Comedy Die kleine, feine Comedy erlebt in Düsseldorf einen Boom
Düsseldorf · In der Stadt des Kom(m)ödchens entwickelt sich neben sehr gutem Kabarett auch eine Stand-up-Szene. Die Zahl der Shows und der Orte wächst, Anfang nächsten Jahres kommt ein neues Format hinzu.
Der Humor hat viele Zuhause in Düsseldorf: Pitcher, Chateau Rikx, Zakk, Savoy, Schlüssel und sogar das Clubhaus von Sportring Eller. Das alles sind Orte, an denen regelmäßig Stand-up-Comedians spielen. Die genannten Häuser haben in der Regel monatliche Abende, einige sogar mehrere Termine im Monatsprogramm stehen. Die Zahl der Shows und Orte wächst, allein diese Woche gibt es drei Comedy-Abende (siehe Kasten).
Es hat sich offensichtlich etwas getan in der Stadt, die dank des Kom(m)ödchens für ihr Kabarett bekannt ist. In den 2000ern gab es eine Szene, die in kleinen Theatern zuhause war, in denen vor allem Comedians mit Solo-Programmen zu erleben waren. So spielte zum Beispiel Mario Barth damals vor kleinen Kulissen in Düsseldorf und machte sich hier einen Namen. In den vergangenen Jahren sind Shows hinzugekommen, in denen mehrere Comedians Ausschnitte aus ihren Programmen oder ihre ersten Geschichten präsentieren. Das Comedy-Apartment, die Frischfleisch-Comedy, Nightwash - all das sind mögliche Stationen für die jungen Kleinkünstler. „Man findet hier alles. Kleine Shows, die noch unerfahrenen Kollegen eine Plattform geben sich auszuprobieren, Großveranstaltungen, zu denen knapp 500 Leute kommen“, sagt Lars Hohlfeld, der mit seiner „Pop-up-Comedy“ eine Reihe von Orten in Düsseldorf und den Städten drumherum bespielt.
Inzwischen ist aus Köln auch die Show „Boing“ hier hergekommen, die puren Stand-up bieten will, ein bisschen wie es in den Comedy-Kellern in New York der Fall war oder vielleicht noch ist. „Bei uns treten nur Künstler auf, die unter echtem Namen echte Stories erzählen. Wir wollen keine Witzeerzähler, die Witzebücher-Jokes erzählen oder lustige Kostüme anziehen“, sagt „Boing“-Macher Manuel Wolff. „Wir schaffen langsam Verständnis dafür, wie geil es ist, wenn jemand auf der Bühne steht und ganz pur erzählt, was ihm oder ihr aufgefallen ist, was passiert ist und was er oder sie denkt.“ Geadelt wurde dieser Ansatz Ende Oktober, als die reichlich bekannte Carolin Kebekus bei „Boing“ im Pitcher an der Oberbilker Allee auftauchte.
Wohin die Entwicklung einmal führen kann, zeigt ein Blick nach Köln: Dort gebe es unglaublich viele Comedians, „an jeder Ecke“, sagt Manuel Wolff. Das hängt damit zusammen, dass in Köln die Fernsehstationen und Produktionsfirmen, Autoren und Agenten sitzen. „Die Hoffnung ist immer da, dass man als Künstler auf einer offenen Bühne auftritt und von einem Produzenten entdeckt wird“, sagt Lars Hohlfeld.
In Düsseldorf gibt es deshalb deutlich weniger Comedians aus der Stadt selbst, und es ist daher auch schwieriger, Künstler für die Shows zu buchen beziehungsweise immer wieder neue Gesichter zu präsentieren. Aber gerade das und die Überschaubarkeit machen den Reiz der hiesigen Szene aus. „Berlin als größere Stadt hat natürlich mehr Möglichkeiten, aber auch da würde ich Düsseldorf Berlin sofort vorziehen, weil die Mentalität hier bei uns am Rhein einfach unglaublich sympathisch ist“, sagt Hohlfeld.
Die beschriebene Entwicklung ist noch nicht am Ende. Die „Pop-up-Comedy“ wird im nächsten Jahr an zwei weiteren Spielorten mit neuen Konzepten zu erleben sein. Und „Boing“ präsentiert am 21. Januar erstmals eine englische Show in Düsseldorf. Dann bringt Manuel Wolff seine Kollegen Drew Portnoy und Steve Dix hier auf der Bühne. In Köln hat es bisher 15 englische Shows gegeben, alle waren ausverkauft. Eines wird auch dabei entscheidend sein: „Comedy wird für die Bühne gemacht und ist nix für die Couch, also absolut was für Düsseldorf“, sagt Lars Hohlfeld.