Der WZ-Schulpreis Das sind die Sieger des WZ-Schulpreises 2019
Düsseldorf · Schulleiter der acht Gewinnerschulen nahmen an der Königsallee ihre Preise entgegen. Sie haben die Jury, bestehend aus Vertretern der Redaktion, Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Christoph Berghahn von den Düsseldorfer Stadtwerken, mit ihrem Schulprogramm überzeugt.
Veränderungen sind nicht immer etwas Schlechtes. So auch bei zur Tradition gewordenen Wettbewerben. Und so folgte der WZ-Schulpreis 2019 erstmals einem neuen Konzept: Schulen bewarben sich nicht, wie es in der Vergangenheit üblich war, mit einzelnen Projekten, sondern wurden von Redakteurinnen der Westdeutschen Zeitung besucht. Auf Grundlage des mehrstündigen Besuchs entstanden Artikel, die das ganze Profil der Schulen abbildeten. Die Redakteure saßen mit im Unterricht, sprachen mit Schülern, Schulleitern, Lehrern und Sozialarbeitern, kamen in Kontakt mit dem Hausmeister und der Schulsekretärin. „Dank des neuen Konzepts wurden auch Schulen in unserer Zeitung vorgestellt, die sich vielleicht nicht gerade mit besonderen Projekten beschäftigen, die aber hervorragende Arbeit leisten“, sagte Redaktionsleiter Christian Herrendorf zu Beginn der Preisverleihung an der Königsallee.
Artikel und Auszeichnung als Wertschätzung guter Schularbeit
Die Schulleitungen nahmen gestern an der Königsallee stellvertretend für die Schulgemeinschaft ihre Preise entgegen: eine Urkunde und einen Scheck der Stadtwerke in Höhe von 1312, 50 Uhr. Die Erklärung für diese krumme Summe lieferte Christoph Berghahn: „Wir haben erstmals die Gewinnsumme in Höhe von 10 500 Euro durch acht geteilt und keine Abstufungen festgelegt. Alle Schulen sind somit gleichwertige Sieger.“ Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, der wie jedes Jahr mit in der Jury saß, betonte, dass der WZ-Schulpreis wieder einmal gezeigt habe, wie vielfältig Schule ist. Das sei jeden Donnerstag ausführlich nachzulesen gewesen. „Ihre Leistung als Schulleiter und als Team ist umso beachtlicher, wenn man bedenkt, wie sehr die Ansprüche und Erwartungen an Schule gestiegen sind.“
Die Auszeichnung, aber auch die veröffentlichten Artikel über ihre Schule nahmen die Schulleitungen als Wertschätzung ihrer Arbeit wahr. „Es fühlt sich gut an, dass dieses Engagement gesehen wird“, sagte Gabriele Lohscheller, Schulleiterin der Katholischen Hauptschule Itterstraße.
Cornelia Wilfert geht nach 39 Jahren in den Ruhestand
An der Grundschule Knittkuhl seien sogar Tränchen geflossen, verriet Schulleiterin Antja Grüneklee: „Das ganze Team freut sich enorm über diese Auszeichnung.“ Raphael Flaskamp, Schulleiter des Gymnasiums Gerresheim widmete den Preis für die Arbeit an seiner Schule seiner Stellvertreterin Cornelia Wilfert. Sie geht nach 39 Jahren am Gymnasium in den verdienten Ruhestand. „Sehen Sie es als gelungenen Abschluss und einen Dank Ihrer tollen Arbeit“, sagte er.
Die acht Gewinnerschulen
Die Hauptschule Benrath
Meckern? Das liegt Schulleiter Hans-Jürgen Gürke und seinem Team fern. Er sieht über so manche Einschränkung im Schulprovisorium lächelnd hinweg, viel schlimmer sei die Situation im maroden Gebäude am alten Schulstandort gewesen. Drei Etagen hat die Hauptschule Benrath im Januar in einem ehemaligen Bürogebäude an der Kappeler Straße bezogen. Übergangsweise, bis am alten Schulstandort voraussichtlich Mitte 2021 ein rund 21 Millionen Euro teurer Neubau fertiggestellt ist und für Schüler, Lehrer und Schulleitung ein erneuter Umzug ansteht.
