NRW Jüdischem Leben auf der Spur
Kaiserswerth · Ab dem 2. Oktober wird an Samstagen und Sonntagen die Ausstellung „Ein Haus auf der Brücke“ mit Werken von 14 Künstlerinnen und Künstlern gezeigt.
(tino) Der Stadtteil hat eine eigene Zeitrechnung. Irgendwie hängt man 980 Jahre hinterher. Das ist schnell erklärt: Auf eine Anfrage aus Köln erließ der römische Kaiser Konstantin vor 1700 Jahren ein Edikt, wonach Juden in Ämter der Kurie und der Stadtverwaltung berufen werden konnten. Dieses Dekret aus dem Jahr 321 gilt als der älteste Beleg für die Existenz jüdischer Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. In Kaiserswerth sind jüdische Mitbürger erst seit 1241 belegt. In einer Reichsteuerliste wird aufgeführt, dass Kaiserswerther Juden 20 Mark zu zahlen haben.
„Das ist der erste schriftliche Nachweis für jüdisches Leben in Kaiserswerth, den ich kenne“, erläutert Elena Wohlreich, die sich seit 2014 mit dem Thema befasst. Und doch sind die Kaiserswerther „up to date“, denn sie beteiligen sich am bundesweiten Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Ab dem 2. Oktober wird im Museum an Samstagen und Sonntagen die Ausstellung „Ein Haus auf der Brücke“ von 14 Künstlerinnen und Künstlern gezeigt, sieben sind aus Deutschland, sechs aus Israel und Zipora Rafaelov, die sowohl in Tel Aviv als auch in Düsseldorf lebt und arbeitet, zeigen ihre Werke zum Thema „Leben in der Fremde, in der Diaspora“.
„Mit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem vor fast 2000 Jahren wurden die Juden aus ihrer Heimat vertrieben. Seitdem versuchen sie, überall auf der Welt ein Heim, eine Heimat zu finden“, erläutert Künstlerin Dina Blich.
„Diese Erfahrung machen heutzutage auch viele Menschen, die aufgrund von Kriegen, Hungernöten oder politischen Verhältnissen ihre Heimat verlassen müssen. Unsere Ausstellung befasst sich sowohl mit jüdischer Geschichte als auch mit der Geschichte vieler Völker und den derzeitigen Verhältnissen.“ „Ich habe Erfahrungen mit dem Versuch, im Ausland eine neue Heimat zu finden. Ich weiß, wie es sich anfühlt, nicht mehr zu Hause sein und noch nicht angekommen“, sagt Wohlreich, die 1993 aus St. Petersburg nach Düsseldorf kam. „Egal aus welchem kulturellen Hintergrund Künstler kommen, es ergeben sich Gemeinsamkeiten in der Kunst“, erklärt Kunsthistorikerin Barbara Grotkamp-Schepers. „Trotz aller Unterschiede gibt es Verflechtungen mit den Themen Israel, Deutschland, Migration. Es ist egal, wo man herkommt. Die Frage ist: Wie fühlst Du?“. So wird die Sprache der Kunst universell und für jeden zugänglich. Ziel des Festjahres, in dessen Rahmen die Kunstausstellung im Museum Kaiserswerth präsentiert wird, ist es, jüdisches Leben sichtbar zu machen und dem Antisemitismus etwas entgegenzusetzen.