Düsseldorf Ein „Rudi" für Strazi

Ehrungen in Düsseldorf · Beim Ball International der Prinzengarde Rot-Weiss wurde die schlagfertige FDP-Bundestagsabgeordnete ausgezeichnet.

Der Ball International der Prinzengarde Rot-Weiss wurde durch einen Tanz des Boston Club eröffnet.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Normalerweise ist der Auftritt des Prinzenpaares der Glanzpunkt jeder karnevalistischen Veranstaltung. Beim „Ball International“ der Prinzengarde Rot-Weiss, Leibgarde des Prinzen Karneval e.V. im Rheinlandsaal allerdings wurde Prinz Uwe I. und Venetia Melanie die Schau gestohlen. Und das mit voller Absicht der Rot-Weissen. Als Höhepunkt des 53. Balles hatten Prinzengarde-Präsident Dirk Kemmer und sein Vorstand die Übergabe des „Rudis“ an die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann auserkoren. „Der Rudi ist die höchste nicht-karnevalistische Auszeichnung, die die Prinzengarde Rot-Weiss verleiht. Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist erst die sechste ausgezeichnete Person“, erläutert Kemmer. „Der Rudi geht nur an Personen, die sich besonders um Düsseldorfer Kultur, Brauchtum und Heimatpflege verdient gemacht haben.“

Zwar war der Einzug des Prinzenpaares in Begleitung der versammelten Rot-Weissen in den Saal samt kleine Gesangsnummer des Prinzenpaares deutlich länger und farbenprächtiger als die nur wenig mehr als zehn Minuten dauernde Rudi-Verleihung. Aber die zehn Minuten hatten es in sich. Immerhin hielt der jahrelange Tagesschau-Chefsprecher Jan Hofer die Laudatio. „Marie-Agnes ist ein Name voller Poesie, aus einer anderen Zeit, einer anderen Welt. Aber da sind Sie nicht. Sie sind tief verwurzelt mit dem Hier und Jetzt“, lobte Hofer.

„Ihr rheinischer Humor ist nicht jedermanns Sache. Hendrik Wüst kommt damit klar, Friedrich Merz wohl nicht.“ Strack-Zimmermann hatte als Rednerin im Aachener Karneval 2022 ordentlich gegen den CDU-Vorsitzenden ausgeteilt. „Zum rheinischen Karneval gehört es unabdingbar, die Finger in die Wunden zu legen“, erläuterte Hofer.

„Ich finde, es ist wichtig, dass es Menschen wie Marie-Agnes Strack-Zimmermann gibt, sonst würden wir ja alle wegen der glattgebügelten, auswendig gelernten Politikerphrasen vor Langeweile eingehen. Und Karneval ist eine Protestveranstaltung.“

Die Laudatio zu verfassen, habe ihm viel Vergnügen bereitet, erzählte Hofer. „Ich kenne Sie seit zwölf Jahren und über niemanden gibt es mehr Futter als über Sie“, meinte der Laudator verschmitzt lächelnd. Die Geehrte selber zeigte sich überrascht. „Als man mir vor ein paar Tagen sagte, ich solle den Rudi erhalten, war ich platt und ich bin immer noch platt, meinte die FDP-Politikerin. „Ich bin so platt, dass ich das Wichtigste bei meinem Dank vergessen habe. Den ganzen politischen Driss kann ich nämlich nur machen, weil mein Mann mich so selbstlos unterstützt.“ In Berlin hat sie als Ur-Düsseldorferin zusammen mit Alexander Graf Lambsdorff (Bonn) und Reinhard Houben (Köln) legendäre Karnevalspartys geschmissen und so ihre selbstgewählte Nebenaufgabe als inoffzielle Botschafterin des rheinischen Frohsinns wahrgenommen. Ähnliches will sie in Brüssel machen. Dort ist sie als FDP-Spitzenkandidatin für die Europa-Wahl vorgesehen.

Zu den ersten Gratulanten für die Geehrte gehörten Oberbürgermeister Stephan Keller, Bürgermeisterin Clara Gerlach und natürlich das Prinzenpaar. Und das hatte nur gute Erinnerungen an den Veranstaltungssaal. „Wir haben ja schon einige Déjà vus in den letzten Monaten gehabt. Der Einzug in den Saal war einer davon, meinte der Prinz. „Vor zwei Wochen sind wir ja genau hier gekürt worden.“ Das war wohl nicht genug Zeit, um die Auftritte mit der Adjudantur detailliert zu planen. Für das Lied des Prinzenpaares fehlte der Stick mit den Tönen. Egal, Kemmer und das Prinzenpaar überspielte die Pause charmant und gekonnt. Die gute Stimmung blieb. Jedes Mal, wenn die Band Caravan zu einer Tanz-Session musizierte, füllte sich das Parkett in Windeseile.