Im Provisorium haben sich Schüler und Lehrer bemüht, ein wenig Schulatmosphäre herzustellen. Im Fenster hängen gebastelte Herzen, vor dem Gebäude hat Schulleiter Hans-Jürgen Gürke einige Blumenkübel bepflanzt. Und selbst beim Blick auf den Schulhof verliert der Schulleiter nicht seinen Optimismus. Die umzäunte Betonwüste grenzt unmittelbar an eine Riesenbaustelle. „Es ist ja wirklich nur eine Übergangslösung“, wiederholt der Schulleiter. Eine, aus der die Schulgemeinschaft das Beste macht. An der intensiven Arbeit der engagierten Lehrer, die mit jedem einzelnen Schüler Perspektiven für die Zeit nach der Schule zu schaffen, ändert die Umgebung ohnehin nichts.
Die Hauptschule Itterstraße
Es ist ein Bild, das sofort gute Laune macht: Die zwei Schulsozialarbeiterinnen stehen im Hochsommer am geöffneten Fenster und verpassen den Schülern auf dem darunterliegenden Hof mit Wasserpistolen eine Abkühlung. Unten wird gekreischt, oben herzhaft gelacht. Sofort ist klar: Diese Frauen fühlen, was sie sagen: „Vielen Kindern, die ein sehr schweres Päckchen zu tragen haben, wollen wir unbeschwerte Momente ermöglichen.“ Die Katholische Hauptschule Itterstraße liegt in Holthausen, einem Stadtteil, der als sozialer Brennpunkt bezeichnet wird.
Das junge, engagierte Lehrerteam sieht sich nicht allein für die Bildung ihrer Schüler zuständig, sondern will auffangen, was Familien nicht leisten können. Die Lehrer arbeiten dabei mit den Eltern zusammen, am Selbstvertrauen der Kinder, stellen ihre Stärken heraus. So beispielsweise bei der Lektüre eines Buches: Die Sprache ist einfach, das Thema lebensnah — und am Ende des Schuljahres sind die Schüler stolz darauf, ein Buch komplett gelesen zu haben. Die intensive und individuelle Förderung gelinge vor allem, weil das System Hauptschule ein kleines ist, meint Schulleiterin Gabriele Lohscheller. Jeder Lehrer kennt seine Schüler, die Kommunikationswege sind kurz.
Die Anne-Frank-Realschule
Seit zwei Jahren weht durch die Anne-Frank-Realschule an der Ackerstraße ein frischer Wind. Uta Bonmann und Martina Erdl übernahmen die Schulleitung und verständigten sich schnell auf das gemeinsame Ziel, die Schule grundlegend zu modernisieren. Beide kamen neu an die Schule und begriffen sich als Team, das mit dem Blick von außen „einiges an dieser Schule auf die Beine stellen kann“.
Und das haben sie: Logo und Farbkonzept wurden in Eigenregie entworfen, Homepage und Wände dementsprechend designt, neue Wegweiser in und am Gebäude aufgehängt und das Außengelände so umgestaltet, dass den rund 500 Schülern im überschaubaren Hinterhof zwischen Tischtennisplatten und Volleyballfeld genügend Platz für Bewegung bleibt. Das Geld dafür sammelte die Schule ebenfalls in Eigenregie, beispielsweise beim Spendenlauf.
Auch inhaltlich galt es, Versäumtes nachzuholen, vor allem in Sachen Digitalisierung: Die Schulleitung kümmerte sich um die nötige Ausstattung, Laptops, iPads und Beamer wurden angeschafft.
