Düsseldorf: Lieber ein Käfig als gar keine Wohnung?

Eine Diakonie-Aktion vor der Johanneskirche macht auf die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt aufmerksam.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Die Zusage, in seine jetzige Wohnung einziehen zu können, kam Drazenko Aleksic vor wie ein Aprilscherz. „Ich konnte es nicht glauben“, sagt er. Knapp anderthalb Jahre war er ohne Wohnung, drei Monate davon so richtig auf der Straße. Und jetzt hat es einfach so geklappt — ein Privatmann hat zugesagt, seine freie Wohnung an Aleksic und dessen Partnerin zu vermieten.

Wer schon einmal eine Wohnung in Düsseldorf gesucht hat — vielleicht nicht ganz weit draußen und mit begrenztem Budget — weiß, dass eine zu finden ziemlich schwierig sein kann. Für Menschen, die keine Arbeit haben oder sogar schon eine Weile auf der Straße leben, ist die Wohnungssuche noch ein ganzes Stück schwieriger, sagt Clarissa Schruck, Sachgebietsleiterin der Fachberatung und Tagesstätten für Wohnungslose bei der Diakonie. Um auf diese Problematik hinzuweisen und um zu zeigen, wie schlimm die Zustände schon anderswo sind, hat die Diakonie auf dem Martin-Luther-Platz mehrere mit Gittern abgegrenzte Parzellen aufgestellt, die wie Käfige aussehen.

Keine eigene Wand, keine Tür, die man hinter sich schließen kann. Nur das Gitter, ein Bett aus Holz, darauf ein Schlafsack. Die Käfige sollen an die Wohnsituation in Hongkong und anderen asiatischen Metropolen erinnern. Weil dort der richtige Wohnraum so knapp ist, leben tatsächlich viele Menschen, in winzigen Parzellen mit kaum Privatsphäre. Auch wenn es hier noch lange nicht so weit ist und diese Käfige ein überspitztes Beispiel sind, hoffen die Zuständigen von der Diakonie, so Aufmerksamkeit für die Sache zu erregen. Die Aktion findet im Rahmen des 20. Jubiläums des „Horizont“ statt, wo Wohnungslose ein Beratungsangebot finden.

Auch Aleksic hat von dieser Beratung profitiert. Immer wieder ist er dort hin, um im Internet oder mit Beratern nach Wohnungen zu suchen. „Ich bin denen schon richtig auf die Nerven gegangen“, sagt er schmunzelnd. Einmal pro Woche gab es auch ein Treffen von Wohnungslosen beim „Horizont“, wo sie sich austauschen konnten.

Das Beratungsangebot, das Betroffene beim „Horizont“ finden, ist breit, erklärt Clarissa Schruck. Natürlich helfe man bei der Wohnungssuche selbst, es werde aber auch Training in anderen Bereichen angeboten. So gelte es oft, Anträge zu stellen — bei der Schufa oder beim Arbeitsamt. „Wir beraten aber auch, was Verhalten oder Auftreten bei Wohnungsbesichtigungen angeht. Gerade, wenn es viele Mitbewerber gibt“, sagt Schruck. Auch auf womöglich unangenehme Fragen zu Einkommen, Schulden oder Vorvermietern bereite man vor.

Das größte Problem, so Schruck, sei, dass viele Vermieter ein bestimmtes Bild von den Menschen, die sich hier beraten lassen, haben. „Die gelten für viele als gescheitert — in allen Lebensbereichen.“ Deshalb sei es gerade für Wohnungslose oder Hartz-IV-Empfänger besonders schwierig, eine Wohnung zu finden.

„Wenn jemand gerade wohnungslos geworden ist, versuchen wir, dafür zu sorgen, dass sich diese Situation nicht festsetzt“, sagt auch Pfarrer Thorsten Nolting. Das Problem: Die Diakonie bräuchte, um schnell aushelfen zu können, ein Kontingent an Wohnungen für Menschen in solchen Notlagen. Das gibt es aber nicht.

Auf den Wohnungsmarkt drängen in Düsseldorf viele Menschen mit verschiedenen Interessen. „Düsseldorf ist eine vergleichsweise kleine Stadt, in der aber viele Menschen wohnen möchten“, sagt Antonia Frey, Sachgebietsleiterin Beratung und soziale Integration bei der Diakonie. „Und solch eine Situation geht meist zu Lasten der Leute, die wenig Geld haben.“ Es müsse Mechanismen geben, um diese Menschen zu berücksichtigen.