Weiterbildung in Düsseldorf „Das ist für mich eine zweite Chance!“

Düsseldorf · Am Weiterbildungskolleg haben junge Menschen die Möglichkeit, einen Schulabschluss zu erlangen. Das eröffnet neue berufliche Wege und erfüllt Träume.

Madeleine Trapp,Seyed Lutfullah Daqiq und Helge Bonholt (v.l.) vor dem Friedrich-Rückert-Gymnasium, in dem auch das Weiterbildungskolleg untergebracht ist. Jetzt zieht auch die Abendrealschule von Garath nach Rath.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Wenn ihre Kollegen in den Feierabend starteten, haben sich Seyed Lutfullah Daqiq und Madeleine Trapp auf den Weg zur Schule gemacht. Wie rund 300 andere junge Menschen haben sie in den vergangenen Monaten abends und am späten Nachmittag das Düsseldorfer Abendgymnasium oder die Abendrealschule besucht, um einen Schulabschluss zu erreichen.

Die Motivation und Gründe, sich solch eine Doppelbelastung aufzubürden, sind ganz unterschiedlich. „Einige brauchen einen höheren Abschluss, um befördert werden zu können, die Abschlüsse von Geflüchteten werden häufig nicht anerkannt, andere benötigen das Abitur, um studieren zu können oder einen Abschluss, um eine Ausbildung beginnen zu können“, zählt Helge Bonholt auf. Er ist der Leiter des städtischen Weiterbildungskollegs, wie die beiden Schulen offiziell heißen.

Gemeinsamer Standort ermöglicht Zusammenwachsen

Bislang liegen diese noch an unterschiedlichen Standorten, doch in den Ferien wird die Abendrealschule von Garath nach Rath ziehen. Beide Schulen sind dann im Gebäude des Friedrich-Rückert-Gymnasiums untergebracht. „Ein gemeinsamer Standort ist wichtig, damit die Schulgemeinschaft und das Kollegium besser zusammenwachsen können“, sagt Bonholt. So unterrichtet einige der 25 Lehrer an beiden Schulformen und mussten bislang rund 20 Kilometer Fahrt in Kauf nehmen. „Ein gemeinsamer Schulstandort erleichtert es auch unseren Schülern, von einer Schulform in die nächste zu wechseln“, sagt Bonholt.

Das kommt nun beispielsweise Seyed Lutfullah Daqiq zugute. Der 20-Jährige hat sich viel vorgenommen. Er hat gerade seinen Realschulabschluss wiederholt, will nun sein Fachabi erlangen, um dann Maschinenbau zu studieren. „Bislang arbeite ich in der Gastronomie, aber darin sehe ich nicht meine Zukunft und das macht mir auch keinen Spaß. Das ist jetzt für mich eine zweite Chance“, sagt der Düsseldorfer. Leicht sei es bislang aber nicht für ihn gewesen, denn neben der Schule hat er weiter, zumeist am Wochenende, gearbeitet.

Erfolgreich ihr Fachabitur erlangt hat bereits Madeleine Trapp. Und damit steht ihr der Weg zu einem Studium der Sozialpädagogik offen – nach einigen Umwegen. Mit 23 kam die heute 36-Jährige aus den USA nach Deutschland. Doch hier wurde ihr mit Auszeichnung abgelegter Highschool-Abschluss nicht anerkannt. So arbeitet Trapp zunächst im Verkauf. „doch damit war ich sehr unglücklich.“ Als sie dann bei verschiedenen Schulen in der OGS arbeitete, entstand der Wunsch, Kindern noch besser helfen zu wollen. „Ich habe dann verzweifelt im Internet nach einer Möglichkeit gesucht, wie ich meinem Traum von einem Studium erfüllen kann. Schließlich ist es nie zu spät, etwas zu machen.“

Schüler loben die Atmosphäre
am Weiterbildungskolleg

Der Abendunterricht hat perfekt zu ihren Möglichkeiten gepasst. Die Atmosphäre an den Schulen wurde von beiden Schülern als sehr angenehm wahrgenommen. „Bei Problemen konnten wir jeden Lehrer ansprechen – auch bei privaten. Das war schon wichtig.“ Während es von den Lehrern viel Verständnis gab, war das bei einigen Freunden nicht der Fall. „Ich habe deshalb einige verloren“, sagt Trapp. Das nahm sie hin, um ihr Ziel zu erreichen. „Dafür ist man viel selbstbewusster und erwachsener geworden“, sind sich die beiden zudem einig. Sie können anderen jungen Menschen – die Schüler sind im Schnitte Mitte 20 – solch einen Schritt nur empfehlen.

Das Weiterbildungskolleg ist aber auch eine große Chance für Menschen, die nicht gut Deutsch sprechen, denn sie erhalten Sprachkurse. Für die Schüler ist es möglich Bafög zu beantragen und sie können zweimal im Jahr mit der Schule anfangen. „Das ist einer der wenigen Unterschiede zu anderen Schulen“, sagt Bonholt.

Bevorzug behandelt würden die Schüler nicht, denn sie müssten ja ganz normal zum Beispiel an den Zentral-Abitur-Prüfungen teilnehmen. „Geschenkt wird einem nichts, man muss schon richtig arbeiten und regelmäßig am Unterricht teilnehmen. Aber das lohnt sich“, so Trapp.