Drag Race Germany „Drag kann helfen, sich selbst zu finden“
Düsseldorf · Voluminöse Haare, Augenbrauen in Blitz-Form und ein auffallendes Make-up sind das Markenzeichen von Dragqueen Loreley Rivers. Sie ist eine von elf Dragqueens in der ersten Staffel der Show „Drag Race Germany“.
Dabei treten sie gegeneinander an, um „die Krone als Deutschlands nächste Drag-Sensation zu erobern“, heißt es in der Erklärung der Show. Als Gewinn winken 100 000 Euro Preisgeld.
Seit fünfeinhalb Jahren gibt es die Düsseldorfer Dragqueen Loreley Rivers. Seit sie die Show mit 16 Jahren entdeckt hat, war sie ein großer Fan. Denn die deutsche Variante ist ein Ableger des US-amerikanischen Originals, das es schon seit 2009 gibt. Unter der Drag-Ikone RuPaul wurde die Show immer bekannter und gewann einige Emmys. Vor Deutschland gab es auch in anderen Ländern schon Ableger der Show.
Sendung läuft zum
ersten Mal in Deutschland
Ihre Drag-Persona habe sich über die Jahre immer weiter entwickelt, sagt die 24-jährige Theaterdramaturgin, „wie eine Bühnenfigur“. Besonders nach der Show habe sich diese noch weiterentwickelt, denn in der Zeit habe Rivers auch viel über sich selbst gelernt. Eine der sieben Dragqueens aus Deutschland zu sein – die anderen vier kommen aus Österreich und der Schweiz –, die an der ersten Staffel der deutschen Variante teilnehmen können, sei eine große Ehre, sagt Rivers.
„Am Theater zu arbeiten war mein Traumjob, Drag zu machen ist mein großer Traum. Das ist wirklich unbeschreiblich, Träume können doch wahr werden.“ Deshalb sei klar gewesen, alles auf eine Karte zu setzen.
Nicht umsonst habe die Show den Ruf, die Olympischen Spiele des Drags zu sein, sagt Rivers. Egal ob im Schauspiel, Gesang oder Tanz – die Vorbereitung müsse in einigen Bereichen sitzen. Die Erfahrungen im Theater hätten dabei geholfen, so auch die im Design. Bis auf zwei Ausnahmen seien alle ihre Kostüme für die Show selbst genäht. Aber dafür seien die Comedy-Wettbewerbe eine größere Herausforderung gewesen. „Es war generell viel härter, das alles selbst zu machen, als es im Fernsehen zu sehen.“
Dass die Kunstform Drag durch die Show auch mehr Aufmerksamkeit in Deutschland bekomme, sei wichtig. Im Fokus steht dabei, sich selbst so darstellen zu können, wie man möchte – ohne den Druck der Gesellschaft, erklärt Rivers. Es handle sich auch um eine überspitze Darstellung von Geschlechterformen, sagt die Dragqueen, die die Szene auch zuhause in ihrer Heimat Düsseldorf mitgestalten möchte. „Die Stadt hat eine junge Drag-Szene, das gibt es in wenigen anderen Städten so. Wir können das hier selbst gestalten, das macht richtig Spaß.“
Während der Corona-Pandemie habe das ganze Fahrt aufgenommen. Mittlerweile gebe es in der Region einige Shows und auch Workshops. „Das Publikum hier ist total queer, Drag ist sehr vielfältig.“ Die Show habe seit Beginn der Ausstrahlung Anfang September schon dazu beigetragen, mehr Aufmerksamkeit für das Thema zu generieren.
Beispielsweise im Der Hof in der Altstadt gab es zu den Folgen ein Public Viewing. „Drag ist jetzt ein Teil von Düsseldorf und damit auch Teil der Stadtgeschichte.“ Geplant sei, künftig noch mehr Formate in der Stadt anzubieten – mit einem wichtigen Ziel: „Drag kann auch helfen, sich selbst zu finden.“
In der Community und durch Drag Race Germany seien bereits einige Freundschaften entstanden, erzählt die Dragqueen, zum Beispiel mit The Only Naomy aus Köln. Teils hätten sie sich auch schon gekannt, wie LéLé Cocoon oder Barbie Q, die alle in einem ähnlichen Alter sind. „Die Drag-Szene in Deutschland ist gar nicht so groß und wir haben alle ungefähr gleichzeitig angefangen.“ Wenn sie nicht für die Show vor der Kamera steht, ist Loreley Rivers in ganz Deutschland unterwegs und tritt bei Drag-Shows auf oder ist Teil von Public Viewings der Show. Ein weiteres Projekt ist am Theater in Oberhausen, wo sich ein Stück mit Drag beschäftigt. „So kann ich meine Leidenschaften verbinden.“