich zusammen zu spielen, macht für den 16-jährigen Thomas Richert den Reiz aus, das Jugendzentrum zu besuchen, anstatt zuhause zu spielen: „Man sitzt hier zusammen, man spielt besser und es macht mehr Spaß. Teilweise lernt man neue Leute kennen.“
Besonders beliebt sind das Fantasy-Strategiespiel „League of Legends“, in dem man die gegnerische Basis durch geschickten Einsatz der eigenen Fähigkeiten und abgestimmte Positionierung auf dem Feld einnehmen muss, oder Militärshooter wie „Counter-Strike“, in dem man schnelle Reflexe beweisen muss, um seinen Gegnern zuvorzukommen. Auch bei dieser christlichen Einrichtung wird anerkannt, dass Gewalt Teil der Videospielkultur ist, wie Ben Schneider erklärt: „Wir ziehen eine Grenze zwischen Spielen mit Gewaltdarstellung und mit Gewaltverherrlichung. Letztere bieten wir hier nicht an, auch wenn sie in Deutschland ab 18 erhältlich sind.“ Ansonsten dürfen die Jugendlichen alle Spiele spielen, die für ihr Alter freigegeben sind. Titel ab 18 müssen in einem separaten Bereich hinter einer schwarzen Wand gespielt werden, damit die Minderjährigen von diesen Spielen auch keine Bilder sehen können.
Betreut werden sie durch ausgebildete Pädagogen, die selbst Gaming-Erfahrung haben. Sie achten darauf, dass die Jugendlichen ihren Ausgleich bekommen, unterhalten sich mit ihnen auch über andere Themen und reden mit ihnen, wenn sie das Gefühl bekommen, dass sie kaum noch vom Spiel loskommen. Da die Pädagogen verstehen, was die Faszination an dem Medium Computerspiel ist, können sie auf Augenhöhe mit den Jugendlichen reden, erreichen sie besser und können versuchen, die tieferliegende Probleme herauszuarbeiten, welche die Kinder ins Suchtverhalten führen. „Sie nehmen Ratschläge besser an, wenn sie merken, dass man eigene Erfahrungen mit dem Medium hat“, beschreibt Pädagoge und Mitinitiator Nils Davidović seine Erfahrungen der ersten Tage. Die Jugendlichen regulierten ihren Computerspielekonsum hier aber ganz automatisch besser, als wenn sie alleine in ihren Zimmern sitzen würden. Der Pädagoge wollte gesondert darauf achten, dass die Spieler nach rund einer Stunde eine Pause machen. Diese machen die Jugendlichen meistens ganz automatisch, wenn sie an die Theke gehen, sich ein Getränk kaufen und mit Gleichgesinnten ins Gespräch kommen.
Als nächstes sollen hier Ligaspiele und Turniere stattfinden
Zunächst ist das Projekt in dem Pop-Up-Raum in der Altstadt auf vier Monate ausgelegt. Doch der Erfolg zeichnet sich bereits jetzt ab. Täglich kommen bis zu 60 Besucher. Insgesamt saßen hier in der ersten Woche 200 Jugendliche am Computer und an den Konsolen. Die Initiatoren wünschen sich, dass sich hier in den nächsten Wochen und Monaten richtige E-Sport-Mannschaften bilden, denen das Zentrum in der Akademiestraße als Vereinsheim und Treffpunkt dienen kann. Hier würden sie sich dann regelmäßig treffen, um zu trainieren, oder um ihre Ligaspiele auszurichten. Wenn sich das ergibt, und das Zentrum weiterhin bis auf den letzten Platz ausgebucht bleibt, ist zu erwarten, dass das Projekt auch verlängert wird.