Schützenfest in Angermund Königin wirbt für mehr Frauen im Verein

Düsseldorf · Mit dem Schützenfest der Bruderschaft Angermund endete die Regentschaft von Kerstin Michel. Die erste Königin des Vereins macht sich für weiblichen Nachwuchs stark.

Angermunds erste Schützenkönigin, die den Titel nicht als Begleiterin des Königs trägt: Kerstin Michel hat Vereinsgeschichte geschrieben.

Foto: Schützen

Seit ihrem Gründungsjahr 1511 wird die Bruderschaft Angermund erstmalig von einer Königin repräsentiert. „Wir sprechen in diesem Fall von der amtierenden Königin, um den Unterschied zur Königin hervorzuheben, die den Schützenkönig durch das Jahr begleitet“, erklärt Schützensprecher Harald Weber. Kerstin Michel gab im vorigen Jahr den entscheidenden Schuss ab und ihr Mann Richard stand ihr in ihrem Schützenjahr zur Seite.

Bislang gab es in der mehr als 500-jährigen Geschichte der Bruderschaft nur ein Fest, bei dem Frauen sich am Schießen um die Königswürde beteiligten. Das ist erst seit 2006 überhaupt möglich, als Frauen als ordentliche Mitglieder im Angermunder Schützenverein zugelassen wurden. „Damals sind gut 30 Frauen in den Verein eingetreten, der rund 480 Mitglieder zählt“, sagt Schützensprecher Harald Weber. Und er räumt ein: „Ohne Frauen, ob als Mitglieder oder nicht, würden wir solch schöne Schützenfeste gar nicht hinbekommen, wie wir sie in Angermund feiern.“

Frauen im Angermunder Festzug gibt es aber schon länger, wie der historische Umzug zeigt. Viele außergewöhnliche Gruppen – in Angermund spricht man nicht von Kompagnien – präsentieren sich dann, die alle aus den Reihen der Bruderschaft stammen. So gibt es beispielsweise eine Rokoko-Gruppe, deren Wurzeln bis in die 1920er-Jahre zurückreichen und deren Damen prachtvolle Kleider mit Reifröcken tragen. Frauen sind zudem traditionell bei den Musikgruppen und den Fahnenschwenkern vertreten. Und vor einigen Jahren hat sich mit den Angerwalküren auch eine reine Frauengruppe gegründet.

Frauen sind in der Gruppe
St. Rochus „voll akzeptiert“

Königin Kerstin Michel in die St.Rochus Gruppe eingetreten, der schon ihr Mann angehörte. „Viel geändert hat sich dadurch für mich nicht, denn wir Frauen wurden schon vorher dort voll akzeptiert“, sagt Michel. Während ihrer Regentenzeit hat sie im Verein dafür geworben, dass mehr Gruppen Frauen als Mitglieder zulassen. Denn die Bruderschaft hat das zwar ermöglicht, ob es umgesetzt wird, entscheidet aber jede Gruppe selber.

„Ich halte das für einen wichtigen Schritt, um auch junge Frauen für das Schützenwesen zu begeistern und so neue Mitglieder zu bekommen“, sagt Michel. Als bestes Beispiel führt sie ihre eigenen Ehrendamen an, die nun in die Rochus-Gruppe eingetreten sind.

Höhepunkt in ihrem Königsjahr war für Kerstin Michel die Fahrt in einer Kutsche durch das Dorf am Sonntagnachmittag beim Schützenfest und die anschließende Parade. „Das ist besonders schön, da ich so viele Menschen am Straßenrand kenne, ihnen zuwinken kann“, sagt Michel. Sie kann anderen Frauen nur empfehlen, sich auch einmal am Königsschießen zu beteiligen. „Mein Jahr war aufregend, spannend, intensiv und ist sehr schnell vorbeigegangen!“