Weniger spielen, mehr managen René Heinersdorff leitet bald fünftes Theater
Düsseldorf · René Heinersdorff ist viel unterwegs, um seine vier Theater zu managen oder zum aufzutreten. Bald kommt die fünfte Bühne dazu – in Neuwied.
René Heinersdorff dürfte in Deutschland ein Einzelfall sein: Keiner hat vier Theater und leitet bald das fünfte. Gleichzeitig will der 59-Jährige nicht mehr so oft selbst schauspielern. „Ich stehe ja bis zu 280 Mal im Jahr auf der Bühne, es reichen auch 50 bis 100 Mal.“
Heinersdorff ist ab Mitte 2023 für fünf Jahre Intendant des Schlosstheaters in Neuwied. Es gehört je zu 50 Prozent der Stadt Neuwied und dem Land Rheinland-Pfalz und tourt viel durch das Bundesland. Unterwegs sein: Das kennzeichnet auch das Leben von Heinersdorff und viele seiner Stücke, denn für ihn beginnt das persönliche Geldverdienen vor allem, wenn seine Stücke an anderen Bühnen gespielt werden. Die Mehrfachverwertung und die damit verbundene Teilung von Kosten ist auch eine Kernidee, die der Theatermacher für die Verantwortlichen in Neuwied attraktiv gemacht hat. Der Düsseldorfer will die Werkstätten (Kulissen, Kostüme) und die Probebühne in Neuwied mitnutzen, von dort sollen die Stücke auf Tournee gehen.
Natürlich sind die eigenen Häuser Spielstätten der Eigenproduktionen. Heinersdorff ist Inhaber und Intendant des Theaters an der Kö (400 Plätze), er hat das gleich große Kölner Theater am Dom mit Oliver Durek (beide je 50 Prozent). 2016 übernahm er das Essener Theater im Rathaus, das wie das Haus in Neuwied über 280 Plätze verfügt. Am größten ist das Theater im Bayrischen Hof in München, das 600 Gästen Platz bietet. Hier übernahm Heinersdorff im vorigen Jahr 51 Prozent der Betriebsgesellschaft.
Die neue Aufgabe mit Neuwied ist ihm angeboten worden, auch wenn er ein Bewerbungsverfahren absolvieren musste, erzählt er. „Es gibt Städte, die erkennen, dass die Mittel knapper werden und dass Vernetzungen sinnvoll sind.“ Dies klappe vor allem gut, wenn Direktionen in einer Hand lägen. Gemeinsames Handeln nach vereinbarten Prinzipien schweben ihm auch für das Theater an der Münsterstraße vor. Hier gab es von Kulturpolitikern der Ratsmehrheit die Idee, Heinersdorff und die freien Tanz- und Theatergruppen dort kooperieren zu lassen, wenn das Junge Schauspiel ins Central am Hauptbahnhof umzieht. Es gibt jedoch auch noch alternative Überlegungen, die Verhandlungen laufen.