Geschenk der Düsseldorfer Jonges Beuys-Boot steht jetzt wieder am Rhein

Düsseldorf · Das „begehbare Boot“ von Künstler Gerhard Moritzen steht in Bronzeform nun wieder vor der Reuterkaserne. Die vorherige Variante aus Holz war über die Jahre verwittert. Die neue Skulptur wurde von den Jonges gestiftet.

Das „Begehbare Boot“ ist jetzt wieder vor der Reuterkaserne zu sehen. Zuvor gab es an gleicher Stelle eine Variante aus Holz. Die Bronzeskulptur wurde von den Düsseldorfer Jonges gestiftet.

Foto: Wolfgang Harste

Aus Holz mach Bronze – unter diesem Motto könnte die neueste gestiftete Skulptur der Düsseldorfer Jonges laufen. „Das begehbare Boot” hat nun wieder seinen Platz am Rheinufer in der Nähe der Reuterkaserne eingenommen. Zuvor war es von Künstler Gerhard Moritzen 1996 aus Holz gefertigt worden, um an die „Heimholung des Joseph Beuys“ zu erinnern.

Da Holz witterungsanfälliger ist als andere Werkstoffe, stand das „Boot” vor seinem Ende. Um die Holzskulptur zu retten, setzte sich Moritzen mit den Jonges und vor allem der Tischgemeinschaft „TG 46 Heinrich Heine“ um Tischbaas Joachim Umbach in Verbindung und schilderte ihnen das Problem. Die Jonges halfen dem Künstler, den Erhalt durch Werkstoffwechsel innerhalb von neun Monaten zu realisieren. Die Holzskulptur wurde abmontiert und in kleine Stücke zersägt, die wiederum verkauft wurden, um die Finanzierung zu stemmen.

Zur Übergabe waren auch Oberbürgermeister Stephan Keller und Bürgermeister Josef Hinkel gekommen, die den reibungslosen Ablauf von Idee bis zur Enthüllung der Skulptur in der Stadt geebnet und verfolgt hatten. Das Boot in Bronzeform sei ein weiterer Beleg für das bürgerschaftliche Engagement der Jonges, sagte Keller, und erinnerte daran, dass sich Künstler Moritzen quasi vor den Bagger geworfen und verhindert hat, dass das Boot vernichtet wurde. Das Boot sei ein „ganz besonderes Kunstwerk“.

Joachim Umbach von der Tischgemeinschaft 46 (v.l.), Künstler Gerhard Moritzen, Oberbürgermeister Stephan Keller und Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven.

Foto: Wolfgang Harste/Wofgang Harste

Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven machte besonders auf den dieses Mal „schnellen und bürokratielosen“ Vorgang aufmerksam, weshalb es möglich war, die Skulptur so schnell in Bronze vor der Reuterkaserne aufzustellen. „Die Denkmäler sind eine Bereicherung für unsere Stadt, auch Touristen bleiben immer wieder davor stehen.“

Eine Besonderheit der restaurierten Skulptur: An dem Boot ist ein QR-Code angebracht, der direkt auf die Internetseite der Jonges führt. Nach und nach sollen alle Gedenktafeln und Denkmäler mit diesen QR-Codes ausgestattet werden. Interessierte können diese mit dem Smartphone einscannen und landen direkt für weitere Infos auf der Webseite duesseldorferjonges.de. Seit 1932 sind die Jonges als Heimatverein in Düsseldorf aktiv und haben in ihrer Zeit des Wirkens der Stadt mehr als 90 Erinnerungsstücke gestiftet.

Künstler Moritzen ist
seit 1989 als Dozent tätig

Das Gießen der Skulptur übernahm die Kunstgießerei Schmäke in Oberbilk und neben dem Verkauf der Holzstücke der Original-Skulptur wurde die Finanzierung des Werks von der „von Fraunberg art gallery” übernommen. Noch sind einige der kleinen Holz-Skulpturen erhältlich, Interessierte können sich bei der Galerie melden.

Für Künstler Moritzen hat die Skulptur auch eine tiefer gehende Bedeutung, denn für ihn ist die Erfindung des Boots ähnlich wichtig wie die Erfindung des Rads in der Menschheitsgeschichte, wie er im Gespräch schilderte. Er selbst ist seit 1989 als Dozent an der Kunstakademie tätig. Um dem Charakter der Skulptur noch mehr Ausdruck zu verleihen, gestaltete der Architekt Niklaus Fritschi einen kleinen „Flusslauf“ aus Kopfsteinpflaster, der sich unterhalb des Werkes schlängelt.

Zum Hintergrund des Bootes: Vor 51 Jahren war Joseph Beuys, schaffender Aktionskünstler und Dozent an der Kunstakademie in Düsseldorf mit einem aus einem aus Schwarzpappel gefertigten Einbaum von der Oberkasseler Rheinseite auf das rechtsrheinische Ufer übergesetzt. Der Standort der Holzskulptur an der Reuterkaserne wurde gewählt, da sich die Kunstakademie in der Nähe befindet und von Beuys und den Studenten als Landungspunkt ausgemacht wurde.

Initiiert wurde die Aktion als Protest von Kunststudenten der Kunstakademie Düsseldorf, die die Freistellung ihres Professors Joseph Beuys nicht hinnehmen und ihren Dozenten symbolisch wieder in die Akademie holen wollten. Hierbei entscheidend war vor allem der 2019 verstorbene Bildhauer Anatol Herzfeld, der unter Beuys das künstlerische Handwerk von 1964 bis 1972 gelernt hatte.