Flugzeugmotor wird jetzt in Benrath umgearbeitet Der nächste Schritt zum Denkmal

Düsseldorf · Heiligabend 1944 stürzt ein Kampfflugzeug der Alliierten über Wersten ab. 75 Jahre später wurde der Motor der Maschine bei Bauarbeiten entdeckt. Jetzt wurde er zur Aufarbeitung nach Benrath transportiert. Nach seiner Aufarbeitung soll er einen Platz im Grünzug Auf’m Rott erhalten.

 Einige Jahre lagerte der Flugzeugmotor im Garten von Werner Baum (m.). Bei der Abholung waren auch Jonges-Geschäftfsührer Detlef Diesing (l.) und Künstler Michael Schrader dabei.

Einige Jahre lagerte der Flugzeugmotor im Garten von Werner Baum (m.). Bei der Abholung waren auch Jonges-Geschäftfsührer Detlef Diesing (l.) und Künstler Michael Schrader dabei.

Foto: Anne Orthen (orth)

Präzise und konzentriert steuert Kranführer Günter Conradt den 650 Kilogramm schweren Sternmotor, der an langen Bändern befestigt ist, in Richtung des vor dem Haus platzierten Anhängers. Das schwere Stück wird aus einem Gartengrundstück in Wersten abtransportiert. Für manche ist es Schrott, für andere verbirgt sich dahinter ein Stück Geschichte. Denn mit dem Motor ist eine lange Geschichte verbunden. Er stammt aus einem Kampfflugzeug, das an Heiligabend 1944 über Wersten abstürzte.

75 Jahre später wurde der Motor bei Bauarbeiten an der Straße „Auf´m Rott“ entdeckt und schnell entstand die Idee, daraus ein Denkmal zu machen, das an den Frieden mahnen soll. Einige Jahre lag er im Garten von Familie Baum. Jetzt ist das nächste Ziel Benrath. Dort will Stahlkünstler Michael Schrader mit Unterstützung von Mitgliedern der Werstener Jonges überarbeiten. „Wir wollen die Jugend einbinden, damit es nicht nur ein Ausstellungsstück für Menschen ist, die noch einen direkten Bezug zum Zweiten Weltkrieg haben. Wir wollen daraus etwas machen, was in die Zukunft ausstrahlt“, sagt Detlef Diesing, Geschäftsführer der Werstener Jonges. Ein Antrag auf finanzielle Unterstützung wurde dazu in der Bezirksvertretung 9 schon gestellt.

Mit dem Motor ist die Geschichte des so genannten „Weihnachtswunders von Wersten“ verbunden. Denn zwei Besatzungsmitglieder der siebenköpfigen Crew, die am Heiligabend 1944 mit ihrem britischen Bomber in Wersten abstürzten, überlebten.

Darunter der Vater der Französin Geneviève Monneris. Sie dokumentierte mit ihrem Sohn 2007 im Film „De Lourds Souvenirs“ (Schwere Erinnerungen) die Werstener Ereignisse. Im Film beschreibt ihr Vater André Guedez, was damals passierte: „Unser Flugzeug wurde über Düsseldorf von einer Flak getroffen, und ein Motor geriet in Brand.“ Er und François Duran überlebten den Absturz.

In Frankreich und England bekannt als „Weihnachtswunder“

67 Jahre lang telefonierten sie an jedem Heiligabend miteinander und erinnerten sich dabei an die fünf verstorbenen Crew-Mitglieder. In Frankreich und England ist das Geschehen auch als „Weihnachtswunder“ bekannt und es ist im Museum im britischen Elvington dokumentiert, wo die Maschine an jenem Heiligabend startete. Geneviève Monneris besuchte bereits selbst die Absturzstelle in Wersten anlässlich des Motorfundes. Sie legte kurz vor Heiligabend 2019 sieben Rosen zum Gedenken an die Flugzeugcrew am Brückerbach ab. „Es war sehr emotional, es flossen Tränen, aber wir waren alle gemeinsam da“, sagt sie. Für sie war dieser Moment das fehlende Puzzlestück ihrer Familiengeschichte. Die Finder des Motors, Uwe und Werner Baum, begleiten sie damals mit ihren Familien zu der Absturzstelle.

Nach dem Transport aus Wersten lagert der Motor nun bis zur weiteren Bearbeitung in einer Garage. Für Stahlkünstler Michael Schrader, der bereits Projekte im Bunker an der Paulsmühle am Laufen hat, hat der Motor einen geschichtlich-historischen Wert. „Er soll als geschichtliches Lehrstück ausgestellt werden. Wir verbinden den Stadtteil mit der Geschichte“, sagt er. Geplant ist, dass der Motor einen Glaskörper und einen Sockel bekommt.

Ende Juli kam auch die Genehmigung der Stadt Düsseldorf, dass das Denkmal nach seiner Fertigstellung dann auch aufgestellt werden kann. Es soll im Grünzug „Auf`m Rott“ seinen Platz finden. Detlef Diesing rechnet damit, dass der Motor im Frühsommer 2024 zurück nach Wersten kommt.

Doch bis es soweit ist, ist noch einiges zu tun: „Man sieht, dass die Teile unterschiedlich korrodieren“, sagt Diesing. Außerdem soll während der Ausarbeitung Geschichte erlebbar sein: „Das geschieht dann auch in Verbindung mit dem Paulsmühler und dem Werstener Bunker“, sagt Stahlkünstler Michael Schrader.