Männermode in Düsseldorf „Unser Look ist skandinavisch, mit einem Spritzer urban“
Düsseldorf · The Qool ist ein Concept-Store für Männer. So einen Laden gebe es kaum, sagen die Betreiber. Und doch möchte man mehr sein als das.
Kennengelernt haben sich die beiden Store-Betreiber Boris Markovic und Nikita Kvitkin vor rund zehn Jahren. In der Mode sind beide zu Hause. „Ich habe vorher bei H & M eine Ausbildung gemacht, Nikita hat bei Carhartt ein Praktikum absolviert“, sagt Markovic. Bei dem heute 38-Jährigen und seinem drei Jahre jüngeren Geschäftspartner war der Wunsch, in Düsseldorf selbst etwas zu eröffnen, schon lange präsent. „Düsseldorf war die erste Mode-Messestadt, alles ist ein bisschen posh – trotzdem ist hier noch Platz für einen Store wie unseren.“
Die Mischung aus hochpreisigen Marken und Kaufhäusern, Boutiquen und Streetwear-Läden sei spannend. „Unser Look ist skandinavisch, mit einem Spritzer urban – das hat uns hier auch selbst noch gefehlt. Wir wollten das Vakuum füllen.“ Der typische Kunde sei Ende 20 bis Mitte 40, habe Anspruch an Qualität, bringe ein „gewisses Volumen, was Portemonnaie und Einkommen angeht“ mit und habe „Bock auf was Besonderes.“
Einen Concept-Store, ausgerichtet auf Produkte für Männer, zu etablieren, war von Anfang an der Plan. Das Ladenlokal Haroldstraße 14 entdeckte Markovic per Zufall, „wir haben uns direkt verguckt – gute Lage, eine schöne Größe. Ein bisschen mussten wir darum kämpfen, hier einziehen zu können, aber es hat geklappt!“ Auch wenn es ein Klischee bediene, müssten Männer manchmal dazu ermutigt werden, sich auf ein Shopping-Erlebnis einzulassen. „Der Name ist auch deswegen Programm – hier ist alles cool, entspannt, das Gefühl beim Einkaufen, unser Service, der ganze Vibe im Laden.“
Das Konzept ist klar definiert. Qualitativ hochwertige und moderne Mode, Accessoires und ausgewählte Düfte. „Der Anspruch an unser Sortiment ist auf jeden Fall, dass alle was finden, ob sie nun von Anfang an wissen, was sie wollen, oder ob sie einfach zum Gucken hier sind.“ Die Frage sei auch, „wie modisch kann und darf ich und wie kommerziell sollte ich?“ Bekannte Brands wie Carhartt und SamsoeSamsoe sind im Angebot, aber auch Newcomer-Marken sind vertreten. Und natürlich Lola, das hauseigene Label. „Das gibt es seit 2019, also schon länger als den Store“, erklärt Markovic. Rund 20 Händler beliefern Kvitkin und Markovic mit ihren eigenen, in Frankreich und Portugal hergestellten Kleidungsstücken – unter anderem auch Anson’s in Düsseldorf und weitere große Läden im Land. „Lola ist ein bisschen konträr zu unserem sonstigen Warenangebot. Wir produzieren nur Strick, T-Shirts, Kapuzenpullover.“ 80 Euro kostet ein Stück im Schnitt. Ein Outfit aus dem restlichen Sortiment schlägt mit durchschnittlich 150 Euro zu Buche, „das ist ein bisschen saisonal abhängig. Ein Shirt gibt es ab 40 Euro, für die Lederjacke im Winter kann man auch schon mal 599 Euro zahlen.“
Exquisite Produkte – jedes
mit einer eigenen Geschichte
Außerdem führt der Concept-Store für Männer das „älteste Herrenparfüm aus Amerika, 1957 gegründet, in jeder Flasche sind Steine aus dem Hudson River.“ Daluma wiederum sei eine „Self-care-Reihe aus Berlin. Wir verkaufen Kerzen von einer befreundeten Marke, die Gefäße können später weiterverwendet werden. Die Schuhe von Oswen kommen aus Köln, eine Designerin aus München fertigt auf Bestellung Schmuck an. Wir machen uns viele Gedanken, jedes Produkt soll eine Geschichte erzählen.“
Eine Community aufzubauen, auch abseits vom Klamottenkaufen, das war und ist Kvitkin und Markovic wichtig. „Die Leute, die zu uns kommen, sind loyal, aus vielen Kunden sind fast Freunde geworden. Wenn hier jemand herausgeht mit einem guten Gefühl, ist mir das fast wichtiger, als mit einer vollen Tüte.“
Um ihre Kundschaft wachsen zu lassen, denken sich die beiden Betreiber immer neue Aktionen aus, die auf den ersten Blick nichts mit Mode-Shopping zu tun haben. Partys im Ladenlokal, mit DJ, Hiphop-Beats und großer Gästeliste etwa. Und auch der Laden dient als Ort zum Treffen und Zeit verbringen. „Alle dürfen das hier als Plattform nutzen. Hier werden Dates ausgemacht, Wohnungen vermittelt, Jobs geteilt.“
Auf die Frage, wie breit aufgestellt Düsseldorf, aufgrund von Messe und zahlreichen Showrooms immerhin jahrelang als Modehauptstadt wahrgenommen, mit Geschäften wie ihrem sei, antwortet Mirkovic: „Das Schöne ist – fast gar nicht. Und das macht es auch so spannend.“ Berlin, Köln, München, Hamburg, überall dort gebe es viel selbstverständlicher Läden ähnlich The Qool. Dass Kunden aus diesen Städten extra nach Düsseldorf kommen, um sich bei Kvitkin und Mirkovic einzukleiden, sei ein schönes Kompliment. „Wenn die Leute das Gefühl haben, dass sie bei uns einen Look und ein Gefühl bekommen, wie sonst nicht, dann bestätigt mich das in dem, was wir tun.“
In der Stadt spürt Mirkovic in seiner Szene durchaus Zusammenhalt. „Miteinander ist immer einfacher als gegeneinander. Vor allem in Zeiten, die schwierig sind. Wir haben Lust, zu kooperieren, sind offen für Gespräche, für Anfragen.“ Es gebe viele Überschneidungen, auch außerhalb der Mode. „Wir haben mit dem Breidenbacher Hof zusammengearbeitet, mit dem Coffee am Carlsplatz. Mit Egoiste, einem neuen Pilatesstudio, haben wir eine Men-only-Class angeboten. Jeder soll und darf seine Idee einbringen. Daran wachsen wir alle.“