Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf Rektor muss die Krise meistern
Golzheim. · Raimund Wippermann ist zum fünften mal als Rektor der Musikhochschule gewählt worden. Er soll die Hochschule durch die Krise führen.
Kontinuität in Krisenzeiten: So kann man das Wahlergebnis der Robert Schumann Hochschule (RSH) lesen. Raimund Wippermann, seit 2004 im Amt, ist als Rektor in seinem Amt bestätigt worden. Für den gebürtigen Duisburger ist es damit schon die fünfte Wahl, die er gewinnt. Der 64-Jährige gehört somit zu den dienstältesten Rektoren an Musik- und Kunsthochschulen in ganz Nordrhein-Westfalen. Der Posten wird – anders als etwa an der Heinrich-Heine-Universität – laut Grundordnung zwar aus den eigenen Reihen besetzt, weswegen die Zahl möglicher Mitbewerber überschaubar bleibt. Doch muss die Wiederwahl Wippermanns mit großer Mehrheit vor allem als Anerkennung seiner Leistungen und als Vertrauensbeweis gesehen werden, dass er die RSH bestmöglich durch die kommenden vier Jahre führen wird.
Vor allem die Verzögerungen bei der Fertigstellung des zweiten Standorts der Hochschule ist eine der großen Herausforderungen in der neuen Amtszeit. Erst vor wenigen Monaten war der Umzugstermin – erneut – geplatzt. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW konnte den Zeitplan nicht einhalten, weshalb nun mit dem Bezug des Erweiterungsbaus erst im kommenden Sommer gerechnet wird (eigentlich sollten die ersten Bereiche bereits 2019 bezogen werden).
Musikschule soll auf Campus
9000 Quadratmeter erhalten
Dabei hat die RSH mit ihren rund 850 Studierenden schon seit vielen Jahren ein akutes Raumproblem an der Fischerstraße, weswegen sie Räumlichkeiten in anderen Gebäuden in der Stadt anmieten musste. Auf dem zusätzlichen Campus (ehemaliges Areal der Hochschule Düsseldorf an der Georg-Glock-/Josef-Gockeln-Straße) soll die Musikhochschule eigentlich 9000 Quadratmeter erhalten, neben 51 Überäumen, modernen Seminarräumen und einer Bibliothek auf zwei Etagen sind in einem späteren Verlauf ein Konzertsaal mit einer multifunktionalen Bühne und eine Mensa vorgesehen. Wippermann freut sich trotz der Rückschläge auf den Bau: „Es ist ein wirkliches Schmuckstück und wird einen vollkommen anderen Charakter haben als zu der Zeit, in der dort Laborgebäude für die Hochschule Düsseldorf waren.“ Für den zweiten Bauabschnitt sei inzwischen eine Machbarkeitsstudie erstellt worden, aus der erste Zwischenergebnisse präsentiert wurden, die „hoffnungsvoll stimmen“. Die zweite Herausforderung, die den Rektor weiter begleiten wird: die Hochschule durch die Corona-Pandemie zu führen. Als musikalisch-künstlerische Hochschule haben die Corona-Auflagen das Hochschulleben besonders hart getroffen. Wo es um Gesang oder Instrumentalmusik geht, ist eine Online-Lehre aus Sicht von Wippermann eine „kaputte Krücke“.„Wir müssen in der Hochschulleitung eine sinnvolle Balance finden zwischen dem Schutz der Gesundheit aller Hochschulmitglieder einerseits und der Aufgabe, unseren Studierenden das Studium weiter zu ermöglichen – und das geht, weil künstlerischer und insbesondere musikalisch-künstlerischer Unterricht immer den persönlichen Kontakt erfordert, nicht online“, meint Wippermann. Dabei gehe es vor allem darum, den „Dissens“ zu moderieren einerseits und „Wege zurück zur Normalität zu finden, die wir verantworten können“.
Dass man Unterricht und Lehre in Corona-Zeiten experimentierfreudig gestalten kann, zeigte er selbst auf besondere Art. Als Chorleiter des Mädchenchors am Essener Dom, den er vor vielen Jahren als Domkapellmeister gegründet hatte, schickte er seinen 43 jungen Schülerinnen während des Lockdowns 15 selbstaufgenommene Übevideos zu. Darin sang er selbst vor und ermunterte seine Schülerinnen zum Mitsingen und Wiederholen. Eine besondere Probe-Atmosphäre. Dann sollten die Sängerinnen ihre Singstimmen per Handy aufnehmen und zurückschicken, und Wippermann schnitt daraus ein Chor-Video zusammen und brachte so sein selbst geschriebenes Stück „Psalm 63“ doch noch zur (virtuellen) Weltaufführung.
Umstellung von Diplom
auf Bachelor und Master
Als Rektor habe er anfangs aber erst lernen müssen, „dass meine Haupt-Arbeit die Schreibtisch-Arbeit und nicht mehr das Unterrichten von Musik ist“. Das sei eine große Herausforderung gewesen, „denn ein Musiker liebt die Musik, möchte Musik machen und als Professor auch unterrichten und seine Erfahrung an junge Menschen weitergeben“.
Vor allem Wippermanns kooperative Art und seine Fähigkeit, kritische Dinge anzusprechen, aber konstruktiv und zielorientiert zu bleiben, werden innerhalb wie außerhalb der Hochschule geschätzt. Seine Erfahrenheit im Umgang mit Land, Landeseinrichtungen und Vorgaben ist von großem Wert für die RSH. So hat er diese etwa in den ersten beiden Amtsperioden bei dem Mammutprojekt unter Beweis gestellt, die Studiengänge von Diplom auf Bachelor und Master umzustellen, aber eben auch bei dem Projekt Erweiterungsbau.
Die zunehmenden Aufgaben, die den Musikhochschulen im Zuge einer größeren Eigenständigkeit übertragen werden, stelle die Hochschule vor enorme Probleme. „Deshalb, weil wir sehr oft schnell reagieren sollen oder müssen, wofür wir aber eigentlich zunächst einmal Einarbeitungszeiten bräuchten“ und zudem die „Verwaltungen der Kunst- und Musikhochschulen sehr viel kleiner sind als die der Universitäten und Fachhochschulen“. Bis in die späten Abendstunden zu arbeiten, ist für Wippermann kein Einzelfall. Die Kontinuität auf dem Posten des Rektors stellt sicher, dass die Arbeit nahtlos weitergehen kann. Und darauf wird es ankommen, um die großen Herausforderungen der Musikhochschule zu bewältigen.