Thema des Tages: Toter Winkel „Eltern müssen Geduld mitbringen“

Düsseldorf · Interview Simon Höhner, Geschäftsführer der Verkehrswacht Düsseldorf, erklärt, was Eltern tun können, damit sich Kinder sicher im Straßenverkehr bewegen.

Simon Höhner ist Geschäftsführer der Düsseldorfer Verkehrswacht.

Foto: ja/ast

Warum sind Kinder im Straßenverkehr besonders gefährdet?

Simon Höhner: Das liegt an der Körpergröße und der Entwicklung der Kinder. Sie haben weniger Lebenserfahrung und der Entwicklungsstand ist ein anderer als bei Erwachsenen. Grundschüler können etwa bis zu einem Alter von zehn Jahren Entfernungen und Geschwindigkeiten kaum einschätzen. Unsere Innenstädte sind zudem nicht kinderfreundlich gebaut. Die Autos werden immer größer, so dass Kinder weit vor die Autos treten müssen, um die Straße zu überqueren. Ihr Spieltrieb passt nicht zu komplexen Verkehrssituationen. Zum Glück gehen die Unfallzahlen deutlich zurück.

Wie lernen Kinder richtiges Verhalten im Straßenverkehr?

Höhner: Richtiges Verhalten basiert auf drei Säulen: Das Elternhaus hat die Verantwortung mit den Kindern zu üben. Das kann auch indirekt erfolgen, zum Beispiel, indem sie ihre Kinder auf dem Weg zum Supermarkt auf Verkehrssituationen aufmerksam machen. Wichtig ist auch, dass die Arbeit von Bildungseinrichtungen wie Kitas und Schulen vertieft wird. Dann kommt es auch darauf an, ob ich meinem Kind die Möglichkeit gebe, zu üben. Wenn ich mein Kind zur Schule fahre, kann es als Beifahrer nicht lernen, wie es sich im Straßenverkehr verhalten sollte.

Was ist das A und O der Verkehrserziehung?

Höhner: Das Wichtigste ist, selbst Vorbild zu sein. Es nützt nichts, wenn man dem Kind sagt, dass es an der Straße stehen bleiben und gucken soll, ob ein Fahrzeug kommt, man selbst aber ohne zu gucken über die Fahrbahn läuft. Die Verkehrserziehung läuft aber auch Hand in Hand mit der Mobilitätserziehung. Das heißt, Bewegung ist alles, am besten in Schonräumen wie Parks. Dabei lernen Kinder, was vor und hinter ihnen passiert. Das ist eine wichtige Voraussetzung für ein sicheres Verhalten im Straßenverkehr.

Wie stelle ich fest, was mein Kind bereits kann und was es noch lernen soll?

Höhner: Das kann man mit kleinen Tests überprüfen. Zum Beispiel, indem Eltern sich von ihrem Kind zum Bäcker führen lassen. Dann kann man sehen, wie es in einzelnen Situationen reagiert und wo es Gefahren nicht sieht. Und wie so oft in der Erziehung sollte man auch bei der Verkehrserziehung Geduld mitbringen.