Palastblühen im Kunstpalast Düsseldorf Wenn die Blumen perfekt zur Kunst passen
Düsseldorf · Düsseldorfer Floristen interpretieren mit Blumenarrangements Bilder im Kunstpalast. Ab dem 12. April startet das „Palastblühen“.
Er liebt die Inszenierung von duftenden Blüten, frischem Grün und blühenden Zweigen – und das nicht kurz und streng zum akkuraten Bouquet gebunden, sondern gerne luftig und wild. Victor Breuer ist Floristikmeister, der sein Handwerk von der Pike auf gelernt und im Mai vor fünf Jahren sein erstes eigenes Geschäft in Pempelfort eröffnet hat. Der 33-Jährige ist einer von neun renommierten Düsseldorfer Blumendesignern, die sich mit Kunstwerken aus der neu eröffneten Sammlung des Kunstpalastes auseinandersetzen und sie floral mit ihren gestalterischen Mitteln interpretieren.
Generaldirektor Felix Krämer und sein Team haben das erste blumige Festival dieser Art „Palastblühen“ getauft. Passend zum Frühling und nur für kurze Zeit ist es im Ehrenhof zu erleben. „Es ist für uns eine neue Erfahrung, echte Blumen auszustellen“, so Krämer und ergänzt: „Die Besucher erwartet hier neben den im Rundgang ausgestellten Objekten florale Meisterwerke. Denn auch das ist Kunst und lohnt betrachtet zu werden.“
„Genau so ist es“, sagt der mit der Goldenen Rose der Floristen ausgezeichnete Victor Breuer selbstbewuss. „Blumen sind mehr als ein paar Rosen vom Discounter in einer Vase. Sie sind schön, machen glücklich, sind pure Emotion.“ Und was zeigt er im Kunstpalast? „Romantisch-Blumiges“, erklärt er. Das in der Zeit des Belle Époche um 1890 von Sally von Kügelgen gemalte Werk „Amor, einen Pfeil in ein Herz stechend“, habe ihn beim Rundgang, als er und seine Mitstreiter die freie Wahl hatten, gleich angesprochen. „Der Engel im goldenen Rahmen lässt sich super floral umsetzen mit Ranunkeln, Tulpen, Pfingstrose, Wicken, Hortensien und Iris“, so Breuer. In kleinen Vasen aus braunem Vintage-Glas werden die Blumen auf einem Tischchen aus altem Ulmenholz gruppiert.
Blumen auch in den verspiegelten Ecken im „Creamcheese“
Wenn ab Mittwoch im Kunstpalast aufgebaut wird, ist auch Anna Haase-Tanzmann dabei. Eigentlich hat sie Fotografie und Bildhauerei studiert, doch die Leidenschaft für Pflanzen gewann die Oberhand, und sie eröffnete das „Tanzmann“ an der Grafenberger Allee. Sie bespielt mehrere Räume im Kunstpalast, baut fantasievolle Bäume aus Pusteblumen und goldenen Blättern, ein überdimensionales, im Durchmesser zwei Meter großes Peace-Zeichen aus Kunstblumen und bestückt die Theke im „Creamcheese“ an den verspiegelten Ecken exotisch mit Ruhmeskronen (Gloriosa), Schmetterlingsorchideen und langstieligem Rittersporn. „Poppig“ soll es werden.
Fotografien der Kunstwerke und eigene Zeichnungen dienen als Vorlage der floralen Formate. Astrid Frauke Zimmermann von der „Tannendiele“ an der Tannenstraße baut ihre Inszenierungen im Kopf. Sie hat sich für das Gemälde „Heiliger Franziskus in der Meditation“ des spanischen Barockmalers Francisco de Zurbarán entschieden. „Das Bild strahlt eine ungeheure Ruhe aus. Die eher dunklen Farben greife ich bei der Auswahl an frischen und getrockneten Blumen auf. Orchideen und Anthurien – auch Flamingoblumen genannt – spielen die Hauptrollen“, erzählt sie. Eine Installation, die von der Decke herabhängt und im Laufe der Ausstellungstage eintrocknen kann, plant Sabine Krusekopf, Chefin der Dornrose an der Lindenstraße in Flingern.
Timo Hoogterp, amtierender Bayerischer Landesmeister der Floristen und seit kurzem Besitzer des Blumenhauses am Hofgarten, hat sich die marmorne Skulptur „Steineklopferin“ von Karl Janssen (1855 bis 1927) ausgesucht. Weiß wie der Marmor wird sein drei mal drei Meter großer Quilt sein, den er mit einer Spezial-Nähmaschine aus Architektenpapier näht, mit weißem Allium (Zierlauch) und Orchideen bestückt. Die Idee, Menschen, die bislang nicht zum klassischen Publikum zählen, mit der Verbindung von bildender Kunst und Floristik ins Museum zu locken, kennt Timo Hoogterp aus dem Aargauer Kunsthaus. „Ich finde es großartig, nun auch hier der handwerklichen und kreativen Leistung von Floristen eine Bühne zu bieten“, sagt er.