Nach Terrorangriff in Israel Jüdische Studierende in Düsseldorf fordern mehr Unterstützung der Uni

Düsseldorf · Jüdische Studierende der Heinrich-Heine-Universität haben nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel fehlende Solidarität und Unterstützung durch die Uni beklagt. „Viele Studierende haben in diesen Tagen Angst und sind schwer verunsichert, aber sie bekommen nicht die angemessene Hilfe“, sagt Jacob Horowitz, Koordinator der Jüdischen Hochschulgruppe Düsseldorf.

Der Campus der Heinrich-Heine-Universität.

Foto: Christoph Schroeter

„Der Umgang der Universität mit der aktuellen Situation ist beschämend.“ Er und seine Mitstreiter wünschen sich einerseits psychologischen Beistand für Betroffene, andererseits Sicherheitskonzepte, die die Studierenden vor antisemitischer Gewalt schützen. Die Uni wies die Vorwürfe auf Anfrage klar zurück und betonte, man stehe „solidarisch an der Seite unserer jüdischen Studierenden“. Inzwischen wurde eine Mail an Studierende und Mitarbeiter versandt.

Medizinstudent Jacob Horowitz beklagt eine Reihe von Themen, bei denen er die Uni stärker in der Pflicht zum Handeln gesehen hätte. So sei etwa bereits das erste Statement der Universität nach den Anschlägen in Israel völlig unzureichend gewesen, habe keinen Bezug zu den Geiseln in der Gefangenschaft der Hamas gefunden. Auch die Flagge Israels sei nicht aus Solidarität gehisst worden, anders als etwa an der Humboldt-Universität in Berlin.

Viel Zustimmung aber auch
Kritik für das Uni-Statement

Ein Uni-Sprecher betont dagegen, man habe den israelischen Partnern der Uni öffentlich sein Beileid ausgesprochen und die Hamas verurteilt. Allerdings ist die Terror-Organisation in dem Statement vom 10. Oktober nicht explizit genannt. Der Sprecher erklärt weiter, man habe für das Statement neben viel Zustimmung auch kritische Reaktionen von Menschen erhalten, die sich dadurch diskriminiert fühlten. Und: „Wir vollziehen täglich den Spagat zwischen unserer deutlich geäußerten Solidarität mit den Menschen in Israel und einer deeskalierenden Positionierung, um den Konflikt nicht auch noch auf unseren Campus zu tragen. Wir verurteilen in aller Entschiedenheit den Angriff der Hamas und wir verurteilen diese Organisation als Ganzes. Wir haben unter dem unmittelbaren Eindruck des Terrorangriffs unsere Bestürzung und Trauer um die Opfer in Israel zum Ausdruck gebracht.“ Diese Formulierungen gelte es zu unterscheiden von einer einseitigen Parteinahme ausschließlich für den Staat und mithin die Regierung Israels.

Ein rund 90-minütiges Gespräch zwischen Uni-Rektorin Anja Steinbeck und der Jüdischen Hochschulgemeinde fand auf Bitten der Studierenden statt. Jacob Horowitz erklärt, die Rektorin habe zwar Mitgefühl mit der Situation der Juden in Deutschland gezeigt, gleichzeitig aber viele Aussagen auch relativiert. Man habe jedoch die Uni überzeugen können, ein Rundschreiben zu dem Thema zu verfassen.

Rektorin habe im Gespräch
viele Aussagen auch relativiert

Die Universitätsleitung verschickte Anfang der Woche eine Mail, in der sie den Terror der Hamas „auf das Schärfste“ verurteilt und betont, dass für Antisemitismus und Rassismus jeglicher Ausrichtung kein Platz auf dem Campus sei. „Wir werden Verstöße jeglicher Art konsequent ahnden: von der Möglichkeit der Strafanzeige bis zur Exmatrikulation oder Entlassung“, heißt es in dem Text. In der Mail, die von der Rektorin, den Prorektoren und Kanzler Martin Goch unterzeichnet ist, wird zudem darum gebeten, betroffenen Studierenden und Beschäftigten zur Seite zu stehen.