Diskussion in Düsseldorf Ein Drittel bricht die Ausbildung ab
Düsseldorf · Derzeit brechen ein Drittel der Auszubildenden ihre Lehre ab und 33.000 Stellen bleiben unbesetzt. Was man dagegen tun kann.
„Was ist die beste Eigenschaft der Generation Alpha?“ Jørn Rings stellte die Frage und direkt steckten die gut 40 Teilnehmenden an der Auftaktveranstaltung des neuen Netzwerks „Zukunft der Arbeit – Rhein/Ruhr“ in Fünfer- oder Sechsergruppen die Köpfe zusammen. Wenige Minuten später lagen die Antworten vor. Die reichten von selbstbewusst über krisenerprobt, digital kompetent, innovationsbereit, neugierig, lebensfroh bis Social Media-affin und nachhaltig. Damit ist klar, die zukünftigen Arbeitgeber der Generation Alpha, also der ab dem Jahr 2010 Geborenen, wird sich erneut anderen Herausforderungen stellen müssen, als die, die sie heute im Arbeitsleben meistern müssen.
Um eben darauf vorbereitet zu sein, wie Menschen zukünftig im Arbeitsleben denken und handeln, hat u.a. Jørn Rings das themenspezifische Spin-off der bundesweit agierenden „ZukunftsMacher“ für die Region Rhein-Ruhr initiiert. „Derzeit brechen ein Drittel der Auszubildenden ihre Lehre ab, Viele Ausbildungsverhältnisse kommen nur zustande, weil die Eltern ihren Kindern gesagt haben, mach doch mal“, meint Rings. „Deshalb müssen wir uns fragen, wie finden Unternehmen und die Auszubildenden, Arbeitskräfte, einfach Menschen zusammen.“ Diese Problemlage bewiesen auch Zahlen aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland. „In NRW blieben 2023 rund 33 000 Ausbildungsstellen unbesetzt, ein Plus von 16,7 Prozent zu 2019. Damit hat NRW die meisten unbesetzten Ausbildungsstellen aller Bundesländer“, so Rungs. „Parallel suchten zum Ausbildungsstart am 1. August noch 26 851 junge Menschen eine Ausbildungsstelle.“
Um noch mehr faktenbasiertes Datenmaterial für eine zukunftsfähige Gestaltung der Arbeitswelt zu besitzen, wälzten Rings (Kommunikationsdesigner), Simone Fuchs (Transformation-Coach/Analytikerin) und Patricia Semisch (Architektin) jede Menge Literatur und Studien, und verwoben die einzelnen Erkenntnisse zu einem großen Ganzen. Die Ausgangslage der Meta-Studie war klar: Die bereits jetzt angespannte Arbeitsmarktlage in den Unternehmen wird sich nicht von alleine entschärfen. Für Arbeitgeber bleibt nur die Wahl zwischen der Hoffnung auf eine sich derzeit nicht in Sicht befindliche Umkehr des Trends oder ein aktives Ergreifen, um die Bedürfnisse der jungen Generation mit den Bedürfnissen des Unternehmens in Einklang zu bringen. Die Frage lautete also: Wie wird man ein attraktiver Arbeitgeber für junge Menschen, die aus Schule oder Studium in den Berufsalltag wechseln?
Das Ergebnis war teils erwartbar, teils überraschend. So werden flexible und auch stundenreduzierte Arbeitsmodelle wichtiger (z. B. 4-Tage-Woche), Umwelt-, Nachhaltigkeitsthemen und Klimaverträglichkeit müssen ernstgenommen werden oder Unternehmen müssen technologisch up to date sein und eine sehr gute Social-Media-Präsenz aufweisen. Für die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber ist auch ein gutes Gehalt entscheidend. Aber für die junge Generation ist es entgegen politischer Tendenzen wichtig, dass im Unternehmen das Engagement für Vielfalt und Inklusion merkbar und ernst gemeint sein muss. „Wir waren schon ein bisschen traurig, dass das Gehalt immer noch einen so hohen Stellenwert bei der Generation Alpha besitzt“, urteilt Studienmacherin Fuchs. „Aber das zeigt, dass sich die Gesellschaft nicht so schnell verändert und die Älteren weiterhin die Ansichten prägen.“
Zur Netzwerk-Mitgliedschaft und -Mitarbeit bei „Zukunft der Arbeit – Rhein/Ruhr) sind alle eingeladen die aktiv zu einer Verbesserung der Arbeitsmarktsituation beitragen wollen. Eingebunden sind auch junge Menschen, wie Moses Bachmann, Schulspecher der Maria Montessori-Gesamtschule. Er saß bei der Podiumsdiskussion der Spon-off-Gründung mit auf der Bühne.