Festival in Düsseldorf Die Straße wird für Artisten zur Bühne

Düsseldorf · Die vierte Auflage des Pop-up-Artistik-Festivals war erneut ein Erfolg. Die Künstler bezogen immer wieder die Zuschauer mit ein.

 Das Duo Masawa zeigte beim Festival eine Akrobatik-Performance mit verbundenen Augen.

Das Duo Masawa zeigte beim Festival eine Akrobatik-Performance mit verbundenen Augen.

Foto: Georg Salzburg (salz)

„Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler“ schrieb Shakespeare – beim Pop-up-Artistik-Festival heißt es eher: „und alle Frauen und Männer sind Artisten.“ Bereits zum vierten Mal stand Garath von Freitag bis Sonntag im Zeichen der Artistik: Ein abwechslungsreiches Programm aus kostenlosen Straßenkunst-Vorführungen, einer zweistündigen Varietéshow und Workshops für jedermann machte die Zirkuskunst für jeden zugänglich.

Am Freitag und Samstag legten sie auf leerer Straße los und fanden ihr Publikum: Internationale Straßenkünstler wie Mr. Dyvinetz auf dem Cyr-Rad, Tim Höfel auf dem BMX-Rad, das Artistik-Duo Elabö, Deux à la Tâche mit Magie-Comedy und das Duo Masawa mit einer Akrobatik-Performance verzauberten die Zuschauer. „Niemandem schmeckt alles“, weiß Corina Bremm, künstlerische Leitung des Festivals, „wir wollen aber, dass für jeden ein Showact dabei ist, der ihn anspricht, um die Grenze zwischen Darstellern und Publikum zu durchbrechen: Wir interagieren, die Straße wird zur größten Bühne der Welt und jeder der da ist, kann Teil davon werden.“ Andréanne Thiboutot aus Kanada beispielsweise testet in ihrer Comedy „Hoopelai“ nicht nur die Hula-Hoop-Kenntnisse ausgewählter Herren aus dem Publikum, sondern auch deren romantische Fähigkeiten. „Ich weiß gar nicht, wie ich da reingeraten bin“, sagt Familienvater Alex und lacht.

Das Duo Deux à la Tâche mischte Magie und Comedy, Elabö zeigte, was mit Jutesäcken, einer Tischplatte und einem zuverlässigen Partner alles möglich ist. Das Duo Masawa zeigte eine leidenschaftliche, gemeinsame Akrobatik-Performance, teils mit verbundenen Augen. Es gab im Voraus zwar die Ankündigung, dass das Festival stattfindet, aber keine festgelegten Showzeiten. „Das ist Teil des Konzeptes“, erklärt Corina Bremm, „beim Pop-up-Artistik-Festival gibt es eben kein festes Programm, da es erstens um Straßenkunst und deren Unvorhersehbarkeit geht und zweitens die Flexibilität bei uns und dem Publikum fehlen würde, wenn beispielsweise eine Performance wegen Regen verschoben werden muss. Unser Hauptziel ist es einfach, gemeinsame Freude zu teilen.“

Die Varietéshow am Samstag
fand zum zweiten Mal statt

Am Ende jeder Performance gehen die Straßenkünstler mit dem Hut herum. Bremm erklärt: „Das ist typisch für die Straßenkunst: Es geht nicht nur um das Einsammeln von Geld, es ist eine Möglichkeit, auf den Artisten und Menschen zuzugehen. Aber das Symbol muss in Deutschland noch stärker verankert werden – in südlichen Ländern ist das Standard.“ Die Varietéshow am Samstag fand zum zweiten Mal statt, in jedem Jahr soll es aber eine Besonderheit geben: Eine exklusive, internationale Kooperation von Künstlern, die sonst nicht gemeinsam auftreten, nur für diesen Abend. In diesem Jahr zeigten Sonia Navarro, Anne Jeske und Tatiana Sacchi Poleakrobatik. „Das war echt spannend, als sie am Freitag das erste und einzige Mal zusammen live vor Ort trainiert haben“, berichtet Bremm.

Die kulturelle Teilhabe war von Anfang bis Ende Teil des Festivals: Am Freitag durften die Kinder, die am Düsselferienangebot im Kulturhaus Süd teilgenommen hatten, mit den Profis auf der Straße auftreten und in den Umbaupausen ihre erlernten Kunststücke präsentieren: Die ganz Kleinen mit den Großen auf der größten Bühne. Zum Abschluss des Festivals fanden am Sonntag Workshops mit drei ausgewählten Artisten für Kinder ab 6 Jahren statt. Gut 60 Kinder konnten sich an den verschiedenen Artistik-Arten Cyr-Rad, Hula-Hoop und Pole versuchen.

„Kulturinteressierte finden immer ihren Weg, Düsseldorf hat wirklich ein tolles und breites Angebot. Aber wir gehen mit der Straße noch etwas weiter und bauen Brücken, wo sie noch gebraucht werden“, so Bremm. Auch Diana Pohler, neue Leiterin des Kulturhauses Süd, zeigte sich begeistert von der Vielfalt. „Mein Favorit war Deux à la Tâche, diese komischen Elemente fand ich sehr lustig und Tim Höfel ist so super bei den Kindern angekommen – aber eigentlich waren alle toll!“