Ex-Opernchef hat Betrüger überführt Enkeltrick-Betrüger sagt in Berufung aus
Düsseldorf · (veke) In seinem Berufungsprozess hat ein verurteilter Betrüger erstmals über den Ablauf und die mutmaßlichen Hinterleute der Tat ausgesagt. Der 46-Jährige hatte in einer Bande mitgewirkt, die Senioren mithilfe des Enkeltricks betrogen hat – darum hatte ihn das Amtsgericht im August zu einer Freiheitsstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt.
Wie er nun aussagte, habe er aus finanzieller Not gehandelt und nicht gewusst, dass es sich um kriminelle Machenschaften handele. Eine Bekannte, die er noch aus seiner polnischen Heimat kannte, habe über Facebook Kontakt zu ihm aufgenommen und gefragt, ob er Geld verdienen wolle. Als er im Februar gerade seinen Job verloren und nicht genug Geld für die Miete hatte, habe er zugesagt. Er kaufte sich auf Anweisung der Bekannten ein neues Handy und fuhr mit dem Taxi von Solingen nach Düsseldorf – als „unwissender Bote“, wie seine Anwältin sagte. Dort wurde er festgenommen. Das Landgericht soll nun entscheiden, ob das Eingeständnis und die neuen Informationen über die Bande zu einer milderen Strafe führen könnten.
Dass der 46-Jährige festgenommen wurde, lag am ehemaligen Opernchef Werner Hellfritzsch. Ihn hatte der Schockanruf am 24. Februar erreicht. Bei zwei Freunden habe er bereits miterlebt, wie sie mit ähnlichen Maschen reingelegt worden seien, sagte Hellfritzsch am Mittwoch aus. Darum habe er sich vorgenommen, die Täter an die Polizei zu überführen, sollte ihn ein solcher Anruf erreichen. Genau das tat er.
Erst hatte er eine weinende Frau am Telefon, die vorgab, seine Tochter zu sein und einen tödlichen Unfall gebaut zu haben. Danach übernahm ein vermeintlicher Staatsanwalt, der die Tochter gegen eine immer größer werdende Kaution aus der Untersuchungshaft holen wolle. Hellfritzsch spielte mit und die Kriminellen glaubten schließlich, 30 000 US-Dollar in bar, ein paar tausend Euro, mehrere Luxusuhren, Schmuck und Goldmünzen zu bekommen. Hellfritzsch ging sogar zur Bank, klapperte mit einer metallenen Käsereibe herum und erzeugte so Schließfach-Geräusche. Zuhause warteten schon Polizeikräfte, dann kam der Zugriff.
Die Informationen über die mutmaßlichen Komplizen wird das Landgericht Düsseldorf nun an die Polizei weitergeben. Am 2. November wird der Prozess dann fortgesetzt.