Um aber auch guten Unterricht machen zu können, mussten in erster Linie die Lehrer angeleitet werden, die Medien sinnvoll einzusetzen. „Es gab Fortbildungen, aber auch ganz viel gegenseitige kollegiale Unterstützung“, lobt die Schulleiterin Uta Bonmann. Das Fach „Informationstechnische Grundlagen“ ab Klasse 5 und Informatik ab Klasse 7 wurden eingeführt.
Die LVR-Gerricus-Förderschule
Die LVR-Gerricus-Schule in Gerresheim hat den Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation. Rund 200 gehörlose oder schwerhörige Kinder und Jugendliche werden ab Klasse 1 bis zum Haupt- oder Realschulabschluss nach Klasse 10 unterrichtet.
In der Regel kommen Kinder mit einer Hörschädigung aber schon viel früher mit dem Landschaftsverband Rheinland an der Gräulinger Straße in Kontakt — nämlich in der Beratungsstelle, die in der Schule angesiedelt ist. Eltern, die ein hörgeschädigtes Kind haben, werden dort beraten und begleitet. Außerdem beherbergt die Schule einen Förderschulkindergarten.
Rund 80 Sonderpädagogen arbeiten als Team zusammen, darunter sind auch jene Pädagogen, die Kinder zu Hause, im Regelkindergarten oder auch an Regelschulen besuchen und das „gemeinsame Lernen“ fördern. „Man kann so viele Dinge erreichen, wenn man im Team gut zusammenarbeitet“, lobt Schulleiter Martin Schmidt. Und gleichzeitig betont er: „Wir können nicht heilen. Wir sind keine Ärzte. Aber wir haben das Verständnis, dass die Schüler, die uns besuchen, einen großen Rucksack mit sich herumtragen. Wir helfen, ihn leichter zu machen, aber wir können den Rucksack nicht abnehmen.“
Leichter wird der Rucksack dadurch, dass die Kinder lernen, mit ihrem Handicap umzugehen, ihre Rolle als Hörgeschädigte zu akzeptieren und selbstbewusst damit umgehen. Die Schüler an der LVR-Gerricus Schule zeigen, dass dies bestens gelingt.
Die Hulda-Pankok-Gesamtschule
Vielfalt ist ein Begriff, den Alexandra Haußmann oft in den Mund nimmt, um das Schulleben an der Hulda-Pankok-Gesamtschule zu beschreiben. 1996 entschloss sich die Schulgemeinde, Schüler mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf gemeinsam zu unterrichten — lange vor dem Schulrechtsänderungsgesetz zur Inklusion an Schulen im Jahr 2013. „Weil wir Heterogenität als Bereicherung sehen“, betont die Schulleiterin.
An der vierzügigen Gesamtschule mit ihren 988 Schülern gibt es deshalb auch keine speziellen Sportlerklassen — obwohl eine solche Einteilung nahe läge. Denn an der Gesamtschule mit sportlichem Schwerpunkt und Kooperationspartnern wie Fortuna, DEG, Borussia Düsseldorf oder SG Radschläger werden Leistungsportler besonders gefördert. Es gibt Frühtrainingeinheiten mit anschließendem Sportlerfrühstück vor Unterrichtsbeginn, die Schüler werden freigestellt für Wettkämpfe und können Abitur mit Sport im vierten Fach machen.
Das engagierte Lehrerteam macht sich darüber hinaus in Sachen Schülerpartizipation und Nachhaltigkeit stark. Dabei bekommt es Rückenwind und Gestaltungsfreiheit von der Schulleitung. Und auch die Elternschaft ist an der Schule sehr aktiv. Sie stemmen nicht nur seit Jahren Arbeitsgemeinschaften, sondern haben auch die Bibliothek modernisiert.
Die Grundschule Knittkuhl
Die Gemeinschaftsgrundschule Knittkuhl hat sich seit 1972 aus drei ehemaligen Dorfschulen zu einer modernen offenen Ganztagsschule entwickelt. 300 Kinder besuchen die Schule aktuell in zwölf Klassen. Die ländliche Lage am Mergelsberg, umgeben von Feldern und Wiesen, versteht die Grundschule als eine tragende Säule des Schulprogramms: „Wir nutzen die Gegebenheiten vor Ort, haben beispielsweise Wandertage festgelegt“, sagt Schulleiterin Antje Grüneklee. Im Herbst gehen die Schüler zur Kartoffelernte auf die umliegenden Bauernhöfe und packen auf dem Acker mit an. Im Frühjahr und Sommer geht es zum Imker nach Ratingen.
Das, was die Kinder – und auch Lehrer – lernen, wird sogleich auf dem Schulgelände angewendet. Dort gibt es einen Kartoffelacker und ein Insektenhotel. An der Entscheidung, was umgesetzt wird, sind die Schüler beteiligt — Mitbestimmung der Kinder wird an der Grundschule Knittkuhl groß geschrieben.
Seit Jahren gibt es das Schülerparlament, das einmal im Monat tagt und sich aus den Klassensprechern zusammensetzt. Die Vorsitzenden wurden von den Schülern demokratisch und ganz nach dem Vorbild der „echten Wahlen“ mit Stimmzettel und Urne gewählt.
Das Heinrich-Hertz-Berufskolleg
Das technische Heinrich-Hertz-Berufskolleg mit den Schwerpunkten Chemie, Elektrotechnik und Informationstechnik bietet alle Schulabschlüsse vom Hauptschulabschluss nach Klasse 9 bis zum Abitur, 14 verschiedene Berufsabschlüsse und 24 Bildungsgänge an.
Die Schüler können darüber hinaus das KMK-Fremdsprachenzertifikat in Englisch erwerben. Es ist ein bundeseinheitlich geregeltes Sprachdiplom, europaweit anerkannt und deshalb für den potentiellen Arbeitgeber ein transparenter Nachweis über das Fremdsprachen-Niveau. Aktuell können es Schüler aus allen Fachbereichen in Englisch ablegen, weitere Sprachen sollen noch hinzukommen. Schulleitung und Lehrerkollegium motivieren die Schüler auch, einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland zu absolvieren, um über den Tellerrand hinauszuschauen. Ziele in Frankreich, Spanien, Portugal, England oder auch in der Karibik können von Schülern in Austauschprogrammen besucht werden. Schulleiter Michael Suermann brennt für das Berufskolleg als Schulform: „Nur hier ist es für jeden Schüler zu jedem Zeitpunkt möglich, noch mal durchzustarten. Auch wenn er vielleicht in der Vergangenheit nicht so viel Lust auf Schule hatte.“
Das Gymnasium Am Poth
Klar, ein Klassenzimmer am See, ein „echtes grünes Klassenzimmer“, das beeindruckt. Aber das Gymnasium in Gerresheim am Poth hat wahrlich mehr zu bieten als den Ruderunterricht am Unterbacher See. Seit acht Jahren befindet sich das Gymnasium im Ganztagsbetrieb und versteht sich dabei nicht nur als Lernort, sondern als Campus, auf dem sich die Schüler sinnvoll beschäftigen, sich mit Freunden austauschen oder auch mal zurückziehen können. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war die Umstellung von Hausaufgaben auf Lernzeiten: Das Konzept sieht heute vor, dass in der fünften Stunde der Klassenverband aufgelöst wird und jeder Schüler für sich entscheiden kann, in welchem Fach er seine Aufgaben erledigen möchte und vor allem, ob er allein zurechtkommt oder er Hilfe von einem Lehrer benötigt. Denn Lehrer in den Kernfächern Mathe, Deutsch, Französisch, Englisch und Latein sitzen im Gebäude verteilt in Unterrichtsräumen und stehen für Fragen bereit. Wer die Lernzeit gut nutzt, hat nach Schulschluss Zeit fürs Hobby. An drei Tagen geht der Unterricht am Poth bis 15.05 Uhr, danach können AGs besucht werden. Schulleiter Raphael Flaskamp: „Wir möchten den Campus-Gedanken räumlich und programmatisch künftig noch weiter entwickeln.“