Ein Blick hinter die Kulissen von Circus Roncalli
Der Zirkus zeigte großen und kleinen Fans in Düsseldorf Teile seines Programms. Auch die Schneiderei wurde geöffnet.
Düsseldorf. Gut ausgeleuchtet, Artisten verbeugen sich synchron, und nach wenigen Sekunden werden Geräte abgebaut und die Manege aufgeräumt. Eine funktionierende Zirkusveranstaltung läuft wie ein Uhrwerk, bei dem jeder Moment durchorganisiert wurde. Wer aber einen Blick hinter den roten Vorhang erhaschen kann, sieht, wie chaotisch und durcheinander es hinter den Kulissen zugeht, wenn die Artisten vor dem Auftritt noch einmal proben und Mitarbeiter aufbauen, während Trainingsgeräte wie Hantelbänke im Weg stehen.
Das Circustheater Roncalli, das bis zum 24. Juni in Düsseldorf seine Zelte aufgeschlagen hat, ließ den Zuschauer am Tag der offenen Tür am Sonntagvormittag durch die Kulisse blicken. Während der Pause zur Hälfte der kostenlosen Show lüftete sich der Vorhang, und die Zuschauer konnten über den mit Heu bedeckten Boden zu den Wagen der Artisten geben. Offen stand dabei nur die Tür zum Schneiderwagen, der „kleinsten Schneiderei der Welt“.
Zwischen Hunderten Kostümen kaum zu sehen arbeitet hier seit sechs Jahren Sophie Plautz an ihrer Nähmaschine. Auch wenn während einer Tour nur selten neue Kostüme angefordert werden, steht für sie immer irgendeine Arbeit an: „Ganze Kostüme schneidere ich mit einer Kollegin im Winterquartier. Auf Tour bin ich alleine und halte die Kostüme instand, repariere sie, oder schneidere sie um.“
(Die Bello-Sisters erklärten den Kindern ihre Kunststücke. Foto: Eppinger)
Auch während der zweistündigen Show selbst erklärte Betriebsleiter Patrick Philadelphia, der durch die Revue moderierte, viele Hintergründe zu den Artisten. Als sich Akrobatin Adèle Fame am Band hochzieht und in drei Metern Höhe ihre Figuren aufführte, zeigte er das Magnesium, mit dem sie den nötigen Halt bekommt. Außerdem holte er einige vier- bis achtjährige Kinder in die Manege, die, festgemacht am Band und gehalten von der Artistin, einige einfache Figuren in der Luft mit ihr machen konnten, und sich von der Menge wie die Zirkusstars feiern lassen konnten.
Auch die drei „Bello Sisters“, die ihre Hebefiguren vorführten, holten einige Kinder auf die Manege und ließen sie für eine Pyramide auf ihre Rücken klettern. Nebenbei erzählte Philadelphia einige Anekdoten über Zahlen und Daten rund um den Zirkus, und erklärte, dass das Zelt Platz für 1499 Besucher bietet, da der Zirkus bei einer Person mehr die Feuerwehr vor Ort haben müsste.
Auch viele Kinder der tourenden Artisten lassen sich von der Faszination Zirkus anstecken und üben schon sehr früh, um erste Stücke vor dem großen Publikum vorführen zu können. So schlug Justin, der elfjährige Sohn von Patrick Philadelphia Rad in dere Manege, präsentierte sich selbstbewusst, kletterte eine Stange hoch, hielt sich nur mit den Füßen fest, ließ sich runterrutschen und bekam erst wenigeZentimeter über dem Boden festen Halt an der Stange, und holte sich damit den mit Abstand größten Applaus des Vormittags ab.
Auch die sechsjährige Mila, die mit ihren Eltern zum Tag der offenen Tür kam, war von seinem Auftritt begeistert: „Alles war gut bei der Show, aber der Auftritt von Justin war am coolsten